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Nachricht vom 30.10.2019    

Wenn Bus und Bahn nicht fahren, kommt der Bürgerfahrdienst

Die "weißen Flecken" im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), die auch den Kreis Altenkirchen nicht ausklammern und unter denen vor allem ältere und finanziell nicht auf Rosen gebettete Menschen leiden, haben Verbandsgemeindeverwaltungen zwischen Willroth und Niederschelderhütte auf den Plan gerufen. Sie offerieren unter verschiedenen Bezeichnungen Fahrdienste, für die ehrenamtlich tätige Menschen verantwortlich zeichnen.

Foto: Archivbild (tt)

Kreis Altenkirchen. Nicht immer ist es im ländlichen Kreis Altenkirchen für ältere und finanzschwache Menschen einfach, von A nach B und wieder zurück zu kommen. Sei es, dass ein Arztbesuch ansteht, ein Einkauf getätigt werden muss oder ein Besuch auf dem Friedhof allerhöchste Priorität hat. Mit dem Öffentlichen Personennahverkehr ÖPNV) lassen sich Termin und Ziel nicht immer unter einen Hut bringen. In diese Lücke stoßen die kostenlose Angebote mehrerer Verbandsgemeindeverwaltungen (VGV) im AK-Land, die unter der Überschrift "Bürgerfahrdienste" mehr Mobilität garantieren, jedoch gewerblichen Taxiunternehmen keine Konkurrenz machen möchten.

Zweieinhalb Tage wird gefahren
Schon seit August 2018 fahren Bürger für Bürger in der Verbandsgemeinde (VG) Betzdorf-Gebhardshain. Grundlage war die Projekte-Gruppe "Bürgerbus" der Ehrenamtsinitiative "Ich bin dabei!". "Der Bürgerfahrdienst dient älteren Menschen und/oder aus gesundheitlichen Gründen bewegungseingeschränkten Personen, die nicht mehr selbstständig mobil sind und/oder auch sonst keine Mitfahrgelegenheit haben", sind Sinn und Zweck in einem Flyer definiert. An zweieinhalb Tagen in der Woche wird gefahren, Anmeldungen sind montags und mittwochs per Telefon möglich."Grundsätzlich werden nur Ziele in der VG Betzdorf-Gebhardshain bedient. Als Ausnahmen gelten die DRK-Klinik in Kirchen und das Freizeitbad ,Auf dem Molzberg'", weiß Wolfgang Weber vom Fachbereich "Bürgerdienste" der VGV Betzdorf-Gebhardshain.

Start war im Februar 2019
Parallelen gibt es in der VG Altenkirchen, in der seit Februar 2019 auf ähnlicher Grundlage ein Seniorentaxi unterwegs ist. Auch rund um die Kreisstadt diente die Ehrenamtsinitiative "Ich bin dabei!" als Geburtshelfer. Inzwischen stehen 16 Fahrer bereit, um diejenigen, die aufgrund definierter Voraussetzungen einen Anspruch auf entgeltfreie Beförderung haben, nach telefonischer Anmeldung zweimal in der Woche innerhalb des Verbandsgemeindegebietes zu chauffieren. Ausnahmen gibt es, wie Natalja Neufeld-Gnörich vom Fachgebiet "Soziales und Generationen" der VGV erklärt: "Fahrten anlässlich eigener Facharzt-Termine bzw. zu eigenen Untersuchungen sind darüber hinaus auch nach Asbach, Betzdorf, Hachenburg, Selters und Wissen möglich." Wie in Betzdorf stellt auch in Altenkirchen die Kommune das Fahrzeug, so dass die versicherungstechnischen Aspekte gelöst sind. Im ersten Monat seien 17 Fahrten, im Juli schon 38 in die Statistik eingegangen, bilanziert Neufeld-Gnörich.

