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Nachricht vom 30.08.2009    

Regionalkonferenz befasste sich mit Kinderarmut

Etwa 90 Engagierte aus Kirche, Politik, Schulen, Behörden udn Einrichtungen kamen jetzt in Betzdorf zu einer Regionalkonferenz des Evangelischen Kirchenklreises Altenkirchen zum Thema "Kinderarmut" zusammen. Es wurden zahlreiche Anregungen und Praxistipps ausgetauscht, wie man auch auf regionaler Ebene etwas gegen die Kinderarmut tun kann.

Betzdorf. "Wir haben viel Anregendes erfahren und eine Aufbruchstimmung gespürt, die uns Mut macht, dass uns gemeinsam viel gelingen kann, auch hier vor Ort etwas gegen die zunehmende Kinderarmut zu machen." Das Fazit von Superintendentin Andrea Aufderheide (Evangelischer Kirchenkreis Altenkirchen) am Ende einer der ersten Regionalkonferenzen zur Kinderarmut, von der Evangelischen Kirche im Rheinland initiiert, fiel positiv aus. Der Kirchenkreis, so die Superintendentin am Samstag in Betzdorf, werde es auch nicht bei dieser einmaligen Konferenz belassen, angedacht sei unter anderem eine Kreissynode zum Thema, die Bilanz ziehe und aufbauend weiter arbeiten soll.
Im Gemeindehaus der Evangelischen Kirchengemeinde Betzdorf trafen sich auf Einladung des Kirchenkreises und der Diakonie mehr als 90 "Vor-Ort-Handelnde" aus Gemeinden, Verbänden, Repräsentanten von Werken freier Träger, aus Einrichtungen, Schulen, Kindertagesstätten, aus Lokal-, Landes- und Bundespolitik und natürlich dem kirchlichen und diakonischen Umfeld. Mit dabei auch Nikolaus Immer, Mitglied der Geschäftsführung des Diakonischen Werkes Rheinland/Westfalen/Lippe, und Ulrich Hamacher, Geschäftsführer des Diakonischen Werkes Bonn/Bad Godesberg, die Landtagsabgeordneten Dr. Matthias Krell und Thorsten Wehner, die Bundestagsabgeordnete Sabine Bätzing, der Leiter des Sozialamtes des Kreises Altenkirchen, Bodo Nöchel, und die Kreisbeigeordnete Erika Hüsch.
Der Tatsache bewusst, dass Armut ein gesamtgesellschaftliches Phänomen ist, dem man auf örtlicher Ebene nur eingeschränkt begegnen kann, zeigte sich die Versammlung, die auch im Kontext des 50. Geburtstages des Diakonischen Werkes im Kreis Altenkirchen stand, sehr offen gegenüber Anregungen und Erfahrungen, die bereits heute gute Arbeit gegen Kinderarmut prägten. Deutlich wurde auch, dass im ländlichen Umfeld Armut noch immer ein Tabuthema ist und dass man angesichts des sozialen Umfeldes nicht alle "städtischen Erfolgsmodelle" einfach übernehmen kann. Dennoch hatte Ulrich Hamacher als Geschäftsführer des Diakonischen Werkes Bonn/Bad Godesberg mit seinem Impulsreferat auch für die Westerwald-Siegerland-Region viel Nachdenkenswertes zu bieten. Mit seiner klaren Sprache und den Erfahrungswerten aus Bonn - "einfach eine öffentliche Diskussion anzetteln, notfalls ‚skandalisieren’ und in jedem Fall Bündnispartner gewinnen" - stellte er Bewährtes in den Raum. Er ermunterte: "Vieles ist möglich", riet aber zu behutsamen Schritten: "Einfach zunächst das anpacken, was auch finanzierbar ist." Hamacher stellte unter anderem das Projekt "Robin Good", einen ‚Familienfonds zur Einzelhilfe’, näher vor und machte die Runde mit "Mama mia", einem Café zur Unterstützung sehr junger Mütter, bekannt.
Mit weiteren Tipps wartete auch Nikolaus Immer auf, der nicht nur nachahmenswerte Projekte im Rheinland vorstellte, sondern auch die Internetplattform "Chancenreich - Gemeinsam aktiv gegen Kinderarmut". Hier sind bereits etliche Handlungsbeispiele (nebst praktischen Anleitungen und Arbeitsmaterialien) zum Nachahmen gesammelt. Weitere Anregungen sollen folgen, auch aus dem Kreis Altenkirchen, für die der Vertreter des Diakonischen Werkes gerne warb. Seine vorgestellte Auswahl, etwa die Aktionen "Schülerfrühstück" oder "Spielhaus", waren verknüpft mit Finanzierungsvorschlägen nebst Organisationstipps.
Dass es auch im Kreis Altenkirchen bereits erfolgreiche Modelle aktiven Handelns gegen Kinderarmut gibt, war eines der Schwerpunktthemen in den vier Werkstätten, in denen sich die Betzdorfer Konferenz-Teilnehmer ausgiebig austauschen konnten. Hier gab es für Interessierte, die in ihren Gemeinden Beiträge zur Bekämpfung von Kinderarmut initiieren wollen, allerlei Anregendes, etwa zur "Tafel plus", zur Arbeit mit Jugendlichen und (Klein-)Kindern oder zur Öffentlichkeitsarbeit.
Erfahrene "Praktiker" schilderten Umsetzbares oder machten Alternativvorschläge: "Wenn eine ‚Kindertafel’ nicht die ideale Lösung ist, kann auch eine ‚Kinderzeit mobil’ mit transportablen Kochplatten im Schultaschen-Format Ernährungshilfen bieten", machte etwa Renate Zanjani/Niederberg deutlich. Für dieses Erfolgsmodell müssen Nachahmer Gelder organisieren, während beim Projekt "Wellcome" (Unterstützung für junge Familien) Ehrenamtliche gefunden und geschult werden müssen.
Eine Fülle weiterer Anregungen und Erkenntnisse begleitet die Konferenzteilnehmer an ihre Vor-Ort-Arbeit; eine Dokumentation der Ergebnisse wird vom Diakonischen Werk Altenkirchen zusammengestellt und kann dort auch von anderen Interessierten nachgefragt werden.
"Viele bislang unverbindliche Gedanken können nun konkreter weitergedacht werden", dankte Superintendentin Andrea Aufderheide allen Beteiligten der "Regionalkonferenz zur Kinderarmut". Wertvolles könne man mitnehmen, gerade auch solche Anregungen, wie man auf dem Lande, wo die Anonymisierung von Hilfe manchmal schwierig sei, praktische „Hilfe zur Selbsthilfe“ wirkungsvoller umsetzen könne. (Petra Stroh)
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Superintendentin Andrea Aufderheide zog ein positives Fazit der Regionalkonferenz und kündigte an, dass sich auch eine Kreissynode noch einmal intensiv mit dem Thema „Kinderarmut“ beschäftigen will. Fotos: Petra Stroh


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