Raiffeisen-Festakt in Mainz: Seine Idee bewegt Menschen und Märkte
Das Kurfürstliche Schloss in der Landeshauptstadt Mainz bildete den Rahmen für den Festakt der Deutschen Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Gesellschaft anlässlich des 200. Geburtsages des Genossenschaftsgründers. Unter anderem würdigte Ministerpräsidentin Malu Dreyer den großen Westerwälder.
Mainz/Region. Er kommt aus dem Kreis Altenkirchen. Seine Ideen gingen um die Welt. Am 30. März vor 200 Jahren wurde er in Hamm geboren: Friedrich Wilhelm Raiffeisen, Sozialreformer, Kommunalpolitiker, Gründer des weltweiten Genossenschaftswesens. Am heutigen 11. März hat die Deutsche Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Gesellschaft dieses Jubiläum mit einem Gottesdienst und einem Festakt im Kurfürstlichen Schloss zu Mainz gefeiert. Zum Festakt kamen zahlreiche Gäste aus der Genossenschaftswelt, aus Politik
und Wirtschaft, darunter Ministerpräsidentin Malu Dreyer sowie die zukünftige Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner.
Gemeinwohl, nicht der Eigennutz im Mittelpunkt
Beim Gottesdienst in der Mainzer Christuskirche mit Präses Manfred Rekowski von der Evangelischen Kirche im Rheinland würdigte dieser Raiffeisen als einen engagierten Christen, der mit seinem Genossenschaftsmodell eine Alternative zum Einsatz von Geldmitteln aufgezeigt habe. „Das Gemeinwohl, nicht der Eigennutz, ist für ihn das Ziel wirtschaftlichen Handelns", sagte Rekowski. „Für Raiffeisen war klar: Menschen, die hungern, muss geholfen werden. Am wirksamsten durch Hilfe zur Selbsthilfe." So habe Raiffeisen die Ideen für die Gründung von Hilfevereinen und Kreditkassen, den Gedanken der Solidarität aller Genossenschaftsmitglieder und die Ablehnung von Dividenden für die Geldgeber entwickelt. „Genossenschaft heißt: Mein Geld arbeitet für andere."
Rund 550 Gäste aus der Genossenschaftswelt, aus Wirtschaft und Politik, darunter auch zahlreiche Gäste aus der Westerwälder Heimat Raiffeisens, kamen zum anschließenden Festakt ins Kurfürstliche Schloss, natürlich auch die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer. Sie erklärte: „In Zeiten von Globalisierung und Individualisierung ist die Genossenschaftsidee überzeugender und moderner denn je. Sie ist ein Zukunftsmodell, um Probleme und Aufgaben in unserer Gesellschaft solidarisch und gerecht zu bewältigen." Es sei wichtig, gerade junge Menschen dafür zu gewinnen, die Genossenschaftsidee mit neuen Ideen und Kreativität weiterzuentwickeln. Sie dankte allen, die sich für das historische Erbe von Friedrich Wilhelm Raiffeisen engagieren, insbesondere der Raiffeisen-Gesellschaft für die vielfältigen Aktivitäten im Jubiläumsjahr.
Böhnke: „Er packte zu und redete Klartext.“
Der Vorsitzende der Deutschen Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Gesellschaft, Werner Böhnke, würdigte Raiffeisens Wirken in seiner Festrede. Der Pionier Raiffeisen habe Bescheidenheit mit ansteckender Tatkraft verbunden. „Raiffeisen hatte immer den Menschen im Blick. Er packte zu und redete Klartext, wenn im Gerechtigkeitsgefüge der Menschen Dinge aus dem Gleichgewicht gerieten", sagte Böhnke. Dieses Erbe werde von den heutigen Genossenschaften fortgeführt. „Die rund 22 Millionen Mitglieder wissen: Genossenschaften stehen für Regionalität und Nähe, sie stehen für Transparenz, Fairness und Zukunftsfähigkeit. Genossenschaften und die sie tragenden Mitglieder übernehmen Verantwortung und zeigen, welche Kraft und Kreativität beherzte Eigeninitiative entfalten kann."
Auf dem Festakt wurde auch die Raiffeisen-Tour 2018 von Journalist und Buchautor Manuel Andrack vorgestellt. Der leidenschaftliche Wanderer besucht und entdeckt zwischen März und Juni Genossenschaften in ganz Deutschland und wird auch im Westerwald zu Gast sein. Außerdem präsentierte Josef Zolk, stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Gesellschaft und langjähriger Bürgermeister der Verbandsgemeinde Flammersfeld, das Buch „Der Vordenker aus dem Westerwald – Ministerinnen und Minister über Politik, Genossenschaften und Friedrich Wilhelm Raiffeisen" der Öffentlichkeit. Darin würdigen alle Sozialministerinnen und -minister der Länder und die Geschäftsführende Bundesarbeitsministerin Katarina Barley den Reformer. In teilweise persönlichen Beiträgen erläutern sie, welche Bedeutung Raiffeisens Erbe für Gegenwart und Zukunft hat. Diskussionsrunden mit Vertretern von Schülergenossenschaften und mit genossenschaftlichen Gründern zeigten den nachhaltigen Einfluss von Raiffeisens Ideen und Handeln bis heute.
Weltweit eine Milliarde Menschen in Genossenschaften
Das Raiffeisen-Jahr 2018 unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist das Jubiläum für Friedrich Wilhelm Raiffeisen unter dem Motto „Mensch Raiffeisen. Starke Idee!". Seine Idee bewegt weiterhin Menschen und Märkte. Die Genossenschaftsidee wurde 2016 von der UNESCO in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Mehr als 22 Millionen Menschen in Deutschland sind Mitglied einer Genossenschaft, weltweit sind es mehr als eine Milliarde. (PM)
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