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Nachricht vom 23.04.2009    

"Wildschweine sind keine Ratten"

"Man darf das Schwarzwild doch nicht wie Ratten und Schmeißfliegen behandeln", sagte Hegeringleiter Franz Kick in der Jahresversammlung des Hegerings Altenkirchen in Fluterschen. Durch wahllosen Abschuss werde die Alters- und Sozialstruktur des Schwarzwildes zerstört - mit verheerenden Folgen.

Fluterschen. Auch und gerade unter dem Vorzeichen der Schweinepest nehmen Jäger heimisches Wild in Schutz. "Man darf das Schwarzwild doch nicht wie Ratten und Schmeißfliegen behandeln", betonte Hegeringleiter Franz Kick vehement in der Jahresversammlung des Hegerings Altenkirchen im Landgasthof Koch in Fluterschen. Auch Wildmeister Helmut Hilpisch, Referent des Abends, verbarg seinen Unmut nicht. Durch rücksichts- und wahllosen Abschuss ohne Schonzeit, wie er unter dem Vorzeichen der Schweinepest verstärkt drohe, werde die Alters- und Sozialstruktur des Schwarzwildes zerschlagen. "In der Blütezeit der Anemonen darf kein Schweiß fließen", erinnerte er an fast poetisch klingende waidmännische Grundsätze und daran, dass die Sauen früher vom 1. Februar bis 16. Juni geschont wurden. Hilpisch erteilte "opportunistischen Werten" eine Absage und forderte neben der gesetzlichen eine ethische Schonzeit. Dies im Sinne der Jagdkultur und mit Rücksicht auf § 22 Bundesjagdgesetz, wonach Elterntiere bis zur Selbständigkeit der Jungtiere zu schonen sind.
Gegenwärtig, so Hilpisch, habe man allerdings eine Missachtung zoologischer und wildbiologischer Tatsachen zu beklagen. Etwa die, dass beim Schwarzwild die mit sieben bis acht Monaten geschlechtsreifen Kinder schon Kinder bekommen, wenn die Altersstruktur nicht mehr stimmt. Während die erwachsene Bache ihrem Nachwuchs im Kessel eine Temperatur von 20 Grad biete, begnüge sich die jüngere Mutter mit einer Art sozialen Wohnungsbaus und neige durchaus dazu, ihre Frischlinge erfrieren zu lassen. Findet eine führende Bache den Tod, werden die elternlosen Frischlinge nur dann von anderen Müttern gesäugt, wenn sie noch keine elf Tage alt sind. Später, so Hilpisch, seien sie nur noch geduldet, verfilzten und verkämen schließlich zu einem Bild des Elends. Allerdings führten gerade zahlreiche verfrühte Schwangerschaften bei zerstörter Altersstruktur zu einer starken Vermehrung des Bestandes. Während die normale Reproduktion bei 180 Prozent liege, bringe es die vermehrungsfreudige Jugendklasse auf 300 Prozent.
"Eine Unverschämtheit" nannte Hilpisch jüngere Versuche, die Erkenntnisse des Schwarzwild-Erforschers Heinz Meynhardt, etwa zur Funktion der so genannten Leitbachen, in Frage zu stellen. Meynhardt, der mit Wildschwein-Rotten durchs Revier zog, hatte bei intakten Verbänden festgestellt, dass die Rauschzeit der Bachen synchron verläuft. Ist die Leitbache paarungsbereit, werden es auch alle anderen Bachen. Damit konzentriere sich die Fortpflanzung auf dominante Tiere.
Als tragbar bezeichnete Hilpisch einen Bestand von zwei Stück Schwarzwild pro 100 Hektar ohne Zuwachs. Im Kreis Altenkirchen rechnet er mit der doppelten, in der Eifel mit der dreifachen Menge. Hinsichtlich des Faktors Nahrungsangebot misst der Wildmeister dem Maisanbau weit weniger Bedeutung zu als der Buchen- und Eichenmast. Er forderte starke Bejagung der Jugendklasse (Frischlinge und Überläufer) und gab Ratschläge zur Bejagung im Jahresverlauf.
Im Jagdjahr 2008/09 haben sich Jägerinnen und Jäger im Kreis Altenkirchen an diese Forderung gehalten und mehr als 1500 Sauen zur Strecke gebracht. "Absolut positiv" bewertete Rainer von der Veterinärabteilung der Kreisverwaltung den Einsatz der Jäger bei der Immunisierung gegen Schweinepest. Nach Verteilung der Impfköder seien schon bei zwei Dritteln der Strecke Antikörper nachgewiesen worden. (ho)
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Wildmeister Helmut Hilpisch warnte in der Jahresversammlung des Hegerings Altenkirchen eindringlich vor einem Verlust der Jagdmoral beim Schwarzwild. Foto: Klaus Holl


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