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Nachricht vom 15.12.2017    

Eine Ära geht zu Ende: Bürgermeisterwechsel der VG Hamm

Die Ära des Bürgermeisters der Verbandsgemeinde Hamm (Sieg), Rainer Buttstedt, geht nach 25 Jahren nun zu Ende. Doch ein neuer, würdiger Nachfolger, Dietmar Henrich, steht bereits in den Startlöchern und wird in die großen Fußstapfen treten, die Buttstedt hinterlässt.

Rainer Buttstedt (rechts) übergibt Dietmar Henrich die Ernennungsurkunde Foto: jkh

Hamm (Sieg). Eine außergewöhnliche Verbandsgemeinderatssitzung fand am Freitagabend, den 15. Dezember statt. Sie wurde mit Musik von dem Trio der Musikschule Altenkirchen unter der Leitung von Michael Ulrich eröffnet und mit vielen festlichen Reden ausgeschmückt. Schließlich fand die Verabschiedung des Bürgermeisters der Verbandsgemeinde Hamm (Sieg) Rainer Buttstedt und die Ernennung seines Nachfolgers Dietmar Henrich statt.

Zuerst gedachte Buttstedt den kürzlich verstorbenen Erhard Schreiner, auch bekannt unter dem Namen "Mr. IPS". Ihm ist der Industriepark in Etzbach zu verdanken. Direkt im Anschluss führte er die Ernennung des neuen Bürgermeisters durch.

Lange Reden wäre nicht seine Stärke begann dieser seine Antrittsrede. Auch wenn die Übergabe der Ernennungsurkunde nur ein kleiner, formaler Akt sei, ist dies ein unglaublich emotionaler Moment, den er mit Demut und Dankbarkeit, erlebt. Der Wahlkampf bestand für Henrich aus 7,5 anstrengenden, aber auch gewinnbringenden, Monaten. Nun beginnt ein neuer Lebensabschnitt für ihn und gleichzeitig bedeutet es auch die Eröffnung eines neuen Kapitels für die Verbandsgemeinde und deren Bürger. Natürlich muss Henrich noch in die Aufgabe hineinwachsen. Niemand wird als Bürgermeister geboren, sagte er. Doch er hat schon klare Ziele vor Augen. Er möchte die Verbandsgemeinde weiterentwickeln und erreichen, dass sich die Menschen hier wohlfühlen. Dabei ist er sehr motiviert, denn dies ist seine Heimat. Ab dem 2. Januar muss Henrich „in riesige Schuhe schlüpfen“, die Butstedt hinterlassen hat. Davor hat er großen Respekt. Gleichzeitig erfüllt es ihn auch mit Stolz. Breitbandausbau, die ärztliche Versorgung, Tourismus und Bildung zählen zu seinen zentralen Themen. Zudem rechnet er damit, dass die Landflucht langsam abnimmt und das Pendel zurückschlägt. Dafür möchte er vorbereitet sein. Die Naturnähe, die günstigen Immobilienpreise und die Nähe zum Bahnhof in Au (Sieg) sind dabei starke Standortfaktoren.

Das schnelle Voranschreiten der Digitalisierung beeindruckt und schockiert ihn zugleich. Um diese bewältigen zu können, ist Zusammenarbeit das Stichwort. Dieses fiel überaus oft an diesem Abend.

Über Buttstedt konnte Henrich nur Positives berichten. Metaphorisch bezeichnete er seine 25-jährige Amtszeit als Buttstedts Kind, das nun erwachsen geworden sei und losgelassen werden kann. Die Erziehung habe jedenfalls sehr gut geklappt. Das Taschengeld war zwar immer etwas knapp gewesen, doch dies animierte kreativ zu sein. Dies wird sich auch nicht in Zukunft ändern. „Lassen Sie uns mutig sein und bitte unterstützen Sie mich so wie Buttsedt einst.“, sagte Henrich abschließend.

