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Nachricht vom 06.06.2016    

Relikte des Herdorfer Bergbaus verschwinden Stück für Stück

Ein weiteres Relikt des Bergbaus, ein stummer Zeuge seiner Zeit, verschwindet. Die ehemalige „neue Aufbereitung“ der Grube San Fernando, das vorletzte Überbleibsel der gesamten Anlage wird derzeit von einem Spezialbagger der Firma Abbruch Lindenblatt aus Gudendorf platt gemacht. Somit ist das ehemalige Maschinenhaus über der Sottersbach an der Malscheid das letzte Gebäude, das von der gesamten Grube San Fernando noch übrig bleibt.

Der Spezialbagger leistet ganze Arbeit, in kurzer Zeit wurde der halbe Aufbau schon abgerissen. Fotos: anna

Herdorf. Das alte Gemäuer der Aufbereitung war alles andere als hübsch und schon häufig wurde im Ort darüber diskutiert, warum es immer noch dastand. Jüngst machte noch einmal das Gerücht von einer Sprengung die Runde. Doch auf Grund der nahen Grubenstollen war dies wohl nicht wirklich eine Option. Lange Zeit gehörte die Grube prägend zu Herdorf und dem Sottersbachtal.

Im Jahr 1855 meldete der Herdorfer Bergmann Wilhelm Hähner die Grube San Fernando zur Mutung an, wie in der Festzeitschrift zum 100-jährigen Bestehen des Westerwald-Vereins Herdorf zu lesen ist. Anfang 1962 war dann Schicht im Schacht und der Abbau wurde eingestellt. Die beim Rösten des Erzes entstandenen Gase verhinderten jeglichen Bewuchs des nahen Berges. Unweit des Grubengeländes schloss sich das Areal der Basaltverarbeitungsfirma Klein an. Dort wurde das auf dem Hohenseelbachskopf und der Malscheid abgebaute Basaltgestein gebrochen, so dass im Volksmund immer vom „Kleins Brecher“ die Rede war. Auch dieses Areal lag über Jahrzehnte brach und so holte sich die Natur nach und nach beide Industriestandorte wieder zurück. Über lange Zeit war es möglich, von Herdorfs Ortsmitte aus entlang der Sottersbach bis zur Hüllbuche nach Daaden spazieren zu können, aber das ist ebenfalls wieder Geschichte. Das obere Sottersbachtal im Bereich der Stadt Herdorf befindet sich im Wandel.

Von der einstigen Montan- und Basaltindustrie hin zur Heimat einer modernen Hochtechnologie. Schon vor mehreren Jahren kündigte Bürgermeister Uwe Erner an, dass eine erneute, industrielle Nutzung der Gebiete angedacht sei. Mit den im Dezember letzten Jahres vorgestellten Plänen der Firma Thomas nahm dieses Vorhaben konkrete Züge an. Im Frühjahr begannen die ersten Arbeiten. Bäume wurden gerodet und alte Gebäude abgerissen. Unzählige Tonnen von Erde wurden und werden immer noch bewegt, denn das Projekt ist umfangreich. So hat das Unternehmen Thomas die ehemalige Aufbereitung gekauft und lässt diese nun abreisen, um dort Parkplätze und die neue Straße her zu bauen, welche künftig die L 285 mit dem Unternehmen verbinden soll. So werden die Straße San Fernando und die dortigen Anlieger zum Ende dieses Jahres vom An- und Abfahrtsverkehr des Unternehmens nicht mehr tangiert.



Es kracht ganz kräftig, wenn der Spezialbagger mit seiner Multischere den Stahl knackt. Stück für Stück wird das alte Gebäude zerlegt und das Material sortiert. Der Stahl wird der Wiederverwertung zugeführt, Steine und Beton sollen zerkleinert und ebenfalls wieder verwertet werden. Beim Abriss der anderen, zur Grube gehörenden Anlagen vor mehr als vier Jahrzehnten war das Thema Recycling noch nicht so vordringlich, was die vielen Metallreste bezeugen, die am Berghang noch aus dem Boden oder den verbliebenen Betonteilen heraus ragen.

Auf dem ehemaligen Areal vom „Kleins Brecher“ brummt und staubt es schon seit mehreren Wochen. Dort wird die Firma Thomas auf einem etwa 13.000 Quadratmeter großen Plateau eine weitere Produktionshalle (über 7000 Quadratmeter) errichten, die Ende 2017 fertig sein soll. Der kleine Steg, der einst die Sottersbach überquerte ist abgerissen und durch eine schwerlastfähige Brücke ersetzt. Von dort aus wird die neue Straße hinter den letzten Wohnhäusern vom San Fernando her den Hang aufwärts zur L 285 führen. Insgesamt wird die Straße etwas mehr als einen Kilometer lang und trifft gegenüber der Einmündung zum Friedrich-Wilhelm auf die Landstraße.

Von dieser Stelle aus entstanden auch die beiden Vergleichsaufnahmen der ehemaligen Aufbereitung. Derzeit grasen nahe dem künftigen Einmündungsbereich noch friedlich einige Kühe und genießen das schmackhafte hohe Gras. Mal abwarten, ob man in Zukunft von dort auch die Bauwerke der Firma Thomas sehen kann. (anna)



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