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Nachricht vom 22.10.2017    

Echo Klassik-Preisträger begeisterten im Herdorfer Hüttenhaus

Das in Berlin beheimatete Notos-Quartett gewann im September den renommierten Preis in der Kategorie Nachwuchskünstler des Jahres. Stolz hieß der Kreis der Kulturfreunde e.V. die Ausnahmemusikanten auf der Bühne des schönen Hüttenhauses im Städtchen Herdorf willkommen.

Norbert Buschmann links und Erni Schlosser von den Kulturfreunden mit den Musikern. Foto: jmlp

Herdorf. Das Notos-Quartett bestehend aus Sindri Lederer (Violine), Andrea Burger (Viola), Philip Graham (Violoncello) und Antonia Köster (Klavier) bot im gut besuchten Hüttenhaus zwei Werke von Johannes Brahms dar. Stardirigent Zubin Mehta übertrieb nicht im Geringsten, als er das Ensemble in der Presse als „fantastisch“ bezeichnete.

Eröffnet wurde der Konzertgenuss mit Brahms’ 3. Sinfonie, op. 90 in F – Dur in einer Quartettbearbeitung von Andreas Tarkmann. Das Notos-Quartett bewies eindrucksvoll, wie sehr Brahms’ 3. Sinfonie in der Kammermusik verwurzelt ist. Im neuen Arrangement kamen die Melodien des Werkes voll zum Tragen.
Bei der Erstaufführung der Sinfonie kam es im 19. Jahrhundert zu einem Skandal. Die im Publikum sitzenden Wagnerianer, Freunde der Musik Richard Wagners, machten nach jedem vollendeten Satz ihr Missfallen durch lautes Auszischen deutlich. Die Zeit des 19. Jahrhunderts war geprägt von einem Musikstreit. Die Vertreter der absoluten Musik, darunter auch Johannes Brahms, stritten mit Vertretern anderer Kunstauffassungen.

Die Anhänger der absoluten Musik argumentierten, dass die Kunstform der Musik frei sein sollte von textlicher oder programmatischer Gebundenheit. Ein berühmter Antipode Brahms war Richard Wagner, der in seinem Gesamtkunstwerk der Oper verschiedenste Künste wie Schauspiel und Tanz mit Musik fusioniert sehen wollte. Die Musik sollte in Wagners Theorie nicht die Hauptrolle spielen. Vielmehr sollten sich die Einzeldisziplinen gegenseitig begünstigen und einen neuen Kunsthybrid entstehen lassen.

Das Publikum im Hüttenhaus war im Gegensatz zu den Wagnerianern des 19. Jahrhunderts hochbegeistert von Brahms’ 3. Sinfonie und brach am Ende der Musik in hochverdienten, ausgelassenen Applaus für das Notos-Quartett aus. Schließlich richtet sich Musik vorerst an das menschliche Gefühl und lässt somit jedwede Kunsttheorie als Schall und Rauch vergehen.

Nach einer kurzen Pause, in welcher man im gemütlichen Ambiente des Hüttenhauses die eben gehörte Musik bei einem Getränk diskutieren konnte, folgte das Klavierquartett op. 25 in g-Moll. Schon der berühmte Komponist Arnold Schönberg hatte jene Musik mit den Worten „Leider nicht von mir!“ betitelt.
Lederer, Burger, Graham und Köster evozierten mit ihrer exzellenten und fehlerfreien Performance echtes ungarisches Zigeunerflair. Musikwissenschaftlich gesprochen nimmt das Rondo alla Zingarese, das Finale des Werkes, klanglich schon das bekannteste Werk von Brahms, die Ungarischen Tänze, vorweg.



Johannes Brahms war tief beeinflusst von ungarischer Zigeunermusik. In Wien hatte er häufig den Csárdás-Kapellen im Prater gelauscht. Freundschaften zu den ungarischen Geigern Eduard Reményi und Joseph Joachim führten den deutschen Ausnahmekomponisten tiefer in das Genre ein.

Dem Notos-Quartett gelang im Hüttenhaus der musikalische Drahtseilakt zwischen Zigeuner- und Kammermusik. Am Ende des Konzertes gab es dafür verdient Standing Ovations. Als Zugabe boten die Musiker Fritz Kreislers Stück Liebesleid dar. Dann machte der Violoncellist Philip Graham auf einen „Schatz“ auf der neuen CD des Quartetts aufmerksam. Die Noten des für verloren gehaltenen Werks 6-9 Klavierquartett in C-Moll, op.20 von Béla Bartók seien wiederentdeckt worden. Und tatsächlich befinde sich weltweit nur auf der CD des Notos-Quartetts eine Darbietung dieser wiedergewonnen Musik.

Es ist dem Kreis der Kulturfreunde e.V. zu verdanken, dass solche Ausnahmetalente sich immer wieder die Ehre im Hellertal geben. Die Kulturfreunde wiederum betonen ihre Dankbarkeit gegenüber ihren zahlreichen Sponsoren. Hervorzuheben sei die Landesstiftung Villa Musica, „die es immer wieder ermöglicht, Künstler von Weltrang im Städtchen Herdorf zu genießen.“

Gegründet wurde der Kreis der Kulturfreunde Herdorf e.V. im Jahr 1983. Das große Ziel war es, das „Kulturangebot der Stadt Herdorf zu fördern und zu erweitern.“ Dies gelingt dem Verein Jahr für Jahr aufs Neue. Der Vorstand besteht aus Norbert Buschmann (1.Vorsitzender), Erni Schlosser (2. Vorsitzender und künstlerischer Leiter) und Sonja Reise (Kassiererin). (jmlp)

Den aktuellen Spielplan des Hüttenhauses und weitere Informationen findet man online:

www.kulturfreunde-herdorf.de

Weitere Informationen zum Notos-Quartett gibt es ebenfalls im Netz:

www.notosquartett.de



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