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Nachricht vom 11.08.2009    

Mit Gas auf dem China-Roller Gas geben

Sie sind allenthalben Gesprächsstoff: Die Spritpreise. Wohl dem, der bei erhöhten Preisen während der Ferienzeit ein sparsames Vekikel sein Eigen nennt. Noch besser dran sind diejenigen, welche rechtzeitig auf die Alternative Autogas gesetzt haben. Inzwischen gibt es aber nicht nur Anbieter von Umbauten bei Autos. Die Chinesen haben einen Roller entwickelt, der mit Autogas betrieben wird. Generalimporteur in Deutschland ist die ASC-Group mit Sitz in Altenkirchen - bekannter unter dem Namen Bosch-Dienst.

Von Werner Wenzel
Altenkirchen. Der Mann hinter der Kasse einer Altenkirchener Tankstelle wirkt indigniert. Sein Kunde bietet ihm für eine Volltankung ganze 1,20 Euro an und wagt es auch noch zu strahlen. "Sagen Sie mal", beginnt der Kassierer, "wollen Sie mich eigentlich auf die Rolle nehmen?" Man will es nicht, schon um nicht härtere verbale Ausdrücke auf den Plan zu rufen. Denn die Sache ist ganz einfach: Vor dem zylindischen Behälter, der da schräg gegenüber den Tanksäulen steht, ist ein Motorroller geparkt. Und der fährt 80 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit, begnügt sich mit vier Litern Treibstoff und bevorzugt Autogas. Es dauert eigentlich nicht lange, bis der Mann hinter der Kasse sich gefasst hat. Sonst, das ist er gewohnt, tanken die Kunden runde 40 Liter und bisher hat es noch keiner gewagt, den Hinweis, dass "Tankungen nur ab 5 Liter aufwärts" möglich sein, in den Wind zu schlagen.
Aber der 50-Jährige, der da seine 1,20 Euro aus dem Portemonnaie hervorzaubert, kann nicht anders. Geht sein Gastank zur Neige, mag er zwar mit Benzin weiterfahren. Will er allerdings das weitaus billigere Gas tanken, sind ihm bei einem Gastank, der nur fünf Liter fasst, buchstäblich die Hände gebunden. 1,20 Euro also. Ende Gelände.
Wer diese umweltfreundliche Alternative auf den Markt gebracht hat, ist kein Geringerer als die Familie Krombach in Altenkirchen. In Wissen und Altenkirchen sind die Krombachs seit 1985 ein Begriff. Neu ist, dass nicht nur Renate Krombach mit ihrem Mann Rolf dabei ist, sondern auch Sohn Andreas. Der 30-Jährige ist gelernter Versicherungsfachwirt und bereichert seit dem vergangenen Jahr zumindest beratend den Bosch-Dienst seiner Eltern. Und als die Spritpreise im vergangenen Jahr ins Unermessliche schossen, wusste Andreas, dass es an der Zeit ist, Alternative aufzuzeigen und neue Märkte zu erschließen.
Der richtige Wink kam dann aus Holland. Gerade hier war man schon vor weit über 20 Jahren gerne auf Autogas umgestiegen. Und hier im Land von Tulpen und Käse werden auch viele Autogasanlagen gebaut, die ihren endgültigen Einbau dann in der Bundesrepublik finden.
Was Andreas Krombach besonders interessant an den Fax-Infomationen der holländischen Firma fand, war der Gedanke, Gasroller zu verkaufen. Gesagt, getan. Wenige Tage später fuhr Andreas Krombach nach Holland und brachte von hier zwei Prototypen mit. Einer der Gasroller hat 125 Kubik und fährt ausschließlich mit Gas (ein Benzintank kann allerdings eingebaut werden), der andere Roller hat 50 Kubik und darf als Mokick auch von 16-Jährigen gefahren werden.
Nach einigen Monaten der Erprobung stand für Andreas fest: Die Dinger taugen was. Mitarbeiter des Bosch-Dienstes waren seit Monaten immer wieder mal mit den Gas-Rollern unterwegs und die ASC-Group in Altenkirchen orderte gleich 75 Roller, die per Container Monate später in Rotterdam ankamen und per Spedition nach Altenkirchen verfrachtet wurden.
Hier werden die Zweiräder seit dem vergangenen Jahr zusammengebaut und weitgehend übers Internet verkauft. Im Kreis Altenkirchen hielt sich das Interesse noch in Grenzen, hier laufen, so Andreas Krombach "gerade mal fünf Roller". Vor ihrem Import mussten die Krombachs tief in die Tasche greifen, denn "die Chinesen verlangen Vorkasse..."
Inzwischen ist auch der zweite Container mit 75 Rollern in Altenkirchen eingetrudelt. Bei ohnedies hohen Spritpreisen, jetzt auch noch mit sommerlichem Aufschlag, ist so manch einer bestrebt, seine Energiekosten zu senken. "Wir verkaufen“, so Krombach, "ins ganze Bundesgebiet - von Schleswig-Holstein bis Bayern."
Bei einem Blick auf die Deutschlandkarte packt Krombach denn auch die Reiselust. Allerdings zieht es den ins ferne China. Nach Ningbo soll der Flug gehen, wo die Roller in Container verladen und verschifft werden. Von dort führt der Wegt ins Landesinnere der Fabrik. "Benzhou" lautet der Name, der nicht in chinesischen, sondern lesbaren Buchstaben auf dem Motorblock der Roller steht.
Bliebe zu wünschen, dass Krombach in China selbst noch bessere Preise eingeräumt werden und dass "Benzhou" auch im Kreis Altenkirchen seine Liebhaber findet. Einen Tankstelleninhaber haben die Roller bereits fasziniert. Und das nicht nur, wenn man bedenkt, dass die Kombination von Benz und Hou nicht unbedingt auf einen unehelichen Nachkommen von Berta Benz schließen lässt...
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Andreas Krombach mit der 125-er. Jeder Besitzer eines Autoführerscheines darf die Maschine, die auf 80 Stundenkilometer gedrosselt ist, fahren. Fotos: Werner Wenzel



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