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Nachricht vom 23.12.2015    

Weihnachtslieder mit bekanntem Text "tiefer gelegt"

An Heiligabend tönt voller Gesang durch die „Straßen und Gassen“ aus hell erleuchteten Kirchen hinaus. Am frühen Weihnachtsmorgen hingegen wird es in den Kirchen schon deutlich spürbar: mancher Choral ist in der Tonart des Gesangbuches für den morgendlichen Kaltstart der Stimme nicht ganz unbedenklich. Deutlich weniger Klangfülle ertönt. Ehe man bei hohen Tönen „einknickt“, lassen es manche mit dem (Mit-) Singen dann lieber gleich bleiben. Kantor Achim Runge legte für neue Werke der Musik vor und die Hammer Orgel ertönt in besonderem Klang.

Kantor Achim Runge im Innern der frisch gereinigten Orgel in Hamm. Fotos: Petra Stroh

Hamm. „Stille Nacht, heilige Nacht“, „Es ist ein Ros’ entsprungen“ oder „Tochter Zion“- Weihnachtslieder, die seit Generationen im „Ohr“ sind, voller Freude mitgesungen werden und für viele Menschen mindestens so zwingend zu Weihnachten gehören wie Stollen, Spritzgebäck oder Tannenduft.

Wie kaum in einer anderen Jahresphase wird noch so viel außerhalb von Chören gesungen, wie in der Weihnachtszeit. Selbst Menschen, die nicht bei intensiven Gottesdienstbesuchen regelmäßig ihre Stimmen so lobend erschallen lassen, haben keine Probleme in die altbekannten Melodien einzustimmen und ihre Weihnachtsfreude so jubelnd nach außen zu kehren. Bei den Texten, vor allem der mehrstrophigen Lieder, hakt es da vielleicht an mancher Stelle, aber gemeinsam werden diese Klippen und mit Freuden die traditionellen, wohltuenden Weisen gemeistert. Insgesamt haben sich durch den mangelnden Gebrauch die Stimmlagen der Menschen in den letzten Jahrzehnten verändert, außerdem verlieren auch altersbedingt die Stimmen an „Höhe“. Eine Entwicklung, die Kirchenmusikern schon seit Längerem an dem Singverhalten von Gruppen und Kirchengemeinden auffällt.

Auch Achim Runge, Kantor der Evangelischen Kirchengemeinde Hamm, wurde aufmerksam, bekam dann noch einen „Schubs“ von Ehefrau Elisabeth, die immer häufiger hörte, wie schwer sich manche Frauen und Männern in benachbarten Kirchenbänken mit Tonhöhen quälten. „Kirchenmusik ist gesungene ‚Frohe Botschaft’ und sollte auch so klingen“ – das ist Credo für den Organisten und Chorleiter, der schon seit über 35 Jahre in Gemeindediensten wirkt. Musik ist für ihn nichts Statistisches, sondern muss und darf gelebt werden. Dabei greift er nicht nur engagiert in die Tasten seiner frisch gereinigten Orgel in Hamm, sondern auch in die „musikalische Trickkiste“.

Als Profi-Musiker war es für ihn nie ein Problem die Melodien in „tiefere Lagen“ zu „transponieren“. So hält er schon lange den Gesang in seiner Gemeinde einfach etwas tiefer in Schwung. Für zahlreiche Frauen und Männer, die nebenamtlich die Kirchenmusik in ihren Gemeinden stemmen, ist so ein „Transponieren“ aber kein „Klacks“. Ihnen die „Orgelarbeit“ zu erleichtern ist für Achim Runge schon immer ein Bedürfnis. Bereits vor über zehn Jahren hat er für seine nebenamtlichen Kollegen ein “kleines Choralbuch für Einsteiger“ in zwei Bänden (Weihnachtsfestkreis und Neue Geistliche Lieder) verfasst und veröffentlicht: dreistimmige Choräle und Vorspiele, die einfach zu händeln, aber klangvoll sind.

Aus diesem dankbar angenommen ersten Projekt „schlidderte“ Achim Runge in das "Choralbuch kreativ". Initiiert durch Landeskirchenmusikdirektor Ulrich Cyganek fand sich eine Arbeitsgruppe von sieben rheinischen Kantoren zusammen und komponierte schöne, leicht spielbare Intonationen, dreistimmige und vierstimmige Sätze, mit und ohne Pedaleinsatz, längere Choralsätze – großzügig gesetzt mit viel Platz für eigene Notizen - und Tipps und Anregungen für vielfältige Nutzungsmöglichkeiten in der musikalischen Kirchenwelt.

