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Nachricht vom 17.03.2019    

Regionales Peer-Netzwerk gegründet

„Netzwerken“ durch gegenseitige Unterstützung und Beratung wollen Menschen mit Behinderungen, aber auch deren Angehörige, künftig intensiver angehen. Auf Initiative des Diakonischen Werkes im Evangelischen Kirchenkreis trafen sie sich zur Gründung eines regionalen Peer-Netzwerkes in Altenkirchen und wurden dabei auch von Matthias Rösch, dem Landesbeauftragten für die Belange von behinderten Menschen, unterstützt.

Die Gründer des „Peer-Counseling“ im Kreis Altenkirchen: „Netzwerken“ durch gegenseitige Unterstützung und Beratung wollen Menschen mit Behinderungen, aber auch deren Angehörige, künftig intensiver angehen. (Foto: Petra Stroh)

Altenkirchen/Kreisgebiet. Beim „Peer-Counseling“ – grob übersetzt: Beratung von Betroffenen für Betroffene – geht es um viel Miteinander und Netzwerken. Das ist in vielen Lebensbereichen wichtig. Bei Menschen mit Erkrankungen oder Behinderungen, aber auch für deren Angehörige, ist es zudem ein wichtiges Element, möglichst viele Wege zur Teilhabe am Leben individuell gezeigt zu bekommen. Beratung durch Menschen, die den gleichen oder ähnlichen Erfahrungswert haben, kann informieren, anregen, aber vor allem auch Mut angesichts vieler Barrieren machen: Dies wurde nun in Altenkirchen deutlich. Hier hatten sich zahlreiche Menschen zusammengefunden um gemeinsam zu überlegen, wie man ein regionales Peer-Netzwerk aufbauen und „leben“ kann.

EUTB arbeitet „auf Augenhöhe“
Seit knapp einem Jahr gibt es beim Diakonischen Werk des Evangelischen Kirchenkreises Altenkirchen das Angebot einer „Ergänzenden Unabhängigen Teilhabeberatung“ (EUTB). Die EUTB im Kreis Altenkirchen – Angela Hartmann ist hier die Ansprechpartnerin – berät und unterstützt Menschen mit Behinderung, Menschen, die von einer Behinderung bedroht sind und ihre Angehörigen zu allen Themen der Rehabilitation und Teilhabe, kostenfrei, unabhängig und individuell „auf Augenhöhe“. Angela Hartmann ist es auch, die als wichtigen zusätzlichen Baustein in dem Miteinander mit den Betroffenen die Gründung eines Peer-Netzwerkes angestoßen und Interessierte dazu eingeladen hat.

So kamen nun im Haus der Evangelischen Kirche in Altenkirchen viele verschiedene Interessierte zusammen: Menschen mit körperlichen oder psychischen Behinderungen, Angehörige, teils erfahrene Netzwerker oder sogar schon in Peer-Counseling -Erfahrene, Neugierige und Netzwerk-Willige. Auch Matthias Rösch, Landesbeauftragter für die Belange von behinderten Menschen, war aus Mainz nach Altenkirchen angereist. Er unterstützt begeistert den Aufbau von regionalen Peer-Netzwerken und hatte für die Runde allerlei grundlegende Informationen mitgebracht.

Sprachliche Barrieren werden überwunden
Margit Strunk, Leiterin des Diakonischen Werkes Altenkirchen, freute sich, dass sich so viele Menschen in einen weiteren Bereich des Miteinanders einbringen wollen. „Wir lernen alle dazu und immer Neues!“ So habe man auch beim Diakonischen Werk erstmals für dieses Treffen Dolmetscherinnen für deutsche Gebärdensprache dabei und könne so sprachliche Barrieren wegräumen. Gedacht sei die Runde, so Angela Hartmann vom Diakonischen Werk, dass man miteinander etwas entwickeln, genau hin- und aufeinander höre, um die einzelnen Bedürfnisse und Möglichkeiten wahrzunehmen und sich letztendlich auch inklusiv weiterzubilden. Dazu sind verschiedene Schulungen in Planung mit dem Ziel, ehrenamtlich und gemeinsam mit der EUTB-Beraterin qualifizierte Teilhabeberatungen zu führen.



„Es ist nicht die Aufgabe eines Peer-Counselers, die Probleme eines anderen zu lösen, sondern lediglich dem anderen zu helfen, selbstständig entsprechende Lösungen zu finden!“ Für den Landesbeauftragten für die Belange behinderter Menschen, Matthias Rösch, wurde Menschen mit Behinderungen viel zu lange „übergestülpt“, was das Richtige und Beste für sie sei. „Peer Counseling heißt ‚zuhören‘, auch von eigenen Erfahrungen zu berichten, aber vor allem gemeinsam mit dem zu Beratenden Möglichkeiten und Ressourcen zu erforschen, ihn schlicht zu unterstützen und zu ermutigen“, unterstrich er. Rösch, ausgebildeter Psychologe, hatte bereits zu Studienzeiten das in Amerika in den 1960er Jahren entwickelte Peer Counseling kennen- und im Laufe seiner Arbeit schätzen gelernt, er ermunterte zum Engagement vor Ort. Die gegenseitige Unterstützung und das Netzwerken der Menschen mit Behinderungen und auch deren Angehörige seien immens wichtig und bilden die Grundlage für „inklusives Leben“.

Auf „inklusive Zukunftswerkstatt“ verständigt
„Wir können tolle Gesetze einfordern und auch erreichen, aber wir Menschen mit Behinderung müssen sie auch nutzen und mitarbeiten, damit unsere Rechte gehört und umgesetzt werden“, sagte Rösch. Die „Altenkirchener Runde“ verständigte sich, in einer „inklusiven Zukunftswerkstatt“, die nun von einer Kleingruppe in Kooperationsleitung von Angela Hartmann (EUTB) und Silke Seyler (Mehrgenerationenhaus Mittendrin) vorbereitet wird, die „Einzelstimmen zu einem Chor“ zu vereinen. Dafür sollen auch die bereits im Kreis Altenkirchen vorhandenen Netzwerke eingebunden und durch weitere Kontaktaufnahmen noch mehr Menschen mit und ohne Behinderung zum Mitmachen gewonnen werden. Das Motto: Miteinander statt übereinander reden.

Das sind etliche Herausforderungen für den Vorbereitungskreis. Denn bereits eine Terminfindung kann zur Puzzle-Arbeit werden: Wer mobilitätseingeschränkt ist – so wurde in der Aussprache deutlich – kann am besten in Zeiten agieren, wo viele Verkehrsangebote verfügbar sind, pflegende Angehörige haben ihre Freiräume am ehesten in ruhigeren Tages- oder Wochenphasen. „Wir stellen uns diesen und anderen Herausforderungen“, zeigte sich Angela Hartmann optimistisch. Die regionale EUTB-Fachfrau will „anpacken“ und freut sich auch auf weitere Interessierte.

► Kontakte sind möglich über: Diakonisches Werk des Evangelischen Kirchenkreises Altenkirchen (Tel.: 02681-800820, E-Mail: angela.hartmann@diakonie-altenkirchen.de). (PM)


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