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Nachricht vom 29.08.2019    

Stiftung des Ev. Kirchenkreis Altenkirchen schüttet 5400 Euro für 15 Projekte aus

Die Stiftung des Ev. Kirchenkreises Altenkirchen schüttete wieder das Füllhorn aus: Beim 9. Stiftungsfest im ev. Gemeindehaus St.-Barbara-Straße in Betzdorf wurden am Dienstagabend (27. August) 15 Projekte vorgestellt, die diesmal eine Zuwendung erhalten haben. Insgesamt wurden 5.400 Euro verteilt, mit denen Projekte quer durch die Generationen unterstützt werden. Beim Stiftungsfest hatten die Gruppierungen Gelegenheit, ihre vielfältigen Initiativen vorzustellen.

Dieter Burgard (Mitte, links) und Dieter Sonnentag (Mitte, rechts) stellten sich mitden Vertretern der geförderten Projekte auf. Foto: (tt)

Betzdorf. Es war ein facettenreiches Bild an Projekten, das beim Stiftungsfest präsentiert wurde. Für teils schwer pflegebedürftige Bewohner wurde im Theodor-Fliedner-Haus in Altenkirchen von der Ev. Altenhilfe gGmbH ein 45 Jahre alten Pfelgebades in eine „Wohlfühloase“ umgestaltet, während beim Diakonische Werk Altenkirchen unter anderem der Kunstwettbewerb „Unsere schöne bunte Welt“unterstützt wurde. Bunt ging es allemal bei der ev. Kirchengemeinde Freusburg zu,die mit dem Lego-Projekttag überzeugte. Bei diesem Projekt ging es mit darum, den Kindern zu vermitteln, dass Gott für alles einen Plan hat.

Einen Plan hat auch die Stiftung des Ev. Kirchenkreises: Vor neun Jahren mit einem Stammkapital von 200.000 Euro ins Leben gerufen, werden seither Projekt gefördert.Es soll auch Anregung für andere Gruppierungen im Kirchenkreis sein, sagte Dieter Sonnentag, Vorsitzender des Stiftungsrates. Diesem gehören als stellvertretende Vorsitzende Superintendentin Andrea Aufderheide sowie Anneliese Heß und Paul Seifen an. Die Bandbreite der unterstützten Themen und Gruppen war wieder groß, das zeigte sich beim Stiftungsfest. Zu diesem hatte Sonnentag begrüßt, unter anderem Bundestagsabgeordnete Sandra Weeser, Stadtbürgermeister Benjamin Geldsetzer, Pfarrerinnen und Pfarrern sowie Presbyterinnen und Presbyter. „Das Kind braucht einen Namen, aber wir haben noch keinen gefunden“: Das sagte Sonnentag in eigener Sache. Die 2020 zehn Jahre alte Stiftung hat nach wie vor keinen Namen. Der Vorsitzende motivierte, Vorschläge an diesem Abend abzugeben– was auch nach dem Fest noch möglich ist.

Gelder zu verteilen ist das eine, was die Stiftung des Ev. Kirchenkreises Altenkirchen, mit ihrem Wirken verbindet. Das andere ist es, Zeitzeichen zu aktuellen kirchlichen und gesellschaftlichen Themen zu setzen, wie Sonnentag herausstellte. Angesichts des aufkommenden Antisemitismus wollte man sich diesmal äußern, sagte er. Eine Nachfrage beim Zentralrat der Juden habe die„wunderbare Idee“ ergeben, dass Dieter Burgard es machen könnte. Der Beauftragte der Ministerpräsidentin für jüdisches Leben und Antisemitismusfragen in Rheinland-Pfalz sprach Klartext, als er im Gemeindehaus einen Impuls zu „Ein klares Zeichen gegen Hass und Hetze“ gab. Sonnentag stellte den Beauftragten kurz vor (der AK-Kurier berichtete).

