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Nachricht vom 10.12.2018    

Skateboard-Pionier Titus Dittmann wurde 70

Auch ein „Berufsjugendlicher" bleibt nicht vom Älterwerden verschont. Diesen Jubilar aber kümmert es wenig. „Ich bin stolz darauf, ein alter Sack zu sein", sagt Titus Dittmann. Und: „Eigentlich bin ich ja gerade mal aus dem Gröbsten raus." Der gebürtige Kirchener ist der deutsche Skateborad-Pionier. Jetzt ist er 70 Jahre alt geworden.

Ende der 70er Jahre hat ihn das Skateboard gepackt und nicht mehr losgelassen: Titus Dittmann. (Foto: Thomas Gentsch)

Münster/Kirchen. Als am 8. Dezember 1948 in Kirchen an der Sieg ein Kind das Licht der Welt erblickt, ist es nicht etwa ein römischer Kaiser, sondern ein Junge, der zunächst den Namen Eberhard erhält. Für seinen älteren Bruder hat der Knabe allerdings eine frappierende Ähnlichkeit mit einem antiken Imperator. Fortan und später standesamtlich hochoffiziell eingetragen, wird er Titus gerufen. 70 Jahre später ist dieser Name unwiederbringlich mit einem Menschen verbunden, der als „Vater der deutschen Skateboard-Szene" ein ganzes Imperium rund um das Rollbrett aufgebaut hat und als Querdenker und Anstifter auch heute noch Einiges ins Rollen bringt. Dittmanns bisheriges Leben kommt dem Ritt auf einer Achterbahn gleich. Hindurch zieht sich ein unbändiger Antrieb, der auf Begeisterung, Leidenschaft und Selbstbestimmung gründet. „Das Herz muss brennen!", lautet nicht umsonst sein vielzitiertes Mantra. Sein Weg vom „Kind des Westerwalds" zum hochdekorierten Unternehmer, zum europäischen Marktführer für Skateboards und Streetwear mit Sitz im westfälischen Münster ist oft erzählt worden und beinhaltet unzählige Erlebnisse, Erfahrungen und Geschichten. Dabei prophezeite ihm einst ein Pauker in der Volksschule: „Aus dir wird nichts!" Von wegen!

Die erste Begegnung mit dem Sakteboard
Als Lehrer und Beamter hielt es Titus nicht lange in dieser ersten Karriere aus, im Herzen Pädagoge ist er immer geblieben. Die „pubertierenden Rotzlöffel", die Kinder und Jugendlichen, waren stets die, die er im Blick hatte und für die er dann zusammen mit seiner Frau Brigitta das Unternehmertum als zweiten „Karriereweg" wagte. Nicht aus Profitstreben, das war für ihn, der 1968 Abitur machte, undenkbar. Aber nach der ersten Begegnung mit dem Skateboard 1977 an Münsters Aasee hatte es ihn, der die besondere Power des Bretts auf vier Rollen schnell spürte und sich infizieren ließ, gepackt und nicht mehr losgelassen. Zu seinem Leitmotiv wurde, etwas für diese bewegungsorientierte Jugendkultur zu schaffen: Freiräume für Heranwachsende jenseits des Einflusses von Autoritäten oder Altvorderen. Starke Persönlichkeiten entstehen durch Selbst-, nicht durch Fremdbestimmung, lautet sein Credo. Er konnte die Kids und ihren Freiheitsdrang verstehen, weil er tief in seinem Inneren selbst einer von ihnen blieb.

Ein weit verzweigtes Wertschöpfungsnetzwerk
Aus dem Kellerverkauf von Rollschuhen und -brettern entstand nach Gründung der Marke Titus im Jahre 1978 ein weit verzweigtes Wertschöpfungsnetzwerk, das viele Innovationen wie den „Magalog" gebar und die Skateboard-Weltmeisterschaft mit sämtlichen Stars der Szene und tausenden Fans nach Münster brachte. Auf das alles wird er bis heute oft angesprochen von denen, die es erlebt haben, die Titus in ihrer Jugend begleitet hat, denen er über das Skateboard diesen identitätsstiftenden Raum gebaut hatte und für die er einer zum Anfassen ist, einer mit Authentizität.



Es kann auch mal schief gehen
Pläne hat Titus Dittmann in seinem Leben allerdings nie wirklich gemacht, Chancen hingegen stets versucht zu ergreifen. In seinen Worten zusammengefasst klingt das so: „Mach dein Ding, lass dir nicht reinreden, aber trag auch die Verantwortung, wenn's schief geht!" Dass es auch schiefgehen kann, hat er selber am eigenen Leib oft genug erfahren müssen. Nicht nur in Form von Blessuren beim Skaten oder als Begleiterscheinung seiner großen Leidenschaft, dem Motorsport. Auch als Unternehmer hatte er mit dem Gesetz der Welle, mit den auf die Höhen folgenden Tiefen des Business zu kämpfen. So musste er alles einsetzen, um die nach einem geplatzten Börsengang um ihr Überleben kämpfende Titus AG wieder zu einem erfolgreichen Familienunternehmen zu sanieren. Jungen Menschen, die vor der Gründung eines Unternehmens stehen, machen solche Geschichten heute Mut. Nicht weil sie sonderlich viel betriebswirtschaftliches Fachwissen vermitteln, sondern weil sie zeigen, worauf es ankommt: sich durch Rückschläge nicht ermutigen zu lassen, nach dem Sturz den Staub von der Hose zu klopfen, wieder aufzustehen und es solange zu probieren, bis es klappt. „Skateboarder-Tugenden", die fürs ganze Leben wichtig sind. Darauf beruft sich auch ein Frank Thelen.

Weltweite Hilfsprojekte
Auch wenn Titus bis heute für die Marke Titus steht, hat er das operative Geschäft bereits 2009 in die Hände seines Sohnes Julius gelegt. Seitdem brennt sein Herz dafür, Kinder mit der pädagogischen Kraft des Skateboards in weltweiten Hilfsprojekten stark zu machen. Dazu rief er die Initiative skate-aid ins Leben, die dies mittlerweile in über 30 Projekten in 17 Ländern umsetzt. Nächstes Vorhaben: der Bau eines Skateparks im syrischen Damaskus in Kooperation mit SOS- Kinderdorf. „Eigentlich bin ich ja gerade mal aus dem Gröbsten raus", sagt Dittmann augenzwinkernd an seinem Geburtstag und mit Blick auf das, was er noch vorhat: ein Buch zu seinem Herzensthema Pädagogik herauszubringen, weiter als Key Note Speaker Mut zu machen, mit der grünen Viper wieder beim 24h-Rennen am Nürburgring anzutreten, den Flugschein zu Ende machen, als Anstifter für skate-aid immer wieder ein Stück Hoffnung ins Rollen zu bringen und, und, und... „Aber natürlich wird das Leben noch genug andere Dinge an mich herantragen. Das war bislang immer so", meint er schmunzelnd. Ein guter Freund drückte das mit Blick auf den bevorstehenden 70. Geburtstag so aus: „Titus, du gehörst für mich zu der Kategorie Rentner, die nie in Rente gehen." (PM)


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