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Nachricht vom 16.12.2015    

Vom traurig sein und getröstet werden

Hospizhelfer des Hospizvereins Altenkirchen e.V. gestalteten eine Projektwoche in der Erich Kästner-Grundschule Altenkirchen zum Thema Tod und Trauer. Die Arbeiten wurden gemeinsam mit den Eltern und der Schulleitung besprochen und gezeigt.

Foto: Verein

Altenkirchen. Im November war es wieder soweit. Sieben ehrenamtliche Hospizhelfer/innen führten zum zweiten Mal in der Erich Kästner-Grundschule das Projekt „Hospiz macht Schule“ durch.
Was machen ehrenamtliche Helfer des Hospizvereins, wenn sie eine ganze Woche lang den Unterricht in einer 3. Grundschulklasse gestalten? Werden die Themen Krankheit, Sterben, Trauer und Trost nicht doch ein bisschen Angst erzeugend und zu schwierig für die Kinder?
Wer in der Projektwoche in der 3a dabei sein durfte, konnte sich vom Gegenteil überzeugen. Die Hospizhelfer/innen Andrea Hahn-Hassel, Lilli Hambach, Marion Dahse und Konstantin Müller waren gut vorbereitet und speziell ausgebildet worden.

Am ersten Tag schon erfahren die Kinder, was Verwandlung bedeutet. “Man muss etwas zurücklassen, wenn man Neues erleben will,“ fasst Matthias treffend zusammen, was Andrea Hahn-Hassel den Kindern an diesem Tag mit Geschichten und Bildern nahebringt. Sie ist die Teamleiterin der ehrenamtlichen Gruppe. Den nächsten Tag gestaltet Konstantin Müller. Hier steht Krankheit und Leid im Mittelpunkt. Spielerisch erkunden die Kinder verschiedene Krankheiten. Sie sammeln welche Krankheiten sie kennen, stellen Fragen dazu, spielen Pantomimen, lachen, raten, applaudieren. Es stellt sich Leichtigkeit und Frohsinn ein und als es schellt, will niemand in die Pause gehen.

Dann wird es wieder ruhiger und ernster, in Kleingruppen wird gesammelt, was man alles für einen Kranken tun kann. Da kennen sich die Kinder aus. Die Listen werden lang und reichen von Tee und Wärmflaschen bringen bis zu leiser Musik hören und mit Papas Handy spielen dürfen. Der Unterricht wechselt häufig von Impulsen und Geschichten im Kreis mit allen zur Arbeit in kleinen Gruppen mit drei bis vier Kindern und je einem Hospizhelfer. Die Kinder mit besonderem Förderbedarf nutzten die intensive Unterstützung um sich gezielt einzubringen.

Am dritten Tag haben die Kinder zu ihren Gruppenleitern eindeutig Vertrauen gefasst. Einige kuscheln an der Schulter und viele nutzen das Thema Sterben und Tod, um über eigene Erfahrungen zu sprechen. Der eine erzählt vom Tod eines Freundes, der nächste hat vor kurzem den Großvater verloren, ein anderer einen Unfall erlebt. Die Erfahrungen und Gefühle sind so vielfältig wie die Vorstellungen, was nach dem Tod geschieht. Die Kinder malen dazu bunte Bilder von Verstorbenen und Lebenden, wie sie mit Engeln an gemütlichen Kaminfeuern oder in froher Runde im Himmel sein werden. Die Bilder sprechen eine eindringliche Sprache. Sie dürfen so stehen bleiben, werden nicht gedeutet, nicht kritisiert.
Lilli Hambach betont, dass die Hospizhelfer/innen nicht als Vertreter einer Glaubensrichtung auftreten, sondern sich offen zeigen für alle Vorstellungen von Spiritualität, die die Kinder mitbringen. Am nächsten Tag steht die Trauer im Mittelpunkt. Im Film „Willi will´s wissen“ erfahren die Kinder, dass das Traurig sein sich anfühlt, wie eine Pflanze, die die Wurzel, den Boden verloren hat. Marion Dahse erklärt den Kindern, wie sie die vorgezogene Bohnen in ihre selbstgestalteten Töpfe pflanzen können. „Das kann ganz schön lange dauern, bis man wieder gute Wurzeln hat“, meint Leni nachdenklich.

Den letzten Tag leitet Angela. Sie liest eine Geschichte vom Sterben und Trösten vor. Es wird sehr still. Dann basteln die Kinder eine Trostpuppe, die sie verschenken können, und die auch für sie selbst zum Trost wird. Auf einer großen Ranke wird noch einmal gesammelt, was man tun kann, um jemanden zu trösten. Dabei ist eines klar: Trost braucht man ja nicht nur, wenn jemand stirbt. Trost braucht jeden Tag jemand in der Klasse. Die Giraffenklasse hat jetzt das Plakat mit vielen Ideen an der Tür kleben. Wenn jemand weint, weil er hingefallen ist, eine Arbeit nicht so gut ausgefallen ist oder weil er sich mit der besten Freundin gestritten hat, wissen die Kinder, was zu tun ist.

In der Projektwoche haben die Schüler nicht nur ihr Wissen und Können rund um die Themen Tod und Trauer erweitert. Jedes Kind hat mehrfach unter einer guten Anleitung Ergebnisse aus seinem Arbeitsprozess präsentiert. Zum Abschluss sind Eltern und Schulleiterin Ingrid Loos eingeladen, sich die Ergebnisse der Woche anzuschauen. Da zeigen die Kinder stolz und selbstbewusst, was sie in der Woche alles gelernt und erarbeitet haben. Man merkt ihnen die Freude über den Besuch an. Sie sitzen zu Füßen ihrer Eltern, während noch einmal gemeinsam der Film „Willi will´s wissen“ angesehen wurde.



Bei Fingerfood und Kaffee bestand danach die Möglichkeit, sich noch einmal zu informieren und die vielen Ergebnisse aus den Kleingruppen anzusehen. Bei der nächsten Grippe, haben die Eltern jetzt noch einmal viele Ideen, womit sie ihr Kind glücklicher machen können.
„Die Kinder haben in dieser Woche durch die betreute Kleingruppenarbeit außerordentlich intensiv und zielgerichtet gearbeitet,“ schwärmt die Klassenlehrerin Jutta Heucke. „Und manche Kinder haben in dieser Woche durch die intensive Zuwendung eines Erwachsenen einen spürbaren und nachhaltigen Zuwachs an Selbstvertrauen und Motivation erreicht.“

Bisher kann diese Projektwoche an der Erich Kästner-Schule nur alle zwei Jahre in einer Klasse durchgeführt werden. Da freuten sich alle Beteiligten, dass Heike Grünebach und Ingrid Wintjes, seit Sommer neue ehrenamtliche Hospizhelferinnen, zur Hospitation dabei waren und überlegen sich auch für das Projekt „Hospiz macht Schule“ qualifizieren zu lassen.



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