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Nachricht vom 10.04.2016    

125 Jahre IG Metall wurden im Kulturwerk Wissen gewürdigt

Am Samstag, 9. April, wurde das 125-jährige Jubiläum im Kulturwerk Wissen gewürdigt. Der Nachmittag wurde von interessanten und emotionalen Festvorträgen über die Geschichte der IG Metall ausgeschmückt. Es gab aber auch kritische Auseinandersetzungen mit der gegenwärtigen Arbeitssituation und zukünftigen Herausforderungen.

Uwe Wallbrecher, erster Bevollmächtigter der IG Metall Betzdorf, eröffnete den Festakt. Foto: jkh

Wissen. Am 5. Juni 1891 wurde der Deutsche Metallarbeiter-Verband (DMV), der Vorgänger der IG Metall, gegründet. Innerhalb kürzester Zeit entwickelte sich der DMV zur mitgliederstärksten deutschen Gewerkschaft sowie zum Motor des sozialen Fortschritts und damit zur größten Industriegewerkschaft der Welt. Nun feiert die IG Metall in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen in einigen Orten in Deutschland.
Am Samstagnachmittag, 9. April, wurde das 125-jährige Jubiläum im Kulturwerk Wissen gewürdigt. Ein sehr geeigneter Ort, da das Kulturwerk bis 1995 ein Teil des Walzwerkes war, wo generationenlang Weißblech verarbeitet wurde.

Uwe Wallbrecher, erster Bevollmächtigter der IG Metall Betzdorf, wenige Stunden zuvor wiedergewählt, eröffnete den Festakt. Er bezeichnete die Region als „Schoß des deutschen Reichtums“ und stellte heraus, dass die Bürger dennoch „bescheiden und glücklich geblieben sind“.

Thomas Wunder rezitierte und spielte auf der Gitarre zwischen den Vorträgen. Der erste Beigeordnete des Landkreises Altenkirchen, Konrad Schwan, ist familiär eng mit dem Walzwerk verbunden. Sein Vater arbeitete mit 14 Jahren im Beruf bis er schließlich in Kriegsgefangenschaft geriet. Er war der Meinung gewesen, dass Konfessionsgrenzen überwunden werden müssen und sich Gewerkschaften nicht gegenseitig bekämpfen sollten, sondern es eine Einheitsgewerkschaft geben muss. Dieser Auffassung ist Schwan ebenfalls. Er gratulierte der IG Metall zu ihrem 125-jährigen Geburtstag.

Genauso gratulierte auch Michael Wagener, Bürgermeister der Stadt- und Verbandsgemeinde Wissen. Er ist ein Jahr nach der Schließung des Walzwerks Bürgermeister geworden. Für ihn ist nicht das heutige Kulturwerk das Denkmal, sondern die Menschen, die dort gearbeitet haben. Daher wurden die beiden Stahlskulpturen "Schnapper und Doppler" des heimischen Künstlers Arnold Morkramer in der Innenfläche des Kreisels in der Altstadt aufgestellt.

Sebastian Hebeisen, Regionsgeschäftsführer des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Koblenz, erklärte, dass die Einheitsgewerkschaft von großer Bedeutung ist. Er arbeitet im Sinne des Mottos: „Ein Betrieb, eine Gewerkschaft, ein Tarifvertrag“. Der DGB ist für alle Menschen offen, außer für Mitglieder der NPD, betonte Hebeisen. Wie man eine Mitgliedschaft in der AfD beurteilen solle, wisse man jedoch noch nicht. Bisher gibt es dennoch Mitglieder, die auch die AfD präferieren.
Hebeisen sprach darüber hinaus den Aktionstag in München an, zu dem er auch gerne gegangen wäre, wenn er nicht ins Kulturwerk eingeladen worden wäre. Werkverträge und Leiharbeit wird auch in seinen Augen immer mehr missbraucht, ohne dass der Gesetzgeber bisher aktiv wurde. Zudem ist Hebeisen gegen die rassistische Hetze sowie den Missbrauch von Billigarbeitskräften von Flüchtlingen. „Beides geht nicht.“, unterstrich er, „Mensch ist Mensch, egal welche Hautfarbe er hat oder woher er kommt.“

