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Nachricht vom 30.07.2009    

Arbeitslosigkeit steigt im AK-Land überproportional

Krisenjahr 2009: Auch im Juli ist die Arbeitslosigkeit im Kreis Altenkirchen wieder gestiegen. Und: Die Wirtschaftskrise scheint die heimische Region besonders stark zu treffen. Die Quote liegt inzwischen bei 7,2 Prozent. Damit ist sie seit zwei Jahren erstmals wieder höher als im Kreis Neuwied. Im Juli 2008 lag sie bei 5,3 Prozent. Dabei geht ein großer Teil des jüngsten Anstiegs zu Lasten der unter 25-Jährigen. Dies geht aus dem Arbeitsmarktbericht der Agentur für Arbeit Neuwied hervor, der am Donnerstagmorgen veröffentlicht wurde.

Kreis Altenkirchen. Im Juli hat die Zahl der Arbeitslosen im Landkreis Altenkirchen noch einmal um 234 zugenommen und liegt nun bei 5026. Damit sind 1395 Männer und Frauen mehr arbeitslos als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote steigt auf 7,2 Prozent; im Juli 2008 lag sie bei 5,3 Prozent. Ein großer Teil der aktuellen Steigerung geht zu Lasten der unter 25-Jährigen. Innerhalb von vier Wochen stieg die Arbeitslosenzahl bei ihnen um 140 auf nun 815 an.
"Das allein ist noch kein Grund zur Beunruhigung", betont Ulrike Mohrs, die künftige Leiterin der Agentur für Arbeit Neuwied. "Dass die Zahlen im Juli gerade in dieser Altersgruppe nach oben schnellen, ist normal und erklärt sich durch das Ende der meisten Ausbildungsverhältnisse zu Beginn der Ferien. Weil einige der jungen Leute, die nicht von ihren Lehrbetrieben übernommen werden, erst nach der Sommerpause eine Anschluss-Beschäftigung finden, steigt die Arbeitslosigkeit in dieser Gruppe im Sommer regelmäßig für kurze Zeit an." Leider reiche dieses Phänomen aber nicht aus, um die angespannte Arbeitsmarktlage im Landkreis Altenkirchen zu erklären, meint die Expertin. "Vor allem die enorme Steigerung gegenüber dem Vorjahr weist darauf hin, dass die Wirtschaftskrise die Region besonders stark trifft." Der ebenfalls von der Agentur betreute Landkreis Neuwied weist zwar auch eine deutliche Steigerung der Arbeitslosenzahlen auf. Mit einem Plus von 890 im Jahresvergleich bleiben die Werte aber weit hinter jenen aus Altenkirchen zurück. Die Arbeitslosenquote liegt in Neuwied zum Monatsende bei 7 Prozent - und ist damit seit zwei Jahren erstmals niedriger als jene in Altenkirchen.
Die Ursache für die starke Reaktion des regionalen Arbeitsmarktes auf die Krise sieht die künftige Agenturchefin vor allem in der großen Abhängigkeit der Betriebe vor Ort von der Automobil-Industrie und vom Exportgeschäft, die beide in den vergangenen Monaten enorm gelitten haben. Aber genau darin, so Ulrike Mohrs, liege auch eine große Chance. "Wenn der Wirtschaftsmotor anspringt und der Welthandel sich erholt, werden die nun entlassenen Kräfte wieder gebraucht und die Arbeitslosigkeit geht im günstigsten Fall ebenso schnell zurück wie sie angestiegen ist. Alles kommt nun darauf an, wie schnell die Krise überwunden werden kann."
Dann würden auch die Themen stärker in den Blickpunkt rücken, die derzeit nur zögernd angepackt werden: Ausbildung und Qualifizierung. "Es freut mich sehr, dass die Kurzarbeit im Agenturbezirk in den letzten Monaten so intensiv genutzt wurde und die schlimmsten Entlassungswellen auf diese Weise vermutlich verhindert werden konnten. Immerhin zeigten seit November 2008 fast 700 Betriebe Kurzarbeit für rund 13.000 Beschäftigte an. Mit Blick auf die Zukunft wäre es aber auch wichtig, die Möglichkeiten der Qualifizierung während Kurzarbeit stärker zu nutzen." Ähnlich sehe es bei der Ausbildung aus. Obwohl die Zahl der Bewerber um einen Ausbildungsplatz im Vergleich zu den Vorjahren deutlich zurückging, zählt die Arbeitsagentur Ende Juli noch 552 junge Menschen, die bislang vergeblich auf Lehrstellensuche sind - im Juli 2008 waren es 721. Ihnen gegenüber stehen 219 unbesetzte Ausbildungsplätze (2008: 259). Damit habe sich die Situation zwar verbessert, meint Mohrs - "aber nicht so sehr, wie wir das vor der Krise erhofft hatten."
Trotzdem, ist sich Mohrs sicher, werde man allen Jugendlichen rechtzeitig eine Alternative anbieten können - auch wenn das nicht immer eine Lehrstelle im Traumjob sein kann. Ohnehin, wünscht sich Mohrs, sollten die jungen Leute flexibler und neugieriger sein, wenn sie sich für einen Beruf entscheiden. "Obwohl es noch nie so viele Berufe gab wie heute, stehen bei der Mehrzahl der Jugendlichen nur die "Klassiker" hoch im Kurs. Trotz vielfältiger Informationsangebote kennen sie die anderen Berufe häufig nicht einmal. Das ist auch deshalb schade, weil es oft gerade in den wenig gefragten Sparten die besten Zukunftsaussichten gibt." Aber auch Arbeitgebern rät Mohrs zu Offenheit und Weitsicht. Zum einen sollten Betriebe bei der Auswahl ihres Nachwuchses nicht allein nach Noten schauen, meint sie; "häufig verbirgt sich hinter einem mittelmäßigen Zeugnis ein begnadeter Praktiker." Zum anderen sollten Unternehmer sich von der derzeitigen Wirtschaftslage nicht den Blick für die Zukunft verstellen lassen. "Ausbildung braucht Zeit. Bis die Lehrlinge von heute zu Fachkräften geworden sind, vergehen Jahre. Die Krise ist bis dahin mit Sicherheit überwunden - und die jungen Leute werden dringend gebraucht."



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