Westerwald-Tipps: Marienthal - ehemaliges Kloster mit Wallfahrtskirche
Das ehemalige Kloster Marienthal befindet sich im Westerwald in der Nähe von Hamm an der Sieg. Die Klosterkirche von 1839, die als Wallfahrtskirche genutzt wird, bietet viele Besonderheiten. Das Gnadenbild der „Schmerzhaften Mutter“, als Figur in einer Seitenkapelle der Wallfahrtskirche aufgebaut, stammt aus dem 15. Jahrhundert. Dort befinden sich auch zahlreiche Reliquien von bekannten Persönlichkeiten. Eine Klostergastronomie sowie ein Hotel und eine Gaststätte laden zum verweilen ein. Unmittelbar am Westerwaldsteig gelegen, ist Marienthal über ein großes Wanderwegenetz erschlossen. Bekannt ist beispielsweise der Marienwanderweg, der das Kloster Marienthal mit dem Kloster Marienstatt verbindet.
Marienthal/Seelbach. Wer bei Google den Begriff „Marienthal“ eingibt, wird von den vielen Ergebnissen überrascht sein. Doch gilt unser Interesse nur dem ehemaligen Kloster Marienthal, Ortsteil der Gemeinde Seelbach bei Hamm an der Sieg. Eingebettet im Tal des Marienthaler Bachs, liegt der kleine Ort idyllisch gelegen, im Osten, Süden und Westen von Westerwälder Höhen umgeben. Fährt man die Straße von Hilgenroth kommend die Serpentinen zum Klosterdorf hinunter, könnte man durchaus meinen, dass man sich statt im Westerwald im Schwarzwald befindet. Für uns ein Grund mehr, über Marienthal zu berichten.
Das Klosterdorf Marienthal
Das Kloster ist noch komplett erhalten und präsentiert sich in einem überaus ordentlichen Zustand. Von den Franziskanern 1974 als Kloster aufgegeben und von der Erzdiözese Köln als Bildungsstätte betrieben, verbot ein neues Brandschutzgesetz 2014 die weitere Nutzung der Einrichtung. Seit 2016 ist die Klostergastronomie Marienthal, die im ehemaligen Kloster einen Gastronomiebetrieb mit Restaurant und Tagungsräumen betreibt, Pächter des alten Gebäudes. Bei schönem Wetter lädt der idyllische Biergarten der Klostergastronomie zum verweilen ein. Der Ort Marienthal selbst ist wahrlich schon einen Besuch wert. Neben den gepflegten Häusern, die größtenteils in Fachwerk errichtet sind, ist der alte Friedhof am Ortseingang sehenswert. Das Landhotel Marienthaler Hof mit Restaurant ermöglicht die Übernachtung im Klosterdorf. Auf der hoteleigenen Lindenterrasse kann man so richtig die Seele baumeln lassen. Vom Wanderparkplatz in Marienthal erreicht man in wenigen Metern den Westerwaldsteig, einen zertifizierten Naturwanderweg, der quer durch den Westerwald führt. Von dort werden zahlreiche Wanderungen, auch als Rundwanderwege, angeboten.
Der Marienthaler Kreuzweg gilt als besonders beliebt. Der Kreuzweg liegt auf einer Anhöhe oberhalb des Klosters mit schönem Rundweg, herrlich in die Natur eingebettet, und führt nach etwa einem Kilometer an das Ausgangsziel zurück. An verschiedenen Stationen kann man hier den Leidensweg Christi verfolgen, der in imposanten Reliefbildern dargestellt wird.
Bekannt ist außerdem der Marienwanderweg, der die Klöster Marienthal und Marienstatt miteinander verbindet. Jedes Jahr an Christi Himmelfahrt führt eine Prozession, von Marienstatt startend, etwa 300 Pilger, von einer Blaskapelle begleitet, nach Marienthal. Trotz Aufgabe des Klosters ist Marienthal bis heute weiterhin Wallfahrtsort geblieben, denn die Klosterkirche, die für jedermann täglich von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr geöffnet ist, wird als bekannte Wallfahrtskirche genutzt.