Ausdehnung nach Flammersfeld?
Neufeld-Gnörich erwartet, dass nach der Zusammenlegung der beiden Gebietskörperschaften Altenkirchen und Flammersfeld das System auch auf den südlichen Kreisteil übertragen wird. Denn ein Pendant zwischen Obernau und Willroth gibt es derzeit nicht, wie Manfred Pick als Leiter des Fachbereichs "Soziales" im Flammersfelder Rathaus darstellt. Es sei schon ein ähnliches System für Horhausen angeboten worden, "dann wurde auf Seiten der Ortsgemeinden kein Bedarf festgestellt", sagt Pick und sieht einen Grund für die ablehnende Haltung im guten ÖPNV-Angebot. Im Raum Flammersfeld gebe es noch die privat organisierte Nachbarschaftshilfe, die Mitgliedern mehr Mobilität verschaffe. Zudem werde im Raum Flammersfeld der Bürgerbus, den jeder Verein oder jede Initiative anfordern könne, für gemeinnützige Zwecke "rege genutzt". Handlungsbedarf ist für Pick noch in der Lahrer Herrlichkeit gegeben.



Premiere im nördlichen Landesteil
Schon viereinhalb Jahre sind die "Bürgerfahrer" in der VG Kirchen unterwegs. "Wir waren die ersten im nördlichen Rheinland-Pfalz", erinnert sich Paul Eisel, der ehrenamtlich, sozusagen als Geschäftsführer, viele Dinge koordiniert. Das ist erforderlich, denn das von der VG Kirchen geleaste Fahrzeug ist wöchentlich jeweils von dienstags bis freitags in heimatlichen Gefilden (dazu zählen auch Märkte und Ärzte in Betzdorf) unterwegs. Täglich sind es 15 bis 20 Fahrten, "so kommen jährlich rund 25.000 Kilometer zusammen", stellt Eisel fest und blickt zurück: "In den ersten drei Jahren mit dem ersten Wagen waren es insgesamt 65.000 KIlometer." Unter dem Strich haben sich 32 Ehrenamtler unter dem Vorsitzenden Helmut Ermert der Aufgabe verschrieben, 26 davon sind als Fahrer beschäftigt.

Keine Angebote in drei VGs
Noch nicht zum Kreis derer, die "Bürgerfahrdienste" anbieten, zählen die VGs Hamm, Wissen und Daaden-Herdorf. "Für die Beförderung von Senioren bzw. Menschen mit eingeschränkter Mobilität befindet sich derzeit das Projekt Bürgerbus/Seniorentaxi in der Planung. Die Ehrenamtsinitiative „Ich bin dabei!“ sowie die zuständige Mitarbeiterin in der Verwaltung erarbeiten dabei zunächst ein Konzept, dass dem Bürgermeister bzw. den zuständigen Verbandsgemeindegremien vorlegt werden soll. Ein Zeitplan für die Umsetzung des Gewollten kann noch nicht verbindlich mitgeteilt werden", erläutert Ingo Schöler als Büroleiter im Hammer Rathaus. Auch die VG Wissen trägt sich mit dem Gedanken, ein Seniorentaxi auf die Straße zu bringen, ohne dass Jochen Stentenbach vom Fachbereich "Soziales und Sicherheit" der VGV einen Zeitplan im Kopf hat. Dieses Angebot können nur ehrenamtliche Strukturen haben, ein passendes Auto gesponsert werden. Stentenbach ist sich sicher: "Die Politik wird gewiss nicht Nein sagen." Auf der anderen Seite halte der ÖPNV ein teils doch gutes Busangebot zu den Ortsgemeinden bereit. Schon im Jahr 2011 wurde in der Verbandsgemeinde Daaden abgefragt, ob ein Bürgerfahrdienst gewünscht werde. "Im Herbst 2011 wurde dann mangels Interesse entschieden, ein solchen Vorhaben nicht mehr zu verfolgen", erklärt Peter Wallmeroth, stellvertretender Fachbereichsleiter "Bürgerdienste" der inzwischen entstandenen VGV Daaden-Herdorf.

Vereinzelt private Initiativen
Auch auf privater Basis ist das eine oder andere Angebot vorhanden. Vor diesem Hintergrund arbeitet beispielsweise die Seniorenhilfe Altenkirchen und organisiert für ihre Mitglieder motorisierten Transfer. Das Spektrum runden mehrere Seniorenheime ab, die ihren Bewohnern die Möglichkeit an die Hand geben, auch im Alter mobil zu bleiben. (hak)



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