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Nachricht vom 24.02.2017    

Alte Urkunde erinnert an unselige Zeit

Eine inzwischen 80 Jahre alte Urkunde die sich im Besitz des Wissener Schützenvereins befindet gilt heute als historisches Dokument und sogar als Rarität. Sie wurde dem Verein am 14. März 1937 verliehen, für die Teilnahme an einer Spendenaktion, bekannt unter dem Begriff "Winterhilfswerk". Die Teilnahme für die Vereine war verpflichtend, so bestimmten es die damaligen Machthaber.

Foto: SV Wissen

Wissen. Das Archiv des Wissener Schützenvereins erzählt viele Geschichten aus vergangenen Tagen, so auch aus der Zeit der Nazi-Herrschaft. Am 14. März 1937 wurde die Urkunde der damaligen Schützengesellschaft e.V. Wissen verliehen und zwar als Anerkennung für die Teilnahme am "Opfer-Schießen" zugunsten des sogenannten "Winterhilfswerkes".

Diese im September 1933 von den damaligen Machthabern gegründete Hilfsorganisation sammelte verschiedenartige Spenden wie Geld, Kleider, Heizmaterial und Naturalien zur Verteilung an Bedürftige. Die erste große Sammel- und Unterstützungsaktion fand schon im darauf folgenden Winter statt. Bald musste sich auch die deutsche Turn- und Sportbewegung ebenfalls in den Dienst des Winterhilfswerkes stellen. So ordnete der "Reichssportführer" an, dass der Fußballverband am 21. November 1934 den Anfang machen solle und den Ertrag aus allen sportlichen Veranstaltungen dieses Tages dem vorgenannten Sozialwerk zur Verfügung zu stellen habe.

Seitens des Deutschen Schützenbundes (dieser wurde im Übrigen mit Beginn des Jahres 1937 in den Deutschen Schützenverband umbenannt) erging die Anordnung an alle Mitgliedsvereine, erstmals am 24. März 1935 den Tag des "Opfer-Schießens für das Winterhilfswerk" auszurichten und zur Teilnahme neben den aktiven Vereinsmitgliedern auch die örtliche Bevölkerung einzuladen. Gegen eine Gebühr von 50 Pfennig wurden in den verschiedenen Disziplinen Schießübungen angeboten. Auch deren Erlös sollte die Not der ärmeren Bevölkerung besonders in der Winterzeit lindern helfen.

Die Ausrichtung dieser Schießen war für die Schützenvereine damals Pflicht. Nichtteilnehmende Vereine waren, so besagt es ein ebenfalls den Wissener Schützen vorliegender Aufruf des "Schießsportverbandsführers", diesem bis zum 15. April 1935 auf dem Dienstweg zu melden. Damit war, wenn auch indirekt, schon eine Repressalie angedeutet, die nicht zuletzt bewirkte, dass in den Jahren 1935 und 1936 durchschnittlich jeweils rund 200.000 Reichsmark allein von den Schützen dem Hilfswerk zur Verfügung gestellt werden konnten.



Das am 13. und 14. März 1937 stattgefundene "Opfer-Schießen" hat, so belegen Presseberichte aus jener Zeit, mit einem Erlös von 155.000 Mark die Erwartungen der Initiatoren nicht erfüllt. Als Begründung führte man hierfür die teils mangelhafte Vorbereitung seitens der Vereine, aber auch ein gewisses Desinteresse der Bevölkerung an. Dieser Trend bestätigte sich auch in den folgenden Jahren. Ein Ende der den Sportbünden aufgezwungenen Benefizveranstaltungen war damit bereits vorprogrammiert.

Über den Sinn und Zweck dieser Einrichtung sowie über die tatsächlichen Motive kann sicher heute ausgiebig diskutiert werden. Fest stand jedoch und so äußerten sich auch die Schützen von damals, dass mit dem den verschiedenartigsten Spendenaufkommen vielen Bedürftigen eine Unterstützung zu Teil wurde.

Dass die dem Wissener Schützenverein vorliegende Original-Urkunde eine Rarität ist, belegt die anlässlich von Recherchen geäußerte Bitte des Deutschen Schützenbundes um Überlassung einer Kopie dieses Dokumentes zum Verbleib in dessen Archiv in Wiesbaden. Diesem Wunsch haben die Wissener Schützen selbstverständlich gerne entsprochen. (PM)


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