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Nachricht vom 21.05.2010    

"Kreative Zerstörung" als Weg aus den Krisen

Das Thema des Empfangs der Wirtschaft im Landkreis Altenkirchen "Innovation und Unternehmerntum - Wege aus der Krise" führte mehr als 350 Gäste ins Kulturwerk Wissen. Ein Beleg dafür, wie sehr die unterscheidlichen Krisen die heimischen Unternehmen beschäftigen. Mit Gastreferent Peter Jungen hatte man einen scharfzüngigen Analytiker eingeladen, der die Politik nicht ungeschoren ließ und vor allem in Deutschland ein neues Denken und weniger Reglementierungen für jungen Unternehmensgründungen einforderte.

Wissen. Der diesjährige Empfang der Wirtschaft im Landkreis Altenkirchen, zum ersten Mal in Wissen, hatte gleich zwei Erfolge. Es gab mit mehr als 350 Teilnehmern einen Rekordbesuch im Kulturwerk Wissen und einen Gastredner, der seine Zuhörer fesselte. Mit Peter Jungen hatten die Veranstalter einen Referenten geladen, der seit langem eine neue Unternehmenskultur und vor allem ein Umdenken in der Politik fordert. Jungen ist Vorstandsvorsitzender und Mitbegründer des Business Angels Netzwerkes (BAND) und des Europäischen Business Angels Netzwerkes (EBAN) aber auch Vorsitzender (Chairman) des New Yorker Institutes für Kapitalismus und Gesellschaft (Center of Capitalism and Society, Columbia University). Der 1939 in Montabaur geborene Jungen lebt in Köln und gilt als scharfer Analytiker und Praktiker in Bezug auf die Herausforderungen der Wirtschaft angesichts der rasanten Veränderungen.
Sein Thema lautete: Innovation und Unternehmertum - Der Weg aus der Krise. "Wir erleben derzeit so viele Krisen, man weiß garnicht, was gemeint ist", meinte Jungen zum Einstieg. Zur Finanzkrise die 2007 begann meinte er, es sei gut gewesen, dass sie so schnell weltweit kam, hätte es noch länger gedauert und viele kleine Krisen produziert, wäre das Ergebnis weitaus schlimmer ausgefallen. Lebhaft skizzierte Jungen die Immobilien-Super-Blase in den USA und auch das Ungleichgewicht zwischen Wachstum und Verschuldung in den Industrienationen. "Das Wachstum der Volkswirtschaften wird in den Entwicklungsländern stattfinden, in den alten Ländern wird es deutlicher langsam gehen", so die Prognose. Auch sei die Banken- und Finanzkrise noch nicht überwunden, denn die westlichen Banken seien geschwächt. Jungen sprach vom Versagen auf vielen Sektoren und sparte nicht mit Kritik an der Politik. "Die Schulden der öffentlichen Hand wird uns in Europa und Deutschland noch lange beschäftigen und somit auch die Unternehmen in Europa", führte er aus. Natürlich war Griechenland ein Thema, Jungen äußerte Bedenken in Richtung der zuständigen Politiker. Er glaubt, dass sie die eigentlichen Probleme und Zusammenhänge nicht verstehen und warf der Europäischen Zentralbank (EZB) große Fehler mit der Entscheidung der letzten Tage vor. "Jetzt ist der Druck auf die Märkte groß geworden, wir brauchen einen europäischen Währungsfonds, der nicht rettet, sondern verhindert", sagte Jungen. Er forderte die Freiheit zu ökonomischem Handeln und nicht Länder, die dies erschweren. Innovation sei der einzige Weg aus der Krise, es brauche in Europa eine Politik, die diese Innovationsprozesse vorantreibe. Und dann, so schien es jedenfalls, sprach Jungen einigen Unternehmen geradezu aus dem Herzen. Denn er forderte ein neues Unternehmertum, wo es weniger Politik und weniger Regeln gebe. Eine Politik, die 91.000 Regeln für Unternehmensgründungen verteidige, sei fehlgeleitet. Alles Wachstum in Deutschland, und damit auch die Schaffung neuer Arbeitsplätze werde durch neue kleine schnell wachsende private Unternehmen kommen. Das altbekannte Unternehmertum brauche die kreative Zerstörung. Als hervorragendes Beispiel für diese kreative Zerstörung sah er die Halle des Kulturwerks in Wissen.