Die alte Klosterkirche am Wallfahrtsort Marienthal
Die Klosterkirche des ehemaligen Klosters Marienthal, die der „Schmerzhaften Mutter“ geweiht ist, hat für den Besucher einige Besonderheiten zu bieten. Dazu zählen das Gnadenbild der „Schmerzhaften Mutter“, der barocke Hochaltar mit dem Hochaltarbild „Maria Immaculata“ und verschiedene Reliquien von Heiligen und kirchlichen Persönlichkeiten. Die heutige Klosterkirche wurde 1839 auf einem Teil der Grundmauern der um 1500 erbauten ursprünglichen Kirche errichtet. Bei einem Umbau und Restaurierung der Kirche im Jahr 1969 wurden alte Fresken freigelegt und ein altes Gewölbe entdeckt. Der hohe einschiffige Kirchenraum ist mit Stichkappengewölbe und Rocailleschmuck versehen. Der barocke Hochaltar wurde erst 1968 hier aufgestellt, er stammt aus Windorf an der Donau. Das Hochaltarbild „Maria Immaculata“ wurde 1841 von Clementine von Geyr-Schweppenburg gemalt. Die berühmte, etwa 105 Zentimeter große Figur der „Schmerzhaften Mutter“, als Gnadenbild bezeichnet, stammt aus dem 15. Jahrhundert und steht seit 1969 in einer Seitenkapelle der Wallfahrtskirche. Dort sind auch die Reliquien, beispielsweise Knochen oder persönliche Gegenstände, der heiligen Edith Stein oder von Papst Leo X und anderen Persönlichkeiten ausgestellt.
Die Geschichte des Klosters Marienthal
Der Überlieferung nach soll ein Hirte am Ort des ehemaligen Klosters aus Holz eine Marienstatue geschnitzt und dort etwa um 1428 aufgestellt haben. An dieser Stelle wurde 1460 eine Kapelle errichtet. Den Namen Marienthal (Mergendaell) erhielt die Kapelle 1489 anlässlich der Einweihung eines Altars durch den Kölner Weihbischof Johann Spender.
In den Jahren 1487 bis 1492 beschrieb ein Mönch aus Marienstatt das Marienthaler Wunderbüchlein, auch Marienthaler Mirakelbuch genannt, in dem 81 Wunderheilungen aufgeführt sind. Als Pilgerkapelle zu klein geworden, musste das kleine Gotteshaus in der Zeit von 1494 bis 1503 einer dreischiffigen gotischen Kirche weichen, die der „Schmerzhaften Mutter“ geweiht wurde. Im Zusammenhang mit den vielen Wallfahrten wurden am Ort jährlich mehrere Jahrmärkte veranstaltet. Die Wallfahrten wurden 1561 eingestellt, als Marienthal Teil der Grafschaft Sayn wurde, die der lutherischen und reformierten Konfession zugeneigt war. Erst 1666 erfolgte durch Graf Salentin Ernst von Manderscheid die Klostergründung, jedoch verzögerte sich der Bau des Klosters durch die Lage und widrige Umstände immer wieder, so dass der Grundstein erst 1668 gelegt wurde. Die ersten Mönche gehörten dem Franziskanerorden an. Schon 1703 begann man den ersten Klosterbau durch einen neuen, dreigeschossigen Fachwerkneubau auf der Anhöhe über dem Ort zu ersetzen. 1756 wurde der Fachwerkbau wegen Baufälligkeit durch einen Bruchsteinbau ersetzt. Unter der nassauischen Regierung wurde das Kloster 1813 geräumt, 1815 kam es in preußischen Besitz. Von 1853 bis 1864 waren Lazaristen, von 1864 bis 1872 Spiritaner und anschließend Franziskaner in Marienthal als Mönche tätig.1974 wurde das Kloster mangels Nachwuchs von den Franziskanern aufgegeben und wurde bis 1982 von der Erzdiözese Köln als Nebenstelle ihrer Landvolkshochschule in Rhöndorf genutzt, später als Bildungsstätte weiter betrieben. 2014 musste der Tagungsbetrieb wegen neuer Brandschutzbestimmungen eingestellt werden, so dass das Kloster aufgegeben werden musste. Seit 2016 wird in den Räumen des ehemaligen Klosters die Klostergastronomie Marienthal betrieben. Seit 2017 ist die ehemalige Hauskapelle des Klosters eine Außenstelle des Standesamts der Verbandsgemeinde Hamm/Sieg. (GRI)
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