Werbung

Nachricht vom 22.06.2015    

Ärzte werden wertvoller

Erstmals hatte die Westerwald Bank zu einem Ärzte- und Apothekertag eingeladen. Im Fokus stand dabei die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum. Die schnellen Veränderungen im Gesundheitswesen, das machte Hauptreferent Professor Dr. Thomas Schlegel deutlich, bieten Chancen für Mediziner.

Der Gesundheitsrechtler und -ökonom Professor Dr. Thomas Schlegel setzt auf Kooperationsmodelle, um die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum dauerhaft zu gewährleisten. (Foto: Andreas Schultheis)

Hachenburg/Region. Bundesweit gehen rund 13.000 Hausärzte in den nächsten Jahren in den Ruhestand. Etwa die Hälfte wird keinen Nachfolger finden. Und das ist nur ein statistischer Wert. Denn der ländliche Raum schneidet im Vergleich zur Stadt noch schlechter ab. Wie also steuert man gegen, insbesondere in einer älter werdenden Gesellschaft, die eher mehr als weniger ärztliche Versorgung benötigt? Rund 80 Prozent der Kosten im Gesundheitswesen werden nämlich mittlerweile für 20 Prozent zumeist chronisch Kranke aufgewendet. Diese Frage stand im Fokus des ersten Ärzte- und Apothekertages der Westerwald Bank für die Kreise Altenkirchen, Neuwied und Westerwald in Hachenburg. Dass die Wege zum Arzt künftig weiter werden, dass es neue Modelle von ärztlicher Versorgung geben wird, dass es mehr ältere Mediziner geben wird, die über ihren 65. Geburtstag hinaus arbeiten werden, darauf wiesen Vorstandssprecher Wilhelm Höser und Sanitätsrat Dr. Michael Fink hin, Vizepräsident der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz.

Allerdings: Es gibt durchaus Ansätze, der Entwicklung Herr zu werden. Thomas Schlegel, Rechtsanwalt, Professor für Gesundheitsrecht und Gesundheitsökonomie an der Hochschule Fresenius in Idstein sowie Dozent an der Universität Cardiff, setzt auf Praxiskooperationen und Praxisfusionen, auf fachliche, räumliche und sektorenübergreifende Zusammenarbeit. Er warb für verschiedene Formen der Kooperation, damit unbeantwortete Nachfolgefragen nicht zu Engpässen führen und Berufseinsteiger gleichzeitig ein möglichst kalkulierbares Finanzrisiko tragen können. Dabei gebe es unterschiedliche Modelle: von einer so genannten Kostengemeinschaft über die Möglichkeit einer Zweigpraxis bis hin zu Berufsausübungsgemeinschaften und Versorgungsnetzwerken aus Allgemein- und Fachärzten, Apothekern und Physiotherapeuten. „Die schnellen Veränderungsprozesse im Gesundheitswesen eröffnen eine Vielzahl von Möglichkeiten“, so die optimistische Einschätzung des Experten. Er ist sicher: „Ärzte werden wertvoller!“ Das sollte auch jungen Medizinern Mut machen, sich für die Herausforderung einer eigenen Praxis zu begeistern. Allen Hausärzten riet er zudem, ihre Nachfolge so früh wie möglich zu planen, auch um etwaige Fehlschläge bei der Auswahl eines Nachfolgers zu vermeiden. So könnten beide Seiten beispielsweise über eine Anstellung zunächst sondieren, ob der potenzielle Nachfolger sich für die abzugebende Praxis eignet.



