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Nachricht vom 09.09.2009    

Offener Brief: Notärzliche Versorgung nicht gewährleistet

Was die aktuelle notärztliche Versorgung im Landkreis Altenkirchen betrifft, herrschen offenbar skandalöse Verhältnisse. In einem offenen "Brandbrief" an die Bevölkerung im Kreis Altenkirchen - zur Kenntnis an den Minister des Inneren und Sport des Landes, Karl Peter Bruch, den Landrat des Kreises Altenkirchen, Michael Lieber, den Präsidenten des DRK-Landesverbandes Rheinland-Pfalz, Rainer Kaul, und den Vorsitzenden des DRK-Kreisverbandes Altenkirchen, Dr. Alfred Beth - hat der Leiter Rettungsdienstes des DRK-Kreisverbandes Altenkirchen, Mike Stock, beklagt, dass die notärztliche Versorgung im Kreis nicht gewährleistet sei. Der "Frontmann" des Kreis-DRK muss wissen, wovon er spricht - er ist seit fast 22 Jahren im Rettungsdienst beschäftigt. Im Folgenden dokumentieren wir den Brief Mike Stocks im Wortlaut.

Kreis Altenkirchen. "Sehr geehrte Damen und Herren, nach unzähligen Gesprächen mit Ärzten, Vertretern der Krankenhäuser, Politikern und einem Gespräch am 10. Juli 2009 in der Kreisverwaltung muss ich als Leiter Rettungsdienst des DRK-Kreisverbandes Altenkirchen miteilen, dass die notärztliche Versorgung im Landkreis Altenkirchen nicht gewährleistet und meines Erachtens so nicht mehr hinzunehmen ist. Die notärztliche Versorgung des Landkreises Altenkirchen hat bereits in der Vergangenheit häufiger zu Diskussionen geführt. Die dramatischen Ereignisse der letzen Tage haben mich jetzt dazu bewogen, die Öffentlichkeit zu informieren und eine hoffentlich ergebnisorientierte Diskussion zu eröffnen.
Vor fast zehn Wochen kam es zu einem Gespräch der Vertreter der Krankenhäuser, des Rettungsdienstes, der Rettungsdienst-Behörde, Innenministeriums und der Kostenträger über die mangelnde notärztliche Versorgung im Landkreis Altenkirchen. Herr Landrat Lieber betonte hierbei, dass die Bürgerinnen und Bürger des Kreises Altenkirchen rasche und effektive Maßnahmen zur Beseitigung des Notarztproblems erwarteten. Resümee des Gespräches war, dass im Hinblick auf fehlende Notärzte innovative kurzfristige Lösungen gefragt seien. Hier wurde auf die eigentlich bereits fast ausgelasteten Hubschrauber Christof 25 (Siegen) und Christof 23 (Koblenz) verwiesen. Anzumerken sei bei dieser "Lösung", dass wir die Hubschrauber für besonders schwere Notfalleinsätze und aufgrund des landesweiten Bettenabbaus dringend für Spezialtransporte benötigen. Des Weiteren ist deren Einsatz nachts und bei schlechtem Wetter nicht möglich. Die Kostenträger verwiesen in dem Gespräch darauf, dass die finanziellen Rahmenbedingungen stimmten, sie seien aber bereit, bilateral mit den Krankenhäusern kurzfristig nach Lösungen zu suchen.
Tatsache ist, dass im Landkreis Altenkirchen auch weiterhin etwa 17 Euro brutto Stundenlohn für einen ausgebildeten Notfallmediziner gezahlt wird. Der Skandal hierbei ist, dass nicht nur über die Landesgrenze (zum Beispiel in Siegen) hinaus deutlich besser gezahlt wird, nein, auch in Rheinland Pfalz sind , dem Tarifvertrag annähernd entsprechen, üblich. Kritisch zu hinterfragen ist, warum die Krankenhäuser in der Kernarbeitszeit von 7 bis 17 Uhr den Notarzt abmelden. Argumentiert wird hier mit einem Ärztemangel im Assistenzarztbereich. In anderen Landkreisen beziehungsweise Städten beteiligen sich auch die Ober- und Chefärzte am Notarztsystem.
Als weiteres Ergebnis vereinbarten die Krankenhausvertreter die eigentlich schon unhaltbare Regelung, dass sich die Krankenhäuser Altenkirchen und Wissen sowie die Krankenhäuser Kirchen und Hachenburg zumindest absprechen, wenn im Notfall ein Krankenhaus den Notarzt abmeldet, damit nicht ganze Teile des Landkreis ohne notärztliche Versorgung sind. Als neuerlicher "Verbesserungsvorschlag" ist in den vergangenen Tagen an uns heran getragen worden, die Standorte Altenkirchen und Hachenburg nachts sowie Samstags und Sonntags "zusammenzulegen". Hierbei kann man nur hoffen, dass man nicht selbst notärztliche Hilfe in Altenkirchen braucht wenn der zuständige Notarzt in Bad Marienberg im Einsatz ist.
Man muss feststellen, dass die notärztliche Versorgung im Landkreis Altenkirchen seit dem 10. Juli noch schlechter geworden und so nicht mehr hinzunehmen ist. Notarztabmeldungen von 7 bis 16 Uhr sind an der Tagesordnung. Abmeldungen von zwei Notarztstandorten des Landkreises sind in den letzen Wochen häufig. Der Notarztstandort Wissen war zum Beispiel von Freitag Mittag, 4.September, bis Montag Morgen, 7. September, komplett abgemeldet. Gleichzeitig stand freitags in Kirchen, samstags in Hachenburg und sonntags in Altenkirchen kein Notarzt zur Verfügung.
Am 21. und 24. Auust, dem 2. und 7. September stand zeitweise überhaupt kein Notarzt für den ganzen Landkreis Altenkirchen zur Verfügung. Das sind nur die Zeiten, die mir bekannt sind. Dem Innenministerium liegen die genauen Zahlen vor.
Während dieser Zeiten wird versucht, die Notfallpatienten des Landkreises mit teilweise großem Zeitverlust notärztlich von außerhalb beziehungsweise aus der Luft zu versorgen. Gut ausgebildete und mäßig bezahlte Rettungsassistentinnen und Rettungsassistenten übernehmen tagtäglich in einer rechtlichen Grauzone die notärztliche Versorgung der Bevölkerung des Landkreis Altenkirchen. Es ist ein Skandal, dass in der jetzigen Situation die Bezahlung der Notärzte nicht auf Marktniveau angehoben wird und Notärzte aus dem Landkreis Altenkirchen aus dem Landkreis pilgern, um dort zu vernünftigen Konditionen ihren Notarztdienst zu versehen. Ich möchte zum Schluss noch einmal darauf hinweisen, dass wir hier von absolut zeitkritischen Ereignissen sprechen, die täglich häufiger auftreten und die jeden aus der Bevölkerung betreffen können.
Tatsache ist, das Landesrettungsdienst-Gesetz sieht für den Landkreis Altenkirchen drei Notarztstandorte vor, die rund um die Uhr zu betreiben sind.
Hiervon sind wir zur Zeit weit entfernt. Ich bin seit fast 22 Jahren im Rettungsdienst beschäftig, nie war die Situation so schlecht wie im Moment! Es besteht dringender Handlungsbedarf! (Mike Stock)"



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