Werbung

Nachricht vom 05.06.2016    

Höhepunkt der Literaturtage: Ortheil las im Kulturwerk

Der Höhepunkt der diesjährigen Westerwälder Literaturtage fand am Sonntagmorgen, 5. Juni mit der Lesung von Hanns-Josef Ortheil im Kulturwerk in Wissen statt. Der Gründer und langjährige Leiter der Westerwälder Literaturtage las aus seinem neusten Roman „Der Stift und das Papier“ vor. Gebannt hing das zahlreich erschienene Publikum an Ortheils Lippen und musste an der ein oder anderen Stelle kräftig schmunzeln.

Hanns-Josef Ortheil liest im Kulturwerk aus seinem neusten Roman "Der Stift und das Papier" vor Foto: Julia Heinz

Wissen. Maria Bastian-Erll, Programmleiterin der Westerwälder Literaturtage begrüßte den Schriftsteller im Kulturwerk. Ortheils autobiografischer Roman, einer von zehn Bänden, die einen „Westerwäldischen Romanzyklus“ bilden werden, spielt zum größten Teil in Wissen und beschreibt wie der ungefähr achtjährige Hanns-Josef Ortheil das Schreiben auf eine ungewöhnliche Weise erlernt. Er lernte nicht in der Schule schreiben, sondern mit der Hilfe seiner Eltern- im Besonderen mit der seines Vaters. Der Vermessungsingenieur war jedoch kein Pädagoge. Daher ergab sich „einer der merkwürdigsten Schreibunterrichte, die es je gegeben hatte“, wie Ortheil selbst sagt.

In dem Roman wurde der junge Ortheil in der Jagdhütte, die eigentlich ein Rückzugsort des Vaters war, unter Anweisung seines Vaters mit Bleistift, Pauspapier und dem Bilderwörterbuch Duden an das Schreiben herangeführt. Der Vater begann gemeinsam mit seinem Sohn sogenannte „Tagesseiten“ auf Pauspapier anzulegen, auf denen Beobachtungen des Tages festgehalten wurden. Bis heute hat Ortheil diese weitergeführt. Dabei sind bisher 440.000 Seiten entstanden, die allmählich digitalisiert und zum Teil öffentlich gemacht werden sollen.

Immer wieder ging Ortheil als Kind in dem Roman in den Wald. Der Wald ist für ihn „die große Zone der Beruhigung“. Dort entstanden einige Geschichten in seinem Kopf, was er damals „unheimlich“ fand, sagt Ortheil. Auch seine erste Veröffentlichung, eine Geschichte zu Ameisen, entstand in dem Wald.



Mit der Zeit verbesserte sich das Schreiben des Jungen Ich-Erzählers immer mehr und gehörte zum Alltag wie selbstverständlich dazu. Eines Tages fragt der Vater seinen Sohn, ob ihm das Schreiben Spaß mache. Dieser bejahte dies. Dann fragte der Vater, ob er auch erstaunt wäre und das Kind antwortete, dass es nicht über sich selbst erstaunt wäre, sondern über das was es schreibt, liest Ortheil.

Das Publikum hing während der Lesung gebannt an Ortheils Lippen, der mit Charme und Authentizität vorlas. Manchmal musste das Publikum auch kräftig über die kindliche Naivität des Ich-Erzählers schmunzeln. Zum Beispiel als Ortheil beschreibt, wie er „aussagekräftigere Rezepte“ aufschrieb, indem er beim Prozess des Kochens die Dinge, die er sah, beschrieb, wie er sie aus seiner kindlichen Perspektive empfand. Zudem rezitierte er ohne zu zögern sogenannte „Knisterdialoge“ der Erwachsenen oder übte die Verwendung von Wörtern, indem er diese in jedem erdenklichen Zusammenhang anwendete.

Als Kind hatte Ortheil lediglich für seine Eltern und sich geschrieben. Er wollte sein Geschriebenes darüber hinaus nicht vorlesen. „Heute sind wir dankbar, dass dies anders ist.“, sagte Bastian-Erll zum Abschluss der Lesung. (jkh)


Lokales: Wissen & Umgebung
Feedback: Hinweise an die Redaktion

.: Neu bei Instagram :. => @kuriere_news

Weitere Bilder (für eine größere Ansicht klicken Sie bitte auf eines der Bilder):
 



Aktuelle Artikel aus Kultur


Waldbreitbach lachte: Sabine Bode verwandelte Lesung in Kabarett

Die Bestseller-Autorin Sabine Bode war im Rahmen des Westerwälder Literatursommers mit einer Best-of-Lesung ...

Von Beust'sches Haus: Ein architektonisches Juwel im Westerwald

Die Kombination Wein- und Schlemmerfest sowie Tag des offenen Denkmals in Hachenburg zog Menschenströme ...

Lokale Talente im Rampenlicht: "Best of Kunstforum" im Kirchener Rathaus

Im Kirchener Rathaus hat eine neue Ausstellung eröffnet, die das kreative Schaffen der Region ins Rampenlicht ...

Buchtipp: "Im Schatten der Camorra" Westerwald-Neapel-Krimi von Micha Krämer

"Noch bevor sein Gehör den Knall wahrnahm, spürte er den Schlag auf seiner Brust. Der Schuss hatte ihn ...

Theatergruppe "Die Zijeiner" präsentiert: "Wahllos schlägt das Schicksal zu"

In Roßbach wird es spannend, wenn die Theatergruppe "Die Zijeiner" vom TuS Roßbach ihr neues Stück aufführt. ...

Von Dvorak bis Beethoven: Zweites Sommerkurzkonzert in Kirchen

Am Sonntag, 14. Septemberr, erwartet Musikliebhaber in Kirchen ein musikalisches Ereignis. In der katholischen ...

Weitere Artikel


FDP-Kreisparteitag im Zeichen der Ampel-Koalition

Nachdem sie nicht nur in Rheinland-Pfalz aus dem Landtag gewählt worden waren, erleben die Liberalen ...

Trafostation in Mudersbach explodierte

Die Feuerwehren im Siegtal in der VG Kirchen wurden am Sonntag, 5. Juni zu einem Trafobrand in Mudersbach ...

Trafostation in Roth brannte

Ein Brand der Trafostation in Roth an der B 256 sorgte am Sonntagnachmittag, 5. Juni für den Einsatz ...

"Mode.Werk" jetzt auch in Betzdorf

Ein neues Damenbekleidungsgeschäft mit weiteren ausgefallenen Artikel eröffnete in der Wilhelmstraße ...

DGE-zertifizierte Verpflegung in der Kita Fürthen

Es gibt nun die DGE-zertifizierte Verpflegung in der Kindertagesstätte "Die Phantastischen Vier" in Fürthen. ...

Erwin Rüddel empfing Sozialkunde-Leistungskurse

Berlin war das Ziel einer Studienfahrt des Leistungskurses Sozialkunde des Freiherr-vom-Stein Gymnasiums ...

Werbung