Vernetzt denken, vernetzt handeln: Renommierter Referent fesselte Zuhörer
Wie kann ein Mobilfunkanbieter helfen, die Sterberate bei Kälbergeburten zu senken? Und was hat dies mit digitaler Vernetzung zu tun? Teilweise verblüffende Antworten und weitere spannende Beispiele präsentierte der Referent Stephan Schneider von Vodafone und der Digitalen Stadt Düsseldorf beim „WW Lab Gründer Talk“ in Betzdorf.
Betzdorf. Wie können digitale Innovationen das Leben der Menschen vereinfachen und die Wirtschaft stärken? Mit Stephan Schneider hatte der Gründer des Betzdorfer WW-Lab hierzu einen Referenten gewinnen können, der für Fachexpertise und Praxiserfahrung steht. Der „Senior Manager Public Affairs“ beim Mobilfunkanbieter Vodafone ist auch Vorstandsvorsitzender der „Digitalen Stadt Düsseldorf“, einem Zusammenschluss von Unternehmen, der die NRW-Stadt zu einer europaweit führenden Multimedia-Metropole ausbauen will.
„Vernetzt denken, vernetzt handeln“ war das Thema des gebürtigen Rheinländers. Und dass es hier um weit mehr als um Handynetze geht, wurde schnell deutlich. Immerhin, so Schneider: Der Markt für die klassischen Handy-SIM-Karten sei gesättigt in Deutschland. Wachstumschancen machte er im Bereich „Internet der Dinge“ aus. Und hier spielen SIM-Karten tatsächlich ebenfalls eine tragende Rolle: Etwa, wenn – vereinfacht ausgedrückt – schwangere Kühe mit einem Mobilfunkanschluss ausgestattet werden. Ein mit einer SIM-Karte ausgestattetes Gerät informiert den Bauern per App oder SMS über eine anstehende Geburt – ein vernetzter Bewegungsmelder, der Kälberleben retten kann. Und den Landwirt vor wirtschaftlichen Schaden. Zukunftsmusik? Nein, es handelt sich um ein längst in Großbritannien und Irland etabliertes System.
Auch weitere Beispiele Schneiders sind längst zumindest praxiserprobt, etwa ein intelligenter Mülleimer, der automatisch darauf hinweist, wenn er geleert werden muss. Noch einen Schritt weiter geht „Oilmo“, das den Füllstand von Öltanks nicht nur kontinuierlich überwacht, sondern auch automatisch Nachschub bestellt. Ein leerer Öltank ist somit ein Problem der Vergangenheit, genauso wie das nervige Nachbestellen von Ersatzteilen für Reinigungsgeräte oder Rasenroboter. Diese werden in einem weiteren Beispiel von Schneider ebenfalls automatisch nachbestellt. Millionen Geräte miteinander vernetzt – das ist also mittlerweile weit mehr als nur eine Vision. Selbstfahrende Autos, die eher ein Mini-Wohnzimmer oder Mini-Büro darstellen, werden ebenfalls nicht mehr lange auf sich warten lassen. Zumindest was den technischen Aspekt angeht.
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Problematischer wird es, wenn es um den für die Vernetzung nötigen Mobilfunkausbau geht, Stichwort 5G – eine Herausforderung für Wirtschaft und Politik. Die Lösung sieht Schneider unter anderem in einer dezentralen Steuerung der Antennenstandorte innerhalb von Zellen. Letztlich sei das Funknetz nichts anderes als ein verlängertes Festnetz. Immerhin müssten die Funkmasten über das Breitbandnetz gespeist werden, ein weiterer Bereich, in dem Deutschland international nicht unbedingt glänzt, insbesondere in ländlichen Gebieten. Einer der Gründe, wie der anwesende Leiter der Kreis-Wirtschaftsförderung Lars Kober nur bestätigen konnte: mangelnde Tiefbaukapazitäten.
Ein weiteres Problem im Ausbau der digitalen Vernetzung sieht Schneider in den deutschen Schulen. Aufgrund von „Weichspülpolitik“ würden Schüler falsch ausgebildet und falsch motiviert. Deutschland brauche dringend mehr Programmierer, Techniker und Naturwissenschaftler. Es gilt also Talente zu entdecken, zu fördern und Innovationen voranzutreiben. Vodafone hat hierzu ein Startup gegründet, berichtete Schneider: das Softwarelabor „crvsh“ in Düsseldorf.
Nach dem Vortrag war der Gründer Talk traditionsgemäß noch lange nicht vorbei. Die Teilnehmer verbrachten den Abend noch lange bei Pizza und Füchsen Alt, um Erfahrungen und Ideen auszutauschen. (ddp)
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