Hebeisen sprach auch die nächste Demonstration der Rechtspopulisten am Donnerstag, 14. April an. Hier würden ebenfalls Mitglieder oder Ehemalige teilnehmen, jedoch wären die Zahlen der Demonstranten über die Zeit eingebrochen. Auf den Demonstrationen wird von „Kammerjäger und Ungeziefer“ gesprochen und sich gleichzeitig hinter dem Deckmantel von Sorgen und Ängsten der Bürger versteckt. Das eine hat aber mit dem anderen nichts zu tun, bemerkte Hebeisen. Es wird wieder einen großen Gegenprotest geben, der von den Jusos organisiert wird.



Auch die Arbeitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler beglückwünschte die IG Metall und dankte für das große Engagement. Seit 125 Jahren verbessere die Gewerkschaft die Arbeitsbedingungen und ist gleichzeitig mit 2,3 Millionen Mitgliedern die Größte in Deutschland. Bätzing-Lichtenthäler meinte aber auch, dass heute neue Herausforderungen auf die IG Metall warten. Globalisierung und Industrie 4.0 muss die Gewerkschaft in Zukunft begleiten und deren Chancen und Risiken abwägen.

Das 125-jährige Jubiläum berührte vor allem Franz Schwarz, ehemaliger DGB Kreisvorsitzender, der die spannende und emotionale Geschichte der Gewerkschaften in der Region erzählte. Die Stärke der Region war schon immer das verarbeitende Gewerbe. Besonders ist hierbei, dass viele Generationen nacheinander die gleiche Arbeitskraft besetzten. Erfolgreich mache die IG Metall, dass wirtschaftliche Interessen vor Ort angegangen werden. Zudem ist für Schwarz die duale Fachhochschulausbildung in der Region unabdingbar, um weiterhin junge Leute in der Region zu halten. Nach seiner Rede bekam Schwarz von Wallbrecher Blumen, Wein und eine Chronik des Stahlwerks Niederschelden überreicht.

Jürgen Kerner, Hauptkassierer der IG Metall, will im Jubiläumsjahr nicht in der Vergangenheit schwelgen, sondern weiter zukunftsorientiert bleiben. Auch er ist gegen den Missbrauch von Werkverträgen zu Dumping Bedingungen und gegen Leiharbeit. „Wir werden nicht locker lassen. Leiharbeit muss die Ausnahme sein.“ Zudem ist eine neue Arbeitszeitkampagne in Planung, da diese oft ausgedehnt, oder intensiver wird. Flexibilität sollte jedoch nicht nur der Arbeitgeber vom Arbeitnehmer verlangen, sondern auch umgekehrt, fordert Kerner, „Flexibilität ist auch ein Recht der Beschäftigten.“ Nach seiner Rede bekam Kerner ebenfalls von Wallbrecher Blumen, Wein und eine Chronik des Stahlwerks Niederschelden überreicht.

Wallbrecher gab im Anschluss zu bedenken, dass Bismarck die Sozialversicherung nicht aus Gründen der sozialen Verbesserung eingeführt hatte, sondern weil er Angst vor Revolution hatte. „Ein wenig Revolution täte uns daher auch heute gut“, meinte Wallbrecher. Zum Schluss zitierte er noch einen Abschnitt von Heinrich Heines "Deutschland. Ein Wintermärchen", Kapitel 2, Caput I.

Nachdem Bürgermeister Bernd Brato ein Telefonat mit der IG Metall aufgrund seines immer leerer werdenden Akkus unterbrach, kam Wallbrecher auf die Idee als Abschlussgeschenk für alle Anwesenden eine Powerbank fürs Smartphone zu verteilen. Schließlich klang der Abend im gemütlichen Beisammensein bei leckeren Speisen aus. (jkh)



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