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Nachricht vom 31.12.2018    

Wissener Steinbuschanlage: Kritik am neuen Konzept

MEINUNG | Der Heimatforscher und frühere Lehrer Bruno Wagner aus Wissen-Schönstein ist nicht einverstanden mit der geplanten Neu-Nutzung der Wissener Steinbuschanlage. Die Stadt plant hier einen so genannten Intergenerationenpark, der, so Wagner, „der ursprünglichen Zweckbestimmung dieser Anlage“ als Ort der Ruhe und des Gedenkens nicht angemessen sei. Wir veröffentlichen seine Ansicht als Meinungsbeitrag.

Das Denkmal zu Ehren des Namensgebers Pastor Anton Steinbusch, im Hintergrund das Ehrenmal in der Steinbuschanlage. (Foto: as)

Wissen. Der Begriff des „Intergenerationenparks“ ist ja schon etwas sperrig, den man der Wissener Steinbuschanlage jetzt beistellt. Bruno Wagner, Heimatforscher und ehemaliger Lehrer aus dem Stadtteil Schönstein, stört sich allerdings an den grundsätzlichen Planungen für das Areal und erinnert an die ursprüngliche Funktion als Erinnerungsstätte für die Toten mehrerer Kriege. Er hat sich mit einem ausführlichen Schreiben an die Redaktion des AK-Kuriers gewandt:

„Im Rahmen des Förderprogramms Aktives Stadtzentrum haben Bauausschuss und Ausschuss für Stadtentwicklung des Wissener Stadtrates die Planungen des beauftragten Büros Stadt und Natur aus Annweiler für den Intergenerationenpark einmütig befürwortet. Zeitpunkt und Ort der Entscheidungsfindung waren der 19.09.2018 in der Steinbuschanlage und anschließend im Kuppelsaal der Westerwald Bank.

Sehr lobenswert war die demokratische Herangehensweise, innerhalb dieser die Wissener Bürgerwerkstatt die Menschen verschiedener Generationen der Stadt mit in die Ideen- und Entscheidungsfindung einbezog und in den zuständigen Gremien nach Diskussion des grundgelegten Gedankenaustausches zur Abstimmung gelangte. Vom Stadtrat wurde am 30.10.2018 das geplante Vorhaben bei einer Enthaltung beschlossen.

Die Schaffung einer Begegnungsstätte mit Freizeitaktivitäten ist grundsätzlich begrüßenswert, da sie kommunales Leben und soziales Miteinander bereichert. Jedoch: die Wahl der Steinbuschanlage als Standort hierfür ist hinsichtlich der ursprünglichen Zweckbestimmung dieser Anlage meines Erachtens weder geeignet noch angemessen. Da die Beschäftigung mit der Vergangenheit das Verständnis der Gegenwart erleichtert und Orientierung sowie Gestaltungsentwürfe für die Zukunft bietet, hätten die Initiatoren, Planer und Entscheidungsträger zunächst ihren Blick – bezüglich der Standortwahl – speziell auf die Historie dieser Stätte richten sollen.

Eine Alternative wäre gegebenenfalls das Gelände der ehemaligen Kistenfabrik. Aus der Chronik der Steinbuschanlage ist zu entnehmen, dass dieser Platz nach Aufgabe des dort befindlichen Friedhofes (1902) von der Gemeinde Wissen als Eigentümerin im Jahre 1929 dazu verwendet wurde, hier eine Parkanlage zu schaffen und für die großen Verdienste von Pfarrer Anton Steinbusch um Pfarrei und Gemeinde ihm zu Ehren ein Denkmal zu errichten; dieses wurde nach dem Bombenargriff am 11. März 1945 neu geschaffen. Als würdige Stätte zum Gedenken an die vielen Toten, die der Erste Weltkrieg 1914 - 18 und der Zweite Weltkrieg 1939 - 45 von der Wissener Bevölkerung forderte, fand die Gemeinde einen geeigneten Platz in der Steinbuschanlage, einen solchen ebenso für die Gefallenen des deutsch-französischen Krieges 1870/71 und die in der Schlacht bei Königgrätz 1866 Gebliebenen. Somit dient dieser Ort seiner originären Bestimmung nach nicht nur der Ruhe und Erholung, sondern ist vor allem dem ehrenden Gedenken der Toten gewidmet und ist zugleich stille Mahnung an die Lebenden.



Alljährlich findet am Volkstrauertag hier eine Gedenkfeier in diesem Sinne statt, der große Zapfenstreich wird auf den Stufen des Ehrenmals von der Stadt- und Feuerwehrkapelle im Beisein des Wissener Schützenvereins am Schützenfestsamstag gespielt und an Fronleichnam während der Prozession der sakramentale Segen gespendet. Die Bewahrung der Steinbuschanlage haben die Begründer damals zum Vermächtnis für künftige Generationen postuliert.

Das vom Stadtrat abgesegnete Projekt ‚Intergenerationenpark – Steinbuschanlage‘ wird diesem Anspruch nicht mehr gerecht, da in der Stätte des Gedenkens, der Erholung und Ruhe Aktionsflächen – auch in der Nähe des großen Ehrenmals –, ein Rasenhügellabyrinth, Rutschenhügel, Fitnessbereiche, Baumstammmikado, Picknickbereich etc. vorgesehen sind. Aufgrund der Gestaltung dieses Geländes mit multifunktionalem Charakter werden ursprüngliche Sinngebung der Gründerväter und Ortstypik aufgegeben.

Die Kosten für den geplanten Intergenerationenpark belaufen sich auf 566.231 Euro, wovon Bund und Land 70 Prozent bezuschussen, also 396.362 Euro. Der Eigenanteil der Stadt Wissen beträgt demnach 169.869 Euro. Die jährlichen Unterhaltungskosten werden sich voraussichtlich verdoppeln. Bei der Teilnahme an den alljährlich stattfindenden und auch von politischen Institutionen eröffneten ‚Schnäppchenfestspiele‘ ist man offenbar voll in die Rabattfalle getappt. Wären die Weichen für den Entscheidungsprozess nicht anders gestellt worden, wenn die Planer eine Sichtweise zu Grunde gelegt hätten, die besonders in Bezug zu unserer Erinnerungskultur steht?“ (Bruno Wagner)



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