„Ich habe ihn nicht gewählt!“ fing der erste Beigeordnete Wolf-Dieter Stuhlmann seine Rede an. Genau vor 25 Jahren, am 15. Dezember 1992 wurde Buttstedt mit einer Stimme Mehrheit zum Bürgermeister gewählt. Dies in einem SPD-regierten Umfeld. Doch der stete Tropfen höhlt den Stein. Nach erstmaliger Feindseligkeit, hat Buttstedt viel erreicht. Und obwohl der Bürgermeister finanziell nie aus den Vollen schöpfen konnte, sieht man das der Verbandsgemeinde nicht an. Nie hätte man gedacht, dass man in Hamm einmal Abitur machen könnte. Die Feuerwehr ist ebenfalls immer gut ausgerüstet. Letztendlich war es egal welche Farbe das Parteibuch hatte, Zusammenarbeit war das, was zählte, betonte Stuhlmann. Anschließend entließ er Buttstedt offiziell aus seinem Amt.

Freitagnachmittags um 14:30 Uhr rief Buttstedt regelmäßig Landrat Michael Lieber an. Dieser erwartet trotz Ruhestand die Anrufe weiter. Auch wenn der Wohnsitz des Bürgermeisters nach seiner Amtsniederlegung an den Rhein wechselt, hofft Lieber, dass Buttstedt der Verbandsgemeinde weiterhin bestehen bleibt. Seinem Nachfolger bietet er eine gute Zusammenarbeit an und wünscht ihm viel Erfolg.

Im Gegensatz zum ersten Beigeordneten hatte Bürgermeister Michael Wagener Buttstedt vor 25 Jahren gewählt, erzählte dieser. Heute kann man sagen, dass eine geeignete Wahl getroffen wurde. Er hat in seiner Amtszeit Menschen zusammengeführt und sie hätten stets freundschaftlich zusammengearbeitet. Dabei haben sie gemeinsam einiges bewirkt. Diese Ära geht nun zu Ende. Auch Wagener hofft, wie Lieber, mit Buttstedt weiter in Kontakt zu bleiben. Henrich gab er auf den Weg mit, dass er sich am Besten in der Gemeinschaft engagiert. „Schön, dass du mit dabei bist. Ich bin mir sicher, dass es dir gelingen wird“, sagte Wagener.

Buttstedt ist der längste Amtsinhaber, den es je in der Verbandsgemeinde Hamm - also seit 1816 - gegeben hat, erklärte Wolfgang Fischer vom Verbandsgemeinderat. Dabei war die Zeit überhaupt nicht leicht gewesen. Im ersten Jahr nach Amtsantritt, konnte sich Fischer an ein Haushaltsdefizit von 193.000 Euro erinnern. Das Stühle Rücken, wovor die Belegschaft, große Sorge hatte, fand gar nicht statt. Es wurde erst ein neuer Posten besetzt, wenn derjenige in den Ruhestand ging. Bei der Neubesetzung spielte die Farbe des Parteibuches keine Rolle, sondern das Können auf dem Gebiet. Was momentan auf Bundesebene für Angst und Schrecken sorgt, gelang in der Verbandsgemeinde Hamm perfekt. Eine Jamaika Regierung, ergänzend um die Freie Wähler Gemeinschaft, konnte sich auch nicht lange halten. Somit musste Buttstedt sich immer eine Mehrheit suchen und Hürden überwinden. Doch dies gelang ihm immer besser, so Fischer.



