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Nachricht vom 05.12.2008    

Funde zeugen von früher Besiedlung

Wenn im Unterkreis Altenkirchen Bauern ihre Äcker pflügen, ist Werner Schmidt nicht weit. Vorausgesetzt, der Windecker hat davon erfahren. Denn Schmidt ist Hobbyarchäologe. Und sammelt schon seit Jahrzehnten Dinge, die in früheren Zeiten Menschen zurück gelassen haben. Dank seines Engagements hat die Wissenschaft nun neue Erkenntnisse zur Siedlungsgeschichte im Kreis gewonnen.

dieter sommerfeld

Altenkirchen. Über die Siedlungsgeschichte im Kreis Altenkirchen, vor allem den Unterkreis, hat die Literatur lange Zeit nicht viel hergegeben. Außer der Interpretation von Ortsnamen und daraus zu ziehenden Rückschlüssen hatte die Wissenschaft nicht viel in der Hand. Das hat sich geändert, seit Werner Schmidt aus Windeck auch im Kreis Altenkirchen tätig ist. Schmidt durchsucht frisch gepflügte Äcker nach Zeugen der Siedlungsgeschichte. Und wird immer wieder fündig. Seine umfangreiche Sammlung aus Bruchstücken alter Werkzeuge, Waffen und sogar Keramikexponate hat er jetzt dem Kreisarchiv in Altenkirchen zur Verfügung gestellt. Insgesamt 44 Kisten mit Fundstücken konnten Landrat Michael Lieber und Kreisarchivar Dieter Sommerfeld jetzt präsentieren.
Der Inhalt dieser Kisten belegt, dass der Kreis Altenkirchen früher besiedelt war als bisher angenommen. Schmidt sammelte etliche Überreste primitiver Werkzeuge wie Klingen, die aus der Jungsteinzeit stammen (etwa 5000 v. Chr.), aber auch der Keltenzeit (ca. 400 n. Chr.) und auch aus der Römerzeit sowie aus dem frühen Mittelalter. Und er fand Keramikscherben. Diese Bruchstücke und Scherben erzählen Geschichte, nämlich die, dass der Westerwald keineswegs nur Durchzugsgebiet für Völker aus allen Himmelsrichtungen war, sondern dass hier auch feste Siedlungen bestanden, zunächst vor allem an Flüssen, später auch in etwas höher gelegenen Regionen, wie der Grabungstechniker Rudolf Eggers von der Koblenzer Archäologie weiß. Damit konnten die Lücken der Geschichte mehr oder weniger geschlossen werden.
Die Fundstellen - vor allem im Unterkreis in den Verbandsgemeinden Altenkirchen, Hamm und Flammersfeld - wurden und werden gesichtet, sortiert und kartografiert. Jeder Fund kann per GPS-Daten einem bestimmten Ort zugeordnet werden - oft eine Sisyphusarbeit, wie Eggers weiß. Und er weiß, dass die Archäologie ohne Menschen wie Werner Schmidt ärmer dastehen würde: "Solche Leute brauchen wir."
Den ersten Fund im Kreis Altenkirchen hat Schmidt vor 15 Jahren bei Pracht gemacht. Dann wurde es immer mehr. Ein gepflügter Acker ist für Schmidt "wie ein aufgeschlagenes Buch". Und dieses aufgeschlagene Buch erzählt besispielsweise, dass schon die Werkzeugfunde aus der Jungsteinzeit von einer relativ hohen Besiedlungsdichte zeugen. Bei Mehren, Birnbach und Kettenhausen weisen Funde auf jungsteinzeitlichen Siedlungen hin. Damals, so wies Schmidt nach, muss man auch schon mit der Herstellung von Keramik begonnen haben, was bislang unbekannt war, weil die Belege fehlten. So sammelt der Windecker Hobbyarchäologe weiter "Mosaiksteinchen aus allen Zeiten", wie es Eggers formuliert. Und Archivar Dieter Sommerfeld ist sich sicher: "Nun ist die Kontinuität der Siedlungsgeschichte von der Jungsteinzeit bis heute hergestellt."
Landrat Michael Lieber würdigte das Engagement Schmidts, das für den Unterkreis etwas Helligkeit in das Dunkel der Geschichte gebracht hat. Und er wie das Kreisarchiv können sich freuen. Schmidt wird weitermachen und die Äcker absuchen. Zuhause, erzählt er, hat er noch etliche Exponate, die sortiert werden müssen. (rs)
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Kreisarchivar Dieter Sommerfeld zeigt einen alten Mahlstein. Fotos: Reinhard Schmidt



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