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Nachricht vom 05.09.2009    

Genscher: "Wichtigste Rohstoffe sind Intelligenz und Fleiß"

Auch wenn der Wahlkampf sich schon lange in der heißen Phase befindet, so lässt er sich doch immer noch anheizen. Die Betzdorfer FDP entsann sich eines alten Verbündeten und holte Alt-Polit-Profi Hans-Dietrich Genscher in die Stadt an der Sieg. Und hier bewies der ehemalige Außenminister, der mit 23 Dienstjahren immer noch der absolute Rekordhalter ist, dass er noch lange nicht zum "alten Eisen" gehört. Genscher kannte Betzdorf noch aus alten Tagen. Den Grund, warum es ihn wieder hierhin zog, hatte er noch am Vortag seinem Parteifreund Klaus Kinkel verraten: Weil er befürchtete, dass "Elke Hoff keine Ruhe gibt".

Betzdorf. "Wir reden nicht von einer Großen Koalition, sondern von einer schwarz-roten." Gleich zu Beginn der Wahlveranstaltung am Samstagmorgen im "Breidenbacher Hof" in Betzdorf lässt der alte Polit-Profi Hans-Dietrich Genscher (82) keinen Zweifel an seiner Einstellung. Denn "groß" bedeute nicht nur erhöhtes Volumen, sondern, so Genscher, "auch Qualität". Und die vermisst Genscher beim schwarz-roten Bündnis.
"Die Frau Merkel", sinniert der ehemalige Außenminister und Vizekanzler, sei "als Kanzlerin schon eine gute Besetzung." Aber dann kommen die Absichten des politischen Strategen zum Tragen. Und er ergänzt: "...mit einer FDP als Koalitionspartner wäre sie noch besser dran."
Witziges hat Hans-Dietrich Genscher an der Sieg zu vermerken. Etwa den Grund, warum er als Außenminister entschieden hatte, "mal Jüngere ins Amt zu lassen." Da habe ihm der Fund von "Ötzi" in den 90-er-Jahren doch sehr geholfen. Und listig greift Genscher zur rhetorischen Allzweckwaffe, dem Humor: "Ötzi", resümiert der ehemalige Parteivorsitzende, "schlug die Augen auf und fragte, ob denn der Genscher immer noch Außenminister sei..."
Genschers Rede ist zeitlos. Er hätte sie auch vor zehn Jahren halten können. Und vielleicht hat er sie sich in leicht abgewandelter Form schon auf irgendeine Festplatte geschickt. Frei nach dem Motto: Der nächste Wahlkampf kommt bestimmt. Ob sich Genscher dann allerdings noch mal überreden lässt, über Land zu fahren, Hände zu schütteln und Autogramme zu geben, wer weiß?
Auf jeden Fall ist Genscher davon überzeugt, dass die Jugend es wert ist, in sie "zu investieren". "Wir haben kein Gas, wir haben kein Öl", stellt er fest, allerdings eine Jugend, die an Sachkompetenz "wieder führend sein muss." Genscher wörtlich: "Unsere wichtigsten Rohstoffe sind Intelligenz und Fleiß."
Gefordert ist kinderfreundliche Politik, so Genscher. "Deutschland muss als wissenschaftlicher Standort wieder ganz vorne liegen - wie früher." Hier gelte "höchste Priorität".
Dass Bush jun. nicht mehr der mächtigste Mann der Welt ist, das kann Hans-Dietrich Genscher nur begrüßen. Während man mit dem Senior noch habe Politik machen können, sei der Junior ein klassisches Beispiel dafür, dass "der Apfel schon mal weit vom Stamm fallen kann." Und jetzt bleibt es dem alten Außenminister eben erspart, "mit Besorgnis auf Washington zu schauen."
Genscher forderte die europäischen Politiker auf, Präsident Obama in seiner schwierigen Politik mehr zu unterstützen. "Der Mann hat es", so Genscher, "nicht leicht. Die Partnerhilfe Europas kann da viel bewirken."
Dass es wahrscheinlich der letzte Wahlkampf sein wird, in welchem Hans-Dietrich Genscher mitmischt, kündigte der FDP-Ehrenvorsitzende schon jetzt an. Parteifreund Kinkel hatte sich schon gewundert, dass der alte Polit-Profi noch einmal ins Feld zieht. Aber für Elke Hoff hat Genscher dies gern getan. Damit tritt er vom Rednerpult ab, nicht ohne noch mal darauf hinzuweisen, dass Elke Hoff am 27. September die Erststimme gehören muss. Und Genscher appelliert nicht nur an die Anwesenden: "Weitersagen". Womit er selbst sich wieder zu Elke Hoff an den gemeinsamen Tisch setzt und im gleichen Augenblick schon von Autogrammjägern umlagert wird. (Werner Wenzel)
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Schon kurz nach seiner Rede kamen die "Autogrammjäger" an den Tisch von Hans-Dietrich Genscher. Hier ist es der Altliberale Hilmar Plate, der sich vom Altliberalen Genscher ein Buch signieren lässt. Fotos: Werner Wenzel


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