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Nachricht vom 26.11.2009    

IG-Metall: Vom Ende der Krise kann keine Rede sein

Vom Ende der Krise kann überhaupt keine Rede sein. Das sagte der 1. Bevollmächtigte der IG-Metall-Verwaltungsstelle Betzdorf, Leonhard Epping, am Mittwoch gegenüber der Presse. Im Gegenteil: "Wir sind mitten in der Krise", so der Gewerkschafter. Über Arbeit, um Arbeitsplätze zu erhalten, können sich die Gewerkschafter also nicht beklagen.

Betzdorf. Seit zwei Jahren ist Leonhard Epping 1. Bevollmächtigter der IG Metall in Betzdorf. Und hat "mitten in der Krise" alle Hände voll zu tun. Das gilt gleichsam für seine Kollegen Claif Schminke als politischer Sekretär, der gezielt in die Betriebe geht und auch die Jugendarbeit der Gewerkschaft forcieren soll, und für den 2. Bevollmächtigten Alfons Trapp. An dem Gespräch in der Betzdorfer Bürgergesellschaft nahm auch Bürgermeister Bernd Brato teil.
Welche Auswirkungen hat die Krise auf die Gewerkschaftsarbeit? Auch wenn es oft genug schwierig sei, Arbeitnehmern, die Angst um ihre Arbeitsplätze haben. die Notwendigkeit gewerkschaftlichen Engagements zu vermitteln, steht man nicht schlecht da: Die Zahl der Austritte wurde 2008/2009 um 40 Prozent reduziert, 2008 konnte man 256 neue Mitglieder gewinnen. 4911 sind es im Gebiet der Verwaltungsstelle, die den Kreis Altenkirchen und Teile des benachbarten Westerwaldkreises betreut. Die Mitgliederzahl ist damit leicht rückläufig.
Man suche gezielt den Kontakt und die Zusammenarbeit mit Parteien und Verbänden erklärte Epping. So lobte er den guten Draht zu Bürgermeister Bernd Brato, der im Falle der Wolf-Garten-Insolvenz wertvolle Unterstützung geleistet und auch sonst ein offenes Ohr für die gewerkschaftlichen Belange habe. Das gelte auch für Landrat Michael Lieber.
Epping sagte, der "finanzgetriebene Kapitalismus" habe zu erheblichen Fehlentwicklungen geführt, unter der auch Betriebe und deren Mitarbeiter in der Region litten. Die Zukunftsangst der Arbeitnehmer sei nach wie vor ausgepägt - kein Wunder bei der prekären Beschäftigungslage vor allem in der Metall- und Elektroindustrie. Epping forderte von der neuen Bundesregierung ein Konzept, das die Wirtschaftsproduktion sichert. Es gebe auch in der heimischen Region viele Betriebe, die seit 2009 Kurzarbeit fahren, aber dennoch rote Zahlen schrieben. Epping forderte die Banken zu einer einfacheren Kreditvergabe auf: "Die Banken dürfen nicht so weitermachen wie bisher."
Begrüßt wurde von Epping die Verlängerung der Kurzarbeit um weitere 18 Monate. Dies sei ein richtiger Schritt, auch wenn die Gewerkschaft sich einen Zuschlag um weitere zwei Jahre gewünscht hätte.
Der Bevollmächtigte kritisierte, dass durch die umfassenden Deregulierungen und Steuersenkungen für wenige die gesamte Republik verliere. Die fortschreitende Flexibilisierung der Sozialversicherungs-Systeme werde diese schließlich zerstören.
Die Kritik der CDU am betriebslichen Schnellinformationssystem der Gewerkschaft kann CDU-Mitglied Epping nicht verstehe. Diese Daten, so Epping, "kann man schließlich an jedem Stammtisch bekommen." Er habe in diesem ZUsammenhang CDU-Fraktionsvorsitzenden Christian Baldauf kontaktiert. Es könne nicht sein, dass CDU-Kreisvorsitzender Dr. Josef Rosenbauer und Teile der Union in diesem Zusammenhang von "Bespitzelung" spächen. Epping: "Die Politik muss sich nicht als Trittbrettfahrer der IHK betätigen."
Epping kündigte an, dass am 7. Dezember erste Verhandlungen über die Fortführung des Tarifvertrages über Beschäftigungssicherung für die Region starten. Hier strebe man unbeginnt eine Einigung mit der Arbeitgeberseite an. Dabei sei auch eine Arbeitszeitverkürzung auf 30 Stunden pro Woche bei entsprechendem Lohnverzcht nicht tabu, sagte Epping. Auch die Verpflichtung der Betriebe, Auszubildende für mindestens ein Jahr zu beschäftigen, stehe auf der Tagesordnung.
Vom 1. März bis zum 1. Mai stehen wieder Betriebsratswahlen an. Sie stehen unter dem Motto "Kompetenz für gute Arbeit kannst Du wählen". Epping hofft auf ein gutes Ergebnis für die IG Metall. Auch für die Betriebe seien Betriebsräte vor allem in der Krise der einzig verlässliche Gesprächspartner. Deshalb werde man gezielt "weiße Flecken" beackern und vor allem auch Jugendliche und Frauen ansprechen.
Ein wichtiges Argument für eine Mitgliedschaft in der IG Metall für die Gewerkschaftsvertreter: Vor den Arbeitsgerichten gab es 49 Verfahren. Der "Erfolgswert" belief sich auf 197.000 Euro vom 1. Januar bis zum 30. November. Nur 8 Verfahren wurden verloren. Vor den Sozialgerichten waren 38 Verfahren anhängig. 44.720 Euro wurden für die Arbeitnehmer erstritten. Außerdem werden in 272 Verfahren 1,7 Millionen Euro geltend gemacht, die bisher Arbeitnehmern nicht gezahlt wurden.
Trotz aller Probleme gibt sich Epping gedämpft optimistisch: "Wir sind hier bisher mit einem blauen Auge davongekommen, aber 2010 wird ein schwieriges Jahr. Die Krise ist noch nicht vorbei." Deshalb sei es auch wichtig, dass die Betriebe statt zu entlassen Kurzarbeit in Anspruch nehmen, auch wenn es im heimischen Bereich hier Missbräuche gegeben habe. Namen wollte Epping aber keine nennen.
Auch für die Lohnrunde im kommenden Sommer stehe die Beschäftigungssicherung an vorderster Stelle, kündigte Epping an. (rs)
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Beim Gebspräch in der Betzdorfer "Bürgergesellschaft" (von links): 2. Bevollmächtigter Alfons Trapp, politischer Sekretär Claif Schminke, 1. Bevollmächtigter Leonhard Epping und Bürgermeister Bernd Brato. Foto: Reinhard Schmidt



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