2018 wurde Burgard zum Beauftragten der Ministerpräsidentin für jüdisches Leben und Antisemitismusfragen. Rheinland-Pfalz habe als erstes Bundesland einen Beauftragten berufen, inzwischen ist die Zahl auf acht angewachsen, berichtete Burgard. Es sollte damit ein „klares Zeichen gegen Hass und Hetze“ gesetzt werden, sagte der Beauftragte, der nun aus unterschiedlichen Perspektiven das Thema anging. Für Burgard, der Gründer und Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten ist, ist es ein wichtiges Anliegen, das Judentum nicht nur mit Shoa oder Nahost-Konflikt zu verbinden. Es müssten auch die mehr als 1700 Jahre jüdischer Geschichte gesehen werden. Mehr als 400 jüdische Friedhöfe, und Dutzende ehemalige und fünf lebendige Gemeinden würde die lange Geschichte in Rheinland-Pfalz bezeugen. Heute gebe es 3000 Jüdinnen und Juden in den Kultusgemeinden. Weitere jüdische Bürgerinnen und Bürger seien nicht in Gemeinden – Burgard nannte eine Zahl von 20.000.

In Hamm an der Sieg habe es eine Synagogengemeinde gegeben, zu der die jüdischen Bürgerinnen und Bürger aus Betzdorf gehörten. Es gab einen Betsaal, und heute sei der jüdische Friedhof noch ein Zeuge der Gemeinde in Betzdorf. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts seien die ersten jüdischen Familien zugezogen.Mehr als 40 Personen seien es in den 1930er-Jahren gewesen. Ab 1933 sei das Leben für die jüdischen Einwohner schwieriger geworden. „Juden sind in Betzdorf unerwünscht“: Das sei 1935 auf einem Schild am Bahnhof zu lesen gewesen. 1939 hätten keine jüdischen Personen mehr in Betzdorf gelebt. Jedoch seien mindestens 21 von Orten, wo sie hingezogen seien, in Vernichtungslager gebracht und ermordet worden.

Burgard, der auch in der Erinnerungsarbeit aktiv ist, so zum Beispiel in der Gedenkstätte Konzentrationslager Hinzert, hatte auch als rheinland-pfälzischer Bürgerbeauftragter sowie bei seiner Tätigkeit als Polizeibeauftragter des Landes Rheinland-Pfalz viele Kontakte zu jüdischen Gemeinden, wie seinen Ausführungenzu entnehmen war. Antisemitismus sei real, Tag für Tag, sagte Burgard, der Schändungen von jüdischen Friedhöfen, Graffiti-Schmierereien und auch körperliche Attacken nannte. In Zeiten des Relativierens und Verdrängens gewinne der Antisemitismus wieder an Bedeutung, beklagte Burgard, der andererseits bei seiner Arbeit als Beauftragter auch feststellt, dass die Sensibilität zugenommen hat.Anfragen für Besuchs- und Vortragstermine würden dies belegen. Rund 1400 Schülerinnen und Schülern ist er als Beauftragter bereits begegnet. Burgard, der von seiner Tätigkeit berichtete, sagte, dass „antisemitisches Denken und Handeln sei auch in Rheinland-Pfalz ein Problem“ sei – und: „Antisemitismus hat viele Gesichter.“ Auch den Antisemitismus im Rechtsrock beleuchtete er, als er in seinem Vortrag vielschichtig Hass und Hetze darstellte. „Auch hier in der Region gibt es Rechtsradikale“, sagte der Beauftragte.



