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Nachricht vom 23.12.2016    

Schwan-Verabschiedung: „Wenn das Amt geht, bleibt der Mensch“

Über 14 Jahre leitete Konrad Schwan (CDU) die Geschicke der Verbandsgemeinde Gebhardshain. Nun nimmt er Abschied, pünktlich zur Fusion mit der VG Betzdorf zum Jahresbeginn. In der offiziellen Verabschiedung wurde deutlich, was ihn als Bürgermeister ausmachte. Und als Mensch.

Ein Gemälde mit doppeltem Biografie-Bezug erhielt Konrad Schwan (2. von links) zum Abschied. Gemalt wurde es von dem Künstler Wolfgang Schuhen, dem der Verwaltungschef freundschaftlich verbunden ist. Schuhen stammt aus Kausen, wo Schwan lange als Bürgermeister fungierte. Im Vordergrund zeigt das Werk denn auch Kausen - und im Hintergrund Gebhardshain, Schwans Wirkungsstätte als Verbandsgemeindebürgermeister. Das Abschiedsgeschenk übergaben (von links) die VG-Beigeordneten Christoph Kohlhas, Joachim Brenner und Thomas Theis. Bild: Daniel Pirker

Gebhardshain. Gerade in den heutigen schnelllebigen Zeiten erklärt die Nachtruhe viel über den Charakter eines Menschen. Glaubt man Konrad Schwan, so schläft er zwar nie lange, dafür aber umso intensiver. Probleme nachts zur Ruhe zu kommen? Sind dem Noch-Verwaltungschef der Verbandsgemeinde offenbar fremd. Das gab er jetzt bei seiner offiziellen Verabschiedung im Rathaus preis. Insgesamt erlebten die zahlreichen Gäste in dem vollbesetzten Sitzungssaal Schwan-pur: Witzig, ironisch-gelassen, aber auch so meinungsstark wie bescheiden.

Wer ihn kennt, und das sind im Kreis Altenkirchen sehr viele, war nicht überrascht, ob seiner Leitplanken, die Schwan erläuterte: eine gehörige Portion Optimismus, Pragmatismus und Zielgerichtetheit, unterfüttert von dem Mut, auch mal etwas falsch zu machen. Der Weg ist das Ziel? Findet der langjährige Bürgermeister fürchterlich. Nach den vorherigen Ausführungen des ersten Beigeordneten Joachim Brenner war der Bürgermeister mit diesen Grundsätzen wohl sehr erfolgreich. Der Kommunalpolitiker zählte eine ganze Reihe von den Erfolgen des Verwaltungschefs auf.

Schwan selbst übte sich in Bescheidenheit. Er wolle kein Pontifikalamt, hatte er im Vorfeld Brenner gesagt. Ganz blieben die Lobgesänge dann aber nicht aus, wenn auch eher in Form einer sachlichen Aufzählung. Beispiele? Trotz einer schwierigen Finanzlage diverse Baumaßnahmen, darunter die Sanierung des Rathauses oder der Kläranlage zusammen mit der VG Bad Marienberg, Erneuerungen und An-sowie Umbauten von Feuerwehrhäusern oder Schulen sowie Modernisierungen von Sportanlagen. Hinzu kommen Investitionen in die Werke, über die im Übrigen ein „sensationell günstiger Wasserpreis“ angeboten werden könne.

Amtszeit nicht immer unter Idealbedingungen

Auch die touristische Infrastruktur sei mit Schwan nach vorne gebracht worden, Stichworte Druidensteig, Bergbaumuseum oder Barbaraturm auf der Steineberger Höhe. Weitere Erfolge hätte der Bürgermeister verbucht für die Schullandschaft (unter anderem Realschule), die Familienfreundlichkeit oder der Umwandlung der Verwaltung hin zu einer dienstleistungsorientierten Anlaufstelle für die Bürger. Und nicht zu vergessen: Investitionen in die Ausstattung der Feuerwehr oder der Ausbau der Kinderbetreuung.

Vieles von dem sei nur durch Kraftanstrengungen möglich gewesen. Der Bürgermeister hätte in seiner 14jährigen Amtszeit nicht unter den besten Rahmenbedingungen arbeiten können angesichts der Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft. Und trotz der laut Brenner zahlreichen Investitionen – Geld sei vorausschauend ausgegeben worden. Und: „Den Ortsgemeinden wurde nicht die Luft abgedrückt.“ Mehrmals profitierten sie sogar von Umlagesenkungen. Der Bürgermeister hinterlasse eine Verbandsgemeinde, die gut aufgestellt sei in allen Kernbereichen. Die Voraussetzungen für die Fusion mit der VG Betzdorf seien gut.