"Wir brauchen dringend Antworten auf die Frage, wo ist das Geld für neue Ideen, wir laufen sonst der Innovation hinterher und werden Schlusslicht in Europa", sagte der Experte der New Economy. Die Rahmenbedingungen für Firmengründungen in Deutschland seien schlecht. Wenn sich dies nicht ändere, werde Deutschland zum Schlusslicht in Europa. Als einen entscheidenden Hemmschuh sah Jungen die progressive Einkommenssteuer, die er als Gebilde von Marx und Engels (!) bezeichnete. Der neue Kapitalismus müsse von unten nach oben gehen und nicht wie derzeit nur oben in der Gesellschaft angesiedelt sein. Dann könne der Kapitalismus helfen, Krisen in der westlichen Welt zu überwinden.
Zum Empfang der Wirtschaft hatten in diesem Jahr der Treffpunkt Wissen, die Firma Brucherseifer GmbH in Kooperation mit der IHK Geschäftsstelle Altenkirchen, der Wirtschafts-Förderungs-Gesellschaft des Kreises, der Wirtschaftsjunioren Sieg-Westerwald und den Innungen der Kreishandwerkerschaft Rhein-Westerwald eingeladen.
Brucherseifer-Geschäftsführer Bernd Janssen hatte zum Start der Veranstaltung die Gäste aus Politik und Wirtschaft begrüßt und das gelungene Projekt Kulturhalle als Beispiel für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Verein, Stadt und Unternehmen (Public Private Partnership) vorgestellt. "In unserer Firma arbeiten 163 gut ausgebildete Menschen, 16 Azubis in fünf Berufen werden ausgebildet, 84 firmeneigene Lkws sind regional und international im Einsatz. Unser Arbeitsplatz ist Europa, unser Standort ist Wissen, wo wir in der Bevölkerung großen Rückhalt genießen, dafür sagen wir auch Danke", sagte Janssen. Treffpunkt-Vorsitzender Thomas Kölschbach freute sich sichtlich, den Empfang der Wirtschaft in Wissen zu haben. Er betonte im Willkommensgruß auch die gute Zusammenarbeit mit den Nachbarn und stellte die Ziele der Wissener Werbegemeinschaft vor. Sein Dank galt Ulrich Schmalz, der wertvolle Unterstützung leistete, um den Gastredner des Abends, Peter Jungen, zu überreden, nach Wissen zu kommen.
Landrat Michael Lieber sprach das Schlusswort zur Veranstaltung, sein Dank galt dem eigens für diesen Abend zusammengestellten Ensemble der Kreismusikschule "Colour Shop". Die Musikdarbietungen waren ein wahrhaft gelungenes Beispiel für die hohe Kompetenz der Kreismusikschule, am Ende gab es nicht nur viel Applaus auch gab es eine Spende in Höhe von 400 Euro für den Förderverein der Kreismusikschule. Jungen hatte auf das Referentenhonorar verzichtet und die Gesamtsumme aufgestockt. 600 Euro gingen an die Lebenshilfe im Landkreis.
Lieber glaubt, dass die heimische Wirtschaft die Talsohle durchschritten hat und angesichts der mehr als 350 Gäste im Kulturwerk war er der Meinung, dass sich die Wirtschaftsunternehmen im Kreis nicht zu verstecken brauchen. In seinen Betrachtungen stand der drohende Fachkräftemangel in der Region ebenso wie die miserable Finanzkraft der Kommunen, die man nicht weiter schwächen dürfe. Sein Lob galt der Wissener Initiative, wo durch die beispielhafte Zusammenarbeit unter Federführung von Michael Wagener mit dem Unternehmen, dem Förderverein und der Stadt neue Impulse für die gesamte Region entstanden seien. "Diese Zusammenarbeit, die das Kulturwerk entstehen ließen, ist richtungsweisend auch für die Zukunft", sagte Lieber. (hw)
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Peter Jungen sprach beim Empfang der Wirtschaft des Landkreises zum Thema Wege aus der Krise und forderte eine kreative Zerstörung alter Strukturen. Fotos: Helga Wienand





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