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Nachricht vom 19.11.2019    

Zuschuss zur Renaturierung: Die Heller wird wieder ökologisch

Freude im Altenkirchener Kreishaus: Mit einem satten Zuschuss in Höhe von 95 Prozent hat das Land Rheinland-Pfalz über die "Aktion Blau plus" den Umbau von vier Wehren in der Heller zwischen Grünebach und Herdorf unterstützt. Ulrike Höfken, die Ministerin für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten des Landes, überreichte den Förderbescheid am Dienstagmittag (19. November) an Landrat Dr. Peter Enders.

Der Förderbescheid wechselt den Besitzer: Aus den Händen von Ministerin Ulrike Höfken nimmt Landrat Dr. Peter Enders das Schriftstück entgegen. (Foto: privat)

Kreis Altenkirchen. Es fehlt nicht mehr viel, und die Heller ist von der Quelle bis zur Mündung in die Sieg bei Betzdorf wieder durchgängig ökologisch. Bis auf zwei Wehre wurden alle weiteren im Verlauf des rund 30 Kilometer langen Flüsschens bereits zurückgebaut (auch auf nordrhein-westfälischer Seite), nur noch zwei dieser Querungen müssen verschwinden, um Lebewesen eine Nutzung des Bachlaufs wieder ohne Hindernisse zu ermöglichen. Es sind die Anlagen in Herdorf (Schneiderstraße und Nähe Lidl-Markt). Während der Kreis sich alsbald der in der Schneiderstraße annehmen wird, übernimmt der Landesbetrieb Mobilität die Beseitigung der zweiten und damit letzten als Ausgleichsmaßnahme.

340.000 Euro Gesamtkosten
Um die Anstrengungen in Sachen Renaturierung deutlich zu machen, händigte Ulrike Höfken als Ministerin für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten des Landes einen Förderbescheid am Dienstag (19. November) an Landrat Dr. Peter Enders aus. Über die "Aktion Blau plus" erhielt der Kreis einen Zuschuss in Höhe von 322.500 Euro, der 95 Prozent der Kosten in Höhe von knapp 340.000 Euro für den bereits beendeten Umbau von vier "Staustufen" zwischen Grünebach und Herdorf abdeckt. Insgesamt kostete die Maßnahme knapp 340.000 Euro und lag damit weit unter dem ursprünglich avisierten Ansatz in Höhe von 800.000 Euro. 95 Prozent (in der Regel sind es 90 Prozent) wurden überwiesen, weil sich die Wehre in FFH-Gebieten (spezielle europäische Schutzgebiete nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) befinden. Landrat Dr. Peter Enders freute sich über das finanzielle Zubrot und darüber, dass die Heller fast wieder durchgängig ist.


Mehr biologische Vielfalt
"Die Renaturierung ist ein ganz, ganz wesentlicher Aspekt bei der Herstellung der Biodiversität, der biologischen Vielfalt", erklärte Höfken, die Renaturierung der Gewässer werde oft unterschätzt. Bei der Aufhebung von Befestigungen und Begradigungen habe das Land schon große Fortschritte gemacht. Höfken erwähnte, dass Rheinland-Pfalz in Sachen Gewässerschutz bundesweit an der Spitze stehe. Von allen Maßnahmen seien bereits 30 Prozent erreicht, der Bundesdurchschnitt hingegen liege bei 6 Prozent. Die Durchlässigkeit der Gewässer sei im Naturschutz ein hochrangiges Ziel. Mit solchen Maßnahmen wie an der Heller werde für Menschen ein Zugang zum Wasser geschaffen. Das Projekt wurde umweltpädagogisch vom Büro für Umweltplanung Susanne Hildebrandt (Koblenz) in Zusammenarbeit mit der Grundschule Herdorf begleitet (Kosten 5400 Euro). Die Jungen und Mädchen wurden spielerisch mit den Gewässerlebewesen und einem aktiven Gewässerschutz vertraut gemacht. Diese Art der Umweltbildung führt nicht nur zu einem sensibleren Umweltverständnis bei Kindern, sondern sie transportiert das Wissen auch in die Familien.



Keine Wasserrechte mehr
Zu pass kam dem kompletten Projekt, dass es keine Wasserrechte mehr zu berücksichtigen