Er machte bei seinem Vortrag deutlich, wie Antisemitismus bekämpft werden kann:mit Präventions-, Informations- und Bildungsarbeit. Das Stichwort Bildung verknüpfte er mit den von der Stiftung des Ev. Kirchenkreises geförderten und „so tollen Projekten“ und unterstrich, dass Bildung bei Jugendlichen wichtig sei. Es sei bedrückend, wenn man Burgard zuhöre, konstatierte Sonnentag. Was der Einzelne tun könne, das könne er nicht sagen, so der Vorsitzende, aber seine Botschaft war eindeutig: „Jeder muss seinen Beitrag leisten.“

Das Stiftungsfest wurde von der Betzdorfer Kirchenmusikerin Natascha Nazarenus und Miriam Steup (Querflöte) musikalisch umrahmt. Das Duo bot John Rutters „Suite Antique“ dar, in die Präsentationen der Projekte eingebettet. Um Musik geht es auch bei der Kantorei Altenkirchen, deren Oratorienkonzert 2019 gefördert wurde– im September wird in Altenkirchen und Betzdorf Georg Friedrich Händels „Der Messias“ aufgeführt werden, berichtete Ernst-Walter Thomas: „Ein Höhepunkt der Kirchenmusik.“ „Abenteuer auf dem Bauernhof“: Damit war die Kinderbibelwoche der ev. Kirchengemeinde Daaden überschrieben, bei der über aktive Mitarbeit gezeigt wurde, wo das Essen herkommt, und zugleich die Schöpfungsgeschichte damit verknüpft wurde. Die ev. Kirchengemeinde Daaden wurde auch bei einer Jugendfreizeit auf einem Segelschiff in den Niederlanden sowie in der ev. Kita bedacht worden. Im Zuge des Projektes „Rundum gesund in der Kita“ wurden zum Beispiel schwer entflammbare Gardinen angeschafft, die Lärm mindern sollen,berichtete Inge Luckenbach-Bangerakis.

Die Kirchengemeinde Flammersfeld war mit zwei Förderungen dabei. Neben einer Fahrt zum Kirchentag gab es einen Obolus für das Kinder- und Familienfest mit einer Kinderliedermacherin anlässlich 50 Jahre ev. Bücherei. Letzteres brachte Pfarrerin Silvia Schaake näher, indem sie sich ans Klavier setzte und das Lied „Der kleine Troll“ sang und die Besucherinnen und Besucher mit einbezog. Neben dem Kunstwettbewerb „Unsere schöne bunte Welt“ wurden vom Diakonischen Werk zwei weitere Projekte unterstützt: Für Eltern-Kind-Gruppe der Beratungsstelle in Betzdorf wurden unter anderem Spielgeräte angeschafft, in die Gruppenarbeit gewährte Antje Daub-König einen Einblick. Unterstützt werden auch das regionale, inklusive Ehrenamtsnetzwerk und die „ergänzende unabhängige Teilhabeberatung“ sowie das Café „Brückenschlag“ (Mehrgenerationenhaus Altenkirchen). Es wird der Einsatz von Gebärdendolmetschern ermöglicht und der ehrenamtliche Fahrdienst für Menschen, die nicht alleine kommen können, erleichtert.

Die Stiftung förderte eine Kinderfreizeit des Jugendverbandes Birnbach,Flammersfeld, Mehren und Schöneberg, bei der es unter anderem um dasSensibilisieren für Natur und Schöpfung ging, ein pädagogischer Begleithundeingesetzt wurde und es eine Lama-Wanderung gab, berichtete Finn Schneider. Beidem berührenden Projekt „Sternenkinder im Westerwald“ des Jugendreferates undder Familienarbeit des ev. Kirchenkreises wurde die Zuwendung für das Erstelleneine Homepage verwendet. „Was bleibt“: Das ist das Leitwort für ein Projektes desFachausschusses Erwachsenenbildung im Kirchenkreis. 2020 wird es dazu zunächstan zwei Orten eine Wanderausstellung geben, berichtete Pfarrerin Anja Karthäuser.Es geht um Leben und Tod, und „was man über den Tod für das Leben und denchristlichen Glauben lernen kann“. Nachdem die Männerarbeit des Kirchenkreisesden Mehrgenerationentag bei einer Feuerwehr vorgestellt hatte, bot sich denBesucherinnen und Besucher die Möglichkeit zum Austausch. (tt)


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