Auch die Person Konrad Schwan kam nicht zu kurz in der Verabschiedungsrede seines Weggefährten. „Wenn das Amt geht, bleibt der Mensch“, so Brenner.
47 Dienstjahre hat der 63jährige mittlerweile auf dem Buckel. Seine Verwaltungskarriere startete in der Kreisverwaltung, die ihn nie ganz los gelassen hat. So fungiert er als Kreis-Beigeordneter und vertritt momentan den erkrankten Landrat Michael Lieber. Und seit 42 Jahren engagiert sich Schwan bereits in der Kommunalpolitik. Er habe Engagement stets vorgelebt. Die Betätigungsfelder waren und sind vielfältig wie der Mensch oder die beruflichen Herausforderungen: Angefangen beim Sport über die Kultur bis hin zu seinem sozialen Einsatz. Gelassenheit habe er dabei immer aus seinem Glauben geschöpft. Diesen Aspekt griff Schwan selbst in seiner Abschiedsrede auf.



"Es hat auch mal gekracht"

So habe er seinen „Tank“ meistens sonntags in der Kirche auffüllen können. Was ihm außerdem seine typische Gelassenheit verliehen habe: Optimismus und eine gehörige Portion Selbstironie. Man müsse über sich selbst lachen können. „Mit Verbissenheit“, so Schwan, „kommt man selten ans Ziel“. Zur schnellen Erholung habe auch autogenes Training beigetragen. Es gab wohl so einige Phasen, in denen ihm diese Angewohnheiten halfen.

Insbesondere als es um die Vergabe der Stromkonszessionsverträge ging, blies ihm scharfer Wind ins Gesicht. Als Übeltäter macht Schwan die „unsozialen Medien“ mitverantwortlich, wie er Facebook und Co. nennt. Und was ihn selbst angeht: „Wenn es notwendig war, hat es auch mal gekracht.“ In der Verwaltung hätte es schon mal „Aktionen“ gegeben, die nicht so freundlich waren – aber offenbar notwendig aus Sicht des Verwaltungschefs.

Grundsätzlich stand für Schwan stets der Mensch an erster Stelle, insbesondere die Alten und Schwachen (der Bürgermeister sitzt auch im Verwaltungsrat der Lebenshilfe). Hier kommt wieder seine christliche Prägung zum Vorschein, die er auch bei der Christlichen Arbeiterjugend auslebte. Neben dem Glauben zeichnet Schwan eine tiefe Verbundenheit zur Heimat aus. So zog es ihn nicht wie seine Brüder weg zum Studieren. Er wollte seine Heimat gestalten, wie es Brenner vorher auf den Punkt gebracht hatte. Dabei stand für Schwan laut ihm selbst Pragmatismus an vorderster Stelle, weniger die eigene Partei, die CDU.

"Bürger wollen geführt werden"

Bernd Becker, einer der prägenden Akteure der SPD im schwarzen Gebhardshainer Land, habe ihn mal als „sozialdemokratischsten Bürgermeister, den die Verbandsgemeinde je hatte“ beschrieben.
Das war anscheinend für die Parteikollegen nicht immer einfach zu verstehen. „Bei manchen Entscheidungen hatte ich mit meinen eigenen Leuten mehr Probleme als mit anderen“, sagte Schwan. Schenkt man seinen Ausführungen Glauben, so manifestierte sich dieser Ansatz nicht in Beliebigkeit. Seine Erkenntnis aus jahrzehntelanger politischer Arbeit lautet denn auch so: „Viele Bürger wollen geführt werden.“

Eine solche Standhaftigkeit, einen solchen Mut zur eigenen Meinung und zum eigenen Charakter, macht Schwan bei heutigen Volksvertretern offenbar immer weniger aus. Sie seien „Lenor-Politiker“, weichgespült. Mit Kritik sparte Schwan nicht angesichts eines „gewissen Teils“ in der Bevölkerung, die immer ihre Unzufriedenheit mit dem Staat kundtun. Solchen Bürgern warf er vor, unachtsam mit der Demokratie umzugehen. Unter lautstarkem Applaus der Gäste sagte er: „Wir leben in einem guten Land.“ Gleichzeitig hat sich über Jahrzehnte Frust über die Regulierungswut in Deutschland angestaut. Sie raube Menschen die Lust, sich überhaupt noch in Räten zu engagieren.

Gleichwohl: Schwan geht optimistisch in den Ruhestand. Mit Blick auf die neue gemeinsame Verbandsgemeinde mit Betzdorf ab 1. Januar 2017 stellte er fest: „Wir haben alles getan, damit es gelingen wird.“ Und nun hat er mehr Zeit für seine Familie. Sie kam durchaus zu kurz während seiner Karriere, wie er einräumte. Seine Frau Sabine muss allerdings nicht in Panik ausbrechen: „Ich werde Dir erst in Etappen auf die Nerven gehen.“ (ddp)


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