Im Herbst 2015 vollendete Achim Runge - nun wieder alleine - sein neuestes Werk „Endlich tief genug“. Hier fasste er 50 „tiefergelegte“ Melodien aus dem Evangelischen Gesangbuch zusammen – darunter auch viele Weihnachts-Klassiker – und eröffnet damit vielen Gemeinde-Sängern unter anderem machbaren Weihnachtsjubel. „Das ‚Tiefer – Transponieren’ ist aber auch ein Balance-Akt. Zunächst einmal muss nicht grundsätzlich jedes Lied tiefer gespielt werden, sondern nur die mit häufig exponierter Lage. Und die neue, tiefere Tonlage darf natürlich nicht "zu tief" sein, denn auch nach unten gibt es stimmliche Grenzen, und sie darf nicht zu viele Vorzeichen haben, denn dadurch ergeben sich wieder neue, spieltechnische Schwierigkeiten“, unterstreicht Runge.



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Sein jüngst erschienenes Werk „Endlich tief genug“ geht nun in die Kirchenmusiker-Welt hinaus. Viele – so seine bisherigen Rückmeldungen – haben schon auf die gedruckte Ausgabe der ursprünglichen „Runge’schen Ringbuchsammlung“ gewartet und freuen sich auf das Orgelspielen in ihren Gemeinden.

Die Gottesdienstbesucher, die an den Weihnachtstagen in die heimischen Kirchen strömen, merken vielleicht am guten Klang ihres Gesangs, wo „tiefer-transponiert“ wurde und sich der Weihnachtsjubel nun wieder passend anhört und anfühlt. Und was berührt den Kantor bei seinem Weihnachtseinsätzen in der Evangelischen Kirchengemeinde Hamm zu diesem Fest noch ganz besonders? Er freut sich über den grandiosen Klang seiner frisch gereinigten Orgel. Seit dem ersten Advent erklingt das auch optisch schöne Instrument im Hammer Kirchenraum wieder in vollem Glanz. Gut vernehmbar der klangliche Unterschied zur wochenlangen Zwangs-Alternative Keyboard.

Ab Mitte Oktober wurden in Hamm rund 1500 Pfeifen ausgebaut, gereinigt, alle Lederteile mit Talkum eingepinselt, um sie geschmeidig zu halten und die gesamte Mechanik überprüft und eingestellt. Die Grundreinigung hat der Orgel, deren Gehäuse und ältester Pfeifen-Bestand aus dem Jahr 1860 stammen, gut getan. Alle paar Jahrzehnte verlangt die Orgel nach dieser besonderer Pflege.

„Die Hammer Orgel hatte nicht immer die aktuelle Gestalt. Auf der Basis der alten Bernhard-Orgel erfolgte 1993 ein "technischer Neubau" durch die Hardtheimer Orgelmanufactur Vleugels, wobei die gesamte Mechanik erneuert und der Spieltisch nach vorne verlegt wurde. In dem neuen Konzept wurde damals auch Platz gelassen für den späteren Einbau von vier weiteren Registern. Diese konnten nun, nach langer Vakanz, eingebaut werden, das letzte im Zuge der General-Reinigung,“ schildert Achim Runge die Orgel-Historie.

„So eine Generalreinigung ist übrigens keine kosmetische Sache - so wie man Fenster putzen kann oder es auch bleiben lassen kann“, betont Runge. Vielmehr sei es mit Inspektion und TÜV beim Auto vergleichbar. „Durch Wartung sollen Schäden frühzeitig erkannt und behoben werden, hier ist auch die regelmäßige Stimmung zu nennen, die ja auch eine gezielte technische Überprüfung beinhaltet!“ Für viele Kirchengemeinden – so seine Erfahrungen - gab es da schon ein böses Erwachen, wenn dies zu lange "gelassen" gesehen wurde - nach dem Motto: "wieso, die Orgel geht doch noch...". „Manche Sachen sind aber für den Laien eben nicht von außen erkennbar, und wenn sich die Kosten gegenüber einer frühzeitigen Maßnahme dann vervielfachen, hilft ein trauriges "ja wenn wir das gewusst hätten..." auch nichts mehr!“

Achim Runge ist froh, dass seine Kirchengemeinde die Orgel im Blick hatte und die nötigen Geldmittel bereit stellte. „Nun ist die Orgel komplett“, freut er sich und lässt sich von dem schönen Instrument gerne inspirieren – und dass nicht nur zur Weihnachtszeit. (pes)



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