Werbung

Nachricht vom 19.10.2019    

Altersarmut: Mehr Rentner im AK-Land auf Stütze angewiesen

Wenn die Rente nicht reicht: Immer mehr Menschen im Landkreis Altenkirchen sind neben ihren Altersbezügen auf staatliche Stütze angewiesen. Die Zahl der Empfänger von „Alters-Hartz-IV“ stieg innerhalb von zehn Jahren um 33 Prozent.

Immer mehr Menschen sind von Altersarmut betroffen. (Foto: NGG)

Kreis Altenkirchen. Gab es im Kreis Altenkirchen 2008 noch 954 Bezieher von Grundsicherung im Alter oder bei Erwerbsminderung, so waren es im vergangenen Jahr bereits 1.271. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mit. Die NGG beruft sich hierbei auf Angaben des Statistischen Landesamtes. Danach erhielten in ganz Rheinland-Pfalz zuletzt rund 46.000 Rentnerinnen und Rentner Grundsicherung – 35 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor.

Volker Daiss, Geschäftsführer der NGG-Region Mittelrhein, sieht den Trend mit Sorge – und fordert eine „rentenpolitische Kurskorrektur“. Insbesondere die von der Bundesregierung angekündigte Grundrente müsse rasch angepackt werden, um ein Ausufern der Altersarmut im Landkreis zu verhindern.

„Die amtlichen Zahlen zeigen nur die Spitze des Eisbergs. Denn sehr viele Menschen, die wegen Mini-Renten eigentlich einen Anspruch auf die Grundsicherung haben, schrecken aus Scham vor einem Antrag zurück“, sagt Daiss. So sind nach einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) bundesweit aktuell bereits 16,8 Prozent der Rentner von Armut bedroht. Ohne die Einführung einer Grundrente könnte das Armutsrisiko laut DIW bis zum Jahr 2039 auf 21,6 Prozent steigen – selbst bei einer weiterhin positiven Konjunkturentwicklung.

Dürftige Renten dank niedriger Einkommen
„Eine entscheidende Ursache für dürftige Renten sind niedrige Einkommen. Auch wer Jahrzehnte in einer Bäckerei oder einem Restaurant gearbeitet hat, landet im Alter oft unter der Armutsschwelle. Das liegt auch an der Praxis vieler Unternehmen, aus Tarifverträgen auszusteigen und so die Löhne zu drücken. Hinzu kommt der Trend zu Teilzeit und Minijobs“, erklärt Gewerkschafter Daiss.



Hier setze die von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil geplante Grundrente an: Danach sollen die Bezüge von Menschen, die mindestens 35 Jahre lang gearbeitet haben und bei der gesetzlichen Rente trotzdem unter die Grenze von 896 Euro kommen, um bis zu mehrere Hundert Euro im Monat aufgebessert werden. „Das Modell wäre ein wichtiger Beitrag für mehr Gerechtigkeit im Rentensystem. Es würdigt die Leistung von denen, die ein Leben lang in die Rentenkasse eingezahlt haben“, betont Daiss.

Ausschlaggebend sei aber, dass es dabei keine Bedürftigkeitsprüfung gebe. „Wer eine solche Prüfung fordert, trifft die Falschen, weil es in den allermeisten Fällen um Haushalte mit kleinen Einkommen geht. Eine Bedürftigkeitsprüfung steht auch dem Rentenprinzip entgegen, nach dem Beitragszahler einen individuellen Leistungsanspruch erwerben“, so Daiss.

Mehr verdient als Grundsicherung
Die NGG fordert die Große Koalition auf, bei dem Thema jetzt „ernst zu machen“. Wer Jahrzehnte gearbeitet habe, habe mehr verdient als die bloße Grundsicherung. Am Ende stehe ein Stück des gesellschaftlichen Zusammenhalts auf dem Spiel. „Für Tausende Beschäftigte allein im Kreis Altenkirchen stellt sich die Frage, ob ein würdiger Lebensabend in Zukunft noch möglich ist“, warnt Daiss. Diese Sorge dürfe die Politik nicht ignorieren. Sie müsse jetzt die nötigen Mittel aufbringen, um Altersarmut im großen Stil zu stoppen.

Das Bundesarbeitsministerium geht bei der Grundrente von jährlichen Kosten von etwa fünf Milliarden Euro aus. Volker Daiss: „Allein die Bankenrettung im Jahr 2008 hat den Steuerzahler rund 60 Milliarden Euro gekostet.“ (PM)


Feedback: Hinweise an die Redaktion



Aktuelle Artikel aus Region


Es ist noch nicht vorbei: Vollsperrung der K 20 in Streithausen ab 7. Juli

In Streithausen schreiten die Bauarbeiten an der Kreisstraße 21 allmählich voran. Doch nun steht eine ...

Mofa-Diebstahl in Altenkirchen: Polizei sucht Zeugen

In Altenkirchen wurde ein Mofa-Roller gestohlen. Der Besitzer bemerkte den Verlust erst einige Tage nach ...

Kinder beschießen Auto mit Steinschleuder in Kettenhausen

In Kettenhausen kam es zu einem gefährlichen Vorfall im Straßenverkehr. Zwei Jungen, die mit Fahrrädern ...

Anstieg der Beratungsfälle: Siegener Klinik meldet besorgniserregende Zahlen

Die Ärztliche Beratungsstelle an der DRK-Kinderklinik in Siegen ist seit 1992 eine wichtige Anlaufstelle ...

Kreisausschuss: Weitere Straßensanierungen und Reaktivierung eines Mühlgraben

Über 400 Kilometer lang ist das Netz der Kreisstraßen im Land an Sieg und Wied. Die Qualität der einzelnen ...

Fahrerflucht in Altenkirchen: Unbekannter beschädigt geparkten Pkw

In Altenkirchen ereignete sich am Montag ein Verkehrsunfall, bei dem ein geparktes Fahrzeug beschädigt ...

Weitere Artikel


„Drei-Länder-Treff“ in Bad Marienberg

Es ist eine gute Tradition, dass sich die Vertreter von den drei benachbarten Fußballkreisen regelmäßig ...

Wissing: Noch bis 31. Oktober bewerben

Der Wettbewerb „Innovationspreis Rheinland-Pfalz“ geht in die Endphase. Nur noch wenige Tage können sich ...

VG Altenkirchen würdigt Ehrenamt in der Kommunalpolitik

Zahlreiche Frauen und Männer sind für ihre langjährige ehrenamtliche Tätigkeit in der Kommunalpolitik ...

Neustart des MGV „Zufriedenheit“ Köttingerhöhe

Nachdem die Sänger des MGV „Zufriedenheit“ Köttingerhöhe am 14.September ihren langjährigen Chorleiter, ...

Edeka in Horhausen: 50 Jahre Lebensmittel in der Region

Was 1969 wird einem kleinen Lebensmittelladen mit Metzgerei in Pleckhausen begann, entwickelte sich zu ...

Dank an ehemaligen Steiger der VG Flammersfeld

„Einmal Bergmann, immer Bergmann“, so skizzierte der Willrother Heimatforscher Albert Schäfer in seiner ...

Werbung