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Kultur |


Nachricht vom 08.03.2009    

Saalü! inszenierte Dorfkultur

Das Heimatvarieté Saalü! gastierte in Katzwinkel im alten Saal der Gaststätte "Vereinigung" - ein Theater mit Erzählungen um die Heimat, aber kein bisschen langweilig, sondern wunderbare Unterhaltung erlebte das Publikum im vollbesetzten Saal. Die lebendige Dorfkultur mischte sich mit Geschichten und die Theaterprofis sorgten dabei für ungewohnte Sichtweisen - einfach herrlich!

Katzwinkel. Von diesem Abend wird man in Katzwinkel und Elkhausen noch lange reden, und wer nicht dabei war, der hat etwas versäumt. Das Heimatvarieté Saalü! gastierte im Saal der Gaststätte "Vereinigung" in Katzwinkel und ließ die Stunden wie im Flug vergehen. Eine Unterhaltung der Spitzenklasse, mit den Menschen aus den Dörfern, ihren Geschichten und zwischendrin die Profis, die das Geschehen im Saal immer wieder in ungeahnte Bahnen lenkten.
Es gab so viel zu lachen und zu schmunzeln, nicht nur für die Kenner der Katzwinkeler Szene. Das Geheimnis des Namens Katzwinkel (neudeutsch: Cat-Corner) wurde gelüftet, hier konnte Dorfchronist Heinz Holschbach einiges erzählen. Der Saal, 1902 von Hermann Barnowski gebaut, stand immer wieder im Mittelpunkt, und so wurde mit viel Humor an den alten Ofen erinnert, der immer zur gleichen Zeit im Winter eine Verpuffung von sich gab, an das alte Orchestrion, das für jede Münze Musik von sich gab.
Saalü! – zur Einstimmung erklang von Gündä, Charla, Mark und Michael das berühmte Lied, seit mehr als 15 Jahren Erkennungszeichen des rheinland-pfälzischen Heimatvarietés. Und dann ging es Schlag auf Schlag, die Saalinspektion mit Gündä begann und sorgte für den humorvollen Einstieg. Da kam Charla Drops und gab in der grün-weiß Doppelrolle den Kurs im richtigen Lachen. Bürgermeister Ernst Dornhoff erzählte aus dem Dorf und sorgte mit dem richtigen Reim auf Katzwinkel für Furore im Saal: "Nicht Westerwald, nicht Siegerland, nicht Bergisch Land, wir sind Gott sei Dank die schönste Gemeinde im ganzen Land". Eine Herausforderung für die Komödianten von Saalü!, die das gleich parodierten. Die Geheimsprache der Bauern wechselt von Ort zu Ort, man nennt das auch Dialekt. Zwischen Katzwinkel und Wehbach, zwischen Elkhausen und Wallmenroth gibt es für Dampfkartoffeln oder auch den Eichelhäher recht unterschiedliche Namen. Der Sprachtest eines Siegerländers (Ernst Becher) beim Beamten (Wolfgang Würden) zur Einbürgerung verlief satirisch-witzig.
Das Grundgerüst für die Stücke lieferte Projektleiterin Martina Helffenstein, die örtlichen Talente füllten es dann mit ihren Besonderheiten aus. Auf der Bühne glänzten der MGV "Knappenchor", die Bergkapelle "Vereinigung", der Kirchenchor "Cäcilia", die Talente der kfd, und Ernst Kern (Tenorhorn), Ernst Dornhoff, Ernst Rosenbauer, Heinz Höfer sowie Gerd Neuhaus. Die Letztgenannten präsentierten das "Schürmerbanklied" und der Saal sang mit. Der Kirchenchor sang und währenddessen liefen auf der Leinwand Bilder aus der Ortsgemeinde, sie erzählten vom Bergbau, vom Schwimmbad und zeigten die Veränderungen der letzten 100 Jahre. Die "ZiKeRos", jene legendäre Unterhaltungsband, die zum Tanz und den Festen aufspielte, ließ Ernst Kern in Geschichten lebendig werden.
Die Katzwinkeler Frauen haben ihr Herz an Michael verloren, der auf der Suche nach der Besitzerin eines roten Slips im zweiten Teil dann Fieber bekam und die Damen im Saal besuchte. Als Stadtneurotiker kam Mark nach Katzwinkel, er fand nicht nur frische Luft in Katzwinkel. Marks Welt - es war Kabarett mit viel feinsinnigem Humor und brachte die Leute zum Lachen. Erotisch kam Charla nach der Pause, sie saß auf einer Hand, da kamen spöttisch-bissige Bemerkungen zu Gartenzwergen und Männern vor. Dann glänzte Charla im erotischsten Tanz, den Katzwinkels Saal je gesehen hat. Sie präsentierte einen Flamenco, ungewöhnlich, witzig und temperamentvoll. Charlas Gestik und Mimik sorgte automatisch für Lacher. Liebesgeschichten aus dem Saal und von der "Schürmerbank" gab es auch, hier erzählten Heinz und Barbara Höfer von früher.
Zum Finale formierte sich das Ensemble von Saalü! mit den Mitwirkenden der Ortsgemeinde, und Katzwinkels Dorfhymne erklang aus vielen hundert Kehlen. Unterstützt mit den Musikern der Bergkapelle sorgte das "Glück Auf, der Steiger kommt" für den würdigen Abschluss eines wunderschönen Abends, der mehr war als nur Theater. Begeistert äußerte sich das Publikum bereits in der Pause, aber am Ende stand Fest: "So was Tolles hat es hier lange nicht gegeben!"
Möglich machte das Gastspiel des Heimatvarietés die Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Kultur der Wissener Zukunftsschmiede, der Dank von "Dorfchef Ernie" galt dem Arbeitskreis, der Verwaltung und den vielen Akteuren, die in der Vorbereitungszeit mitgemacht hatten und dem herrlichen Theaterabend den ganz besonderen Stempel aufdrückten. Das rheinland-pfälzische Kultusministerium fördert das Heimatvarieté Saalü!. Wer einmal einen Abend mit Saalü! in einem alten Dorfsaal verbracht hat, freut sich mit Sicherheit über den Einsatz von Steuergeldern für Kultur. Projektleiterin Martina Helffenstein schafft es, Unterhaltung mit Niveau für Jung und Alt zu präsentieren. Die reizvolle Verknüpfung mit den Geschichten und den örtlichen Kräften im Wechsel mit den Künstlern sorgt für eine Unterhaltung, die unvergesslich bleibt. Das gelang in Katzwinkel perfekt. (Helga Wienand)
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Die Bergkapelle Vereinigung mit Dirigent Michael Velten (rechts) und Charla und Michael von Saalü! präsentierten „Cabaret“ – einfach toll. Fotos: Helga Wienand


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