Ein wenig lustig – jedoch auf sympathische Art- machte sich Fischer über Buttstedts freie Reden. Er beschrieb, dass er sich währenddessen vom inhaltlichen Ziel immer weiter entfernte. Dies bemerkte erst das Publikum und dann auch Buttstedt. Um wieder auf den richtigen Weg zu kommen, suchte sich der Bürgermeister daher meist „ein Opfer aus dem Publikum“, wie Fischer erklärte. „Gell Otmar oder Gell Wolfgang“, kam warf der Bürgermeister taktisch ein. Damit wurde das Publikum abgelenkt und er konnte einen Sprung zum Thema zurückmachen. Dies konnte durchaus mehrmals in einer Rede vorkommen, sagte Fischer. Trotzdem waren seine freien Reden immer deutlich spannender als seine Haushaltsreden, die er stets abgelesen hat, meinte er. Ferner kritisierte das Verbandsgemeinderatsmitglied die Möglichkeiten in der Region Fahrrad zu fahren. „Hier zählt es zu den Risikosportarten. Dafür muss endlich eine vernünftige Lösung gefunden werden.“, sagte er abschließend.

Buttstedt legte den größten Wert auf Zusammenarbeit, ob mit den Ortsgemeinden oder diese untereinander. Er war in erster Linie Bürgermeister. Welcher Partei er angehörte, hätte man nicht leicht erraten können, erklärte Alois Lück, Bürgermeister von Breitscheidt. Besondere Achtung hat er vor der Realisierung des Breitbandausbaus. Dies bedeutet ein hohes Risiko und hat auch viele Hürden, die genommen werden mussten. Doch Buttstedt packte auch dies an. Lück überreichte ihm eine Urkunde aller Ortsgemeindebürgermeister. Über Henrich sagte er: „Wir sind total happy und gratulieren dir immer wieder gerne.“ Er freut sich auf die „fruchtbare“ Zusammenarbeit.

Dagegen sagte Niko Langenbach vom Personalrat zu Henrich: „Meine erste Wahl warst du nicht. Das kannst du bestimmt nachvollziehen.“ Dennoch freut er sich auf die neue Zeit. Von Buttstedt sei der Groll von damals jedoch verflogen. Er habe immer Ruhe ausgestrahlt und den nötigen Freiraum gegeben.

Prof. Dr. Dr. Hans Kistenmacher von der TU Kaiserslautern sprach vor allem über die Digitalisierung. Diese wird sich auf alle wirtschaftliche und gesellschaftliche Bereiche auswirken. Daher hat der neue Bürgermeister eine Doppelaufgabe. Zum einen die Chancen zu nutzen und zum anderen die vielen Risiken zu meistern. Dies ist zugleich eine Daueraufgabe. Buttstedt wünschte er ferner einen „Unruhestand“. Damit seine ausgeprägten Fähigkeiten weiter zum Zuge kommen, wenn auch in anderen Bereichen.

Ulrich Schmalz verbindet eine Zeit in Hamm. Er absolvierte einst seine Lehre als Industriekaufmann dort. Die Verbandsgemeinde ist eine Besonderheit – gar einzigartig. Schließlich kommen sehr viele Persönlichkeiten von hier, betonte er. Natürlich ist hier Friedrich Wilhelm Raiffeisen zu nennen, der nächstes Jahr sein 200-jähriges Jubiläum feiert. Dann, der bereits erwähnte, Erhard Schreiner. Es folgen Raymund Hermes, Dr. Tom Enders, Dieter Enders und Ekkehard Streletzki. Zusätzlich hat Hamm einen Pastor, der Professor ist. „Ihr habt so viel Potential.“, sagte Schmalz. Nicht umsonst ist hier umgangssprachlich die Rede vom „Hammer Wind“, der als Synonym für eine geistige Brise verstanden werden kann.

Als nächstes erhielt, der bereits erwähnte, Prof. Dr. Dr. Michael Klein, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde, das Wort. Auch er betonte, wie bereits seine Vorredner, die tadellose und reibungslose sowie langjährige Zusammenarbeit mit Buttstedt. Henrich wünschte er das Beste.

Der sehr gerührte Buttstedt freute sich über die sehr positiven Worte der Redner: „Hier herrscht Vertrauen,“ Er wünschte allen Gesundheit. Daraufhin ging man nach einer musikalischen Einlage der Musikschule Altenkirchen zum gemütlichen Teil des Abends über. (jkh)


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