Wissener Nachtschicht startet mit bewegendem Zeitzeugen-Film
Am Pfingstsamstag, dem 19. Mai, steigt in Wissen die sechste Auflage der Nachschicht – ein aufregende Nacht mit Tanz, Artistik , Akrobatik und „brennendem“ Schlagzeug. Dazu gehört in diesem Jahr auch die Vorführung eines Films, in dem Zeitzeugen rund um das Wissener Walzwerk zu Wort kommen. Eigens produziert für die Nachtschicht, sind mehr als 20 Stunden Filmmaterial entstanden. Zugeschnitten auf eine halbe Stunde, wird ein spannender, facettenreicher und auch teilweise emotionaler Film zu sehen sein, der einer Fülle von Fragen nachgeht.
Wissen. Mehr als 150 Jahre prägten Gruben, Alfredhütte und das Wissener Walzwerk das Gesicht der Stadt Wissen. Das Meiste sieht man heute nicht mehr und das Wissen darüber schwindet. Und dabei waren Arbeits- und Privatleben bestimmt vom „Werk“, wie es die Menschen nannten. Das „endgültige Aus des Werks war wie der Tod eines Familienmitgliedes“, so beschreibt Günther Rödder, einer von über 30 Zeitzeugen, die man persönlich oder mit der Kamera befragt hat, das Ende des Werks in 1995. Eigens produziert für die Nachtschicht, sind mehr als 20 Stunden Filmmaterial entstanden. Zugeschnitten auf eine halbe Stunde, wird ein spannender, facettenreicher und auch teilweise emotionaler Film zu sehen sein, der einer Fülle von Fragen nachgeht. Dieser wird am kommenden Samstag, dem 19. Mai, um 20 Uhr im Kulturwerk Wissen bei der Nachtschicht zu erleben sein. „Wir haben uns gefragt, wie wir unsere Montangeschichte als Angebot für die Menschen lebendig erzählen können“, so Berno Neuhoff vom Förderverein des Kulturwerks. Dazu hat der Verein mit Angela Schwarz, Professorin für Neuere und Neueste Geschichte an der Uni Siegen, eine Expertin mit ins Boot geholt. Finanziert wurden der Film und die Dreharbeiten hauptsächlich durch den Förderverein.
Rückblick auf die Zeit im Werk: Wie war das damals?
„Den Besucher der Nachtschicht 6- Industriekultur Westerwald Sieg erwartet wieder ein spannendes Gesamtkunstwerk mit Geschichte zum Anfassen“. Da sind sich Kulturwerk-Geschäftsführer Dominik Weitershagen, Michael Stahl, Leiter des Arbeitskreises Kultur, und Berno Neuhoff seitens des Fördervereins sicher. Dazu gehört unter anderem die Frage, warum das Walzwerk 1995 schloss. Oder: Wie waren die Arbeitsbedingungen im Warmwalzwerk, das Anfang der 60er Jahre endete, was wurde in den heutigen Hallen der Firma Brucherseifer und dem Kulturwerk gemacht? Wie war das für die Arbeiter, den Ingenieur, aber auch den Friseur vor Ort? Was ging in den Menschen vor? Über 30 Personen waren eingeladen worden. Ein Kamerateam hat dann nochmals einige einzeln interviewt. Multimedial wird das Ganze auf riesigen Leinwänden bei der Nachtschicht am Pfingstsamstag zu sehen sein.
Filmsequenzen und Tanzchoreographie
Der Tanztraum Balé wird auf alte Filmsequenzen von „heißem Blech“ eine gekonnte Tanzchoreographie setzen, die schon Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Ministerpräsidentin Malu Dreyer begeisterte .Trommler werden mit brennenden Schlagzeugstöcken einheizen und mit Artistik und Akrobatik aus Berlin zieht man neben den Arbeiterliedern auch künstlerisch alle Register. Begleitet wird das Ganze gleich an diesem Abend und danach durch drei Ausstellungen: eine Ausstellung von Schülerinnen und Schülern des Wissener Kopernikus-Gymnasium zur Geschichte der Stadt Wissen, die Peter Weller-Ausstellung im Walzwerkwissen nebenan, die an diesem Abend vorher geöffnet ist, und die Ausstellung mit Werken aus dem Bestand des Hoesch-Museums Dortmund mit dem Titel „Man mades Landscape“, zu dem das Wissener Werk viele Jahre gehörte.
Bleche aus Wissen: heute als Industriekultur ein Projekt für ganz Rheinland-Pfalz
Viele neue Details zeigt der Film: Was wurde aus feinstem Weißblech gemacht, wie sah der Arbeitsalltag und die Hierarchie im Werk aus? Was passierte, als es klar war, dass das Werk unterging und was machte es mit den Menschen.in Wissen und der Region? Arbeiter aus dem Werk, Menschen aus Wissen und der Umgebung, die eng mit dem Werk zu tun hatten, wurden in vielen Stunden befragt und interviewt von einem professionellen Kamerateam. Sie erzählen ihre Geschichte und die des Wissener Walzwerks im Jahr der Industriekultur. Das Kulturwerk Wissen als Stätte der Industriekultur steht nach dem Weltkulturerbe „Sayner Hütte“ auf Seite zwei der Broschüre des Landes. Aus Wissener Feinstblech wurden Konservendosen und Blechspielzeug im Endprodukt gefertigt. Der neue Film ist lebendig erzählt und geht auch auf die Aspekte der Männerdomäne Walzwerk ein wie auf die Rolle der Frauen im Werk. Die Härte und Gefährlichkeit der Arbeit im Warmwalzwerk wird genauso thematisiert wie die Verschmutzung der Sieg oder die Gefährlichkeit des Sandbergs.
Unglaublich lebendiger Fundus an Wissen
„Ein unglaublicher lebendiger Fundus an Wissen über das Walzwerk und die Menschen, die dort gearbeitet haben. In Spitzenzeiten bis zu 3000. Daher haben wir uns zum Zeitzeugenprojekt entschlossen und die Menschen direkt gefragt“, so die Macher vom Förderverein und der Wissener Eigenart. Letztere hat übrigens die Herkulesaufgabe übernommen und alle Texte „transkribiert“ - und das im Ehrenamt. Den Film hat ein professionelles Team aus dem Westerwald und dem Ruhrgebiet gemacht.
Tickets im Vorverkauf
Tickets für die Nachtschicht am 19. Mai, die mit der Filmvorführung um 20 Uhr startet, gibt es im Buchladen in Wissen (Tel. 02742 1874), in der Buchhandlung Mankelmuth in Betzdorf (Tel. 02741 970024), der Buchhandlung Seite 42 in Altenkirchen (Tel. 02681 70171) oder per Tickethotline 0180 - 6050400 (0,20 Euro/Anruf, Festnetz: 0,60 Euro/Anruf und aus allen Mobilnetzen). (PM)
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