Die Politik habe zudem erkannt, dass sie in der Pflicht sei: Mit 300 Millionen Euro fördere beispielsweise der Bund innovative Versorgungsformen. Gleichwohl gebe es keinen Instrumentenschrank, aus dem heraus die spezifischen Probleme unterschiedlicher Regionen zu meistern seien. Standorte müssten attraktiv sein, und das eben nicht nur für den Arztberuf selbst, sondern beispielsweise für den Lebenspartner, so Schlegel. Das machte auch Katharina Schlag von der Wirtschaftsförderung des Westerwaldkreises deutlich. „Wir fangen gerade erst an, uns mit der Problematik zu beschäftigen.“ Sie wünscht sich beispielsweise, „dass die Kreishäuser von der Ärzteschaft als Gesprächspartner mehr wahrgenommen werden, wenn über Infrastruktur und regionale Vernetzung gesprochen wird.“ Landrat Achim Schwickert machte deutlich, dass die Kommunen in der Region ihre Aufgaben vor allem darin sehen, die relevanten Akteure zu vernetzen, Infrastruktur und Standortmarketing zu verbessern und mit kleinen Schritten vor Ort zu helfen, etwa durch gezielte Standortwerbung an medizinischen Fakultäten, Informationen über aktuelle oder sich abzeichnende Praxisvakanzen, Unterstützung bei Behördenanliegen oder der kurzfristigen Prüfung von Projektvorhaben.

Unterstützung sagte dabei auch die Westerwald Bank zu, die in ihrem Kompetenz-Center Freie Berufe mit Torsten Gerhardt und Jörg Metternich Spezialwissen geschaffen hat, um insbesondere Ärzte und Apotheker zu entlasten, unter anderem in Fragen der Praxisbewertung- und organisation, bei Vertragsgestaltung, Standortanalysen, Liquiditäts-, Investitions- und Vermögensplanung. (as)


Feedback: Hinweise an die Redaktion

Weitere Bilder (für eine größere Ansicht klicken Sie bitte auf eines der Bilder):
 



Aktuelle Artikel aus Region


Tanzen für den Erhalt: Gießen feiert sein Herzensfestival trotz Zukunftssorgen

Tausende feiern, tanzen und schwitzen bei 30 Grad – das „Stadt ohne Meer“-Festival hat auch in diesem ...

Nächtlicher Einbruch in Mudersbach: Unbekannte Täter überfallen 75-Jährige

In der Nacht zum Freitag, dem 13. Juni, kam es in Mudersbach-Niederschelderhütte zu einem erschreckenden ...

"Pool, Buch und Wein" mit Autorin Ulrike Puderbach im Erlebnisbad Herschbach

Am 24. Juni – rund um den Midsommar – bietet das Team des Erlebnisbades Herschbach seinen Gästen eine ...

Veteranentag und 40. Jahrestag der Reservistenkameradschaft in Steimel gefeiert

Der Nationale Veteranentag am 15. Juni ist ein Gedenktag in Deutschland. Mit dem Tag soll erstmalig 2025 ...

Feuerwehr Horhausen feiert erfolgreichen Feuerwehrtag

Am Sonntag, den 15. Juni, fand der traditionelle Tag der Feuerwehr in Horhausen bei bestem Feierwetter ...

Sonnige Aussichten für Rheinland-Pfalz: Temperaturen steigen weiter

Die neue Woche beginnt in Rheinland-Pfalz mit sommerlichem Wetter. Der Deutsche Wetterdienst prognostiziert ...

Weitere Artikel


Josef Zolk wiedergewählt

Josef Zolk, Güllesheim, wurde bei der Landestagung der CDU-Sozialausschüsse (CDA) in Fell an der Mosel ...

Feuerwehr-AG an der Grundschule Elkenroth

Der Löschzug III der VG Gebhardshain aus Elkenroth und Nauroth hat in der zurückliegenden Zeit im Rahmen ...

Fliegendes Klassenzimmer beim SFC Betzdorf-Kirchen

Zum 50-jährigen Jubiläum des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums in Neunkirchen veranstaltete das Lehrinstitut ...

Flammersfeld: 74-Jährige stirbt an der Unfallstelle

AKTUALISIERT Ein schwerer Verkehrsunfall ereignete sich am Montag, 22. Juni, in Flammersfeld. Eine 74-jährige ...

Wissen: Fahrer bei Alleinunfall schwer verletzt

Am Montag, 22. Juni, gegen 13 Uhr kam es auf der L 278 zwischen Morsbach und Wissen bei der Gemarkung ...

Mutter und kleine Tochter wurden bei Verkehrsunfall leicht verletzt

Am Montag, den 22. Juni kam es um 9.05 Uhr auf der Kreisstraße 71 von Birken-Honigsessen nach Wissen ...

Werbung