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Nachricht vom 21.01.2010    

"Sie laufen durch die Straßen wie Roboter"

Mehr als 500 Kinder und Jugendliche sowie Mitarbeiter der Salesianer Don Boscos-Jugend Dritte Welt auf Haiti kamen ums Leben. Die Einrichtungen sind zerstört. Eine schreckliche vorläufige Bilanz. In Wissen gibt es eine 16-jährige Partnerschaft mit der katholischen Jugend und dem Jahrmarktsteam. Hier sind im Laufe der Jahre Freundschaften entstanden und der Hilfeaufruf erreichte unsere Redaktion. Und auch die Bitte um Spenden.

Von Helga Wienand
Wissen/Bonn. Die Salesianer Don Bosco-Jugend Dritte Welt und der Jahrmarkt Wissen sind seit 16 Jahren feste Partner, wenn es um Hilfe für Kinder und Jugendliche in den ärmsten Regionen dieser Erde geht. Auch in Latein- und Mittelamerika leistete der Jahrmarkt Wissen beachtliche Hilfe im Laufe der Jahrzehnte. In vielen Jahren entstanden Freundschaften zu den Patres und der Leitung Jugend Dritte Welt in Bonn. Die Betroffenheit in Wissen über die vielen Toten und Zerstörungen der Projekte der Salesianer in Haiti ist groß.
"Wir verfolgen die Nachrichtenlage und informieren uns laufend auf der Homepage von Jugend Dritte Welt", sagte Jahrmarktsmitarbeiter Herbert Stangier. Am Montagabend traf sich das Jahrmarktsgremium turnusmäßig und Haiti war natürlich ein Thema. Die Freundschaft zu Wissen ist mit ein Grund, dass die Organisation einen Nothilfe-Aufruf startete, der auch unsere Redaktion erreichte. Geschäftsführer Hans-Peter Dörrich, in Wissen gut bekannt, befindet sich zurzeit in den USA, um von dort die Hilfsmaßnahmen zu koordinieren.
Das Drama für die Don Bosco-Einrichtungen ist noch nicht vollständig erfasst, die Zahl der Toten steigt noch immer. Fakt ist: Mehr als 500 Kinder und Jugendliche sowie viele Mitarbeiter sind in den Einrichtungen, die völlig zerstört sind, umgekommen. Vier Patres der Salesianer starben in den Trümmern. Pater Lephene, der das Drama überlebte, schickte die ersten Berichte zur Zentrale nach Bonn. Unsere Redaktion erreichte am Donnerstag, 21. Januar, gegen 14 Uhr die aktuelle Pressemitteilung mit der Bitte um Hilfe. Hier der Wortlaut: "Mehrere Nachbeben haben die haitianische Bevölkerung in Port-au-Prince in Angst und Schrecken versetzt. Ungeachtet dessen, zeigen die Hilfsbemühungen der internationalen Gemeinschaft erste Erfolge." Die Sicherheitslage sei aber weiterhin katastrophal und erschwere die Maßnahmen. Während einer Besprechung der Salesianer Don Boscos, die sich mit 100 Freiwilligen und Jugendlichen über nächste Aufräumarbeiten unterhielten, stürmte eine Gruppe Bewaffneter den Hof und entwendete alle verfügbaren Lebensmittel. Die Versammelten hatten keine Chance die Güter zu verteidigen. Weiter berichteten die Salesianer, dass organisierte bewaffnete Truppen in den Slums Jagd auf Wellblech machten. "Wir müssen sie gewähren lassen. Eine Verteidigung ist angesichts der Brutalität der Plünderer aussichtslos", so Salesianerpater Zucchi und er fügt hinzu: "Die Menschen hier sind nicht mehr ansprechbar, sie laufen durch die Straßen wie Roboter." Wellblech dient den Menschen in ihren einfachen Behausungen als Dach. Gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen verbringen die Salesianer die Tage und Nächte unter freiem Himmel. "Neben den Überlebenden aus unseren Einrichtungen tragen wir nun die Verantwortung für weitere 650 neue Straßenkinder, die täglich zu uns kommen. Hier sind noch keine Hilfslieferungen angekommen. Wir versuchen, jeden Tag Lebensmittel einzukaufen oder zu erbetteln", so Pater Lephene, Leiter der Don Bosco Straßenkinderzentren in Port-au Prince.
In den Höfen zweier weiterer Don-Bosco-Zentren in Petion-Ville und Fleuriot haben inzwischen 3500 Menschen in Zelten Zuflucht gefunden. Hier ist auch der Hilfskonvoi der Salesianer Don Boscos, bestehend aus 11 Fahrzeugen, angekommen. Bei der Verteilung der Güter - Wasser, Lebensmittel, Medikamente -, kam es zu keinen kriminellen Vorfällen.
Seit 60 Jahren sind die Salesianer Don Boscos in Haiti tätig. Mehr als 900 Kinder fanden vor der Katastrophe einen Platz zum schlafen und erhielten ein warmes Essen sowie Schulbildung. Dringen benötigt werden Spenden, um die wichtigsten Dinge beschaffen zu können. Dazu zählen unter anderem Wasserwagen, Küchenutensilien, der Kauf von Lebensmitteln und Medikamente, um möglichst den Ausbruch von Epidemien zu verhindern. Wer hier helfen will, kann auf das Konto Jugend Dritte Welt bei der Postbank Köln, BLZ 370 100 50, Kontonummer 322460508 spenden. Laufend aktuelle Infos gibt es unter www.jugend-dritte-welt.de.
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Pater Lephene (links) von den Salesianern Don Boscos gehört zu den wenigen Überlebenden und lieferte einen aktuellen Bericht. Fotos: Jugend Dritte Welt/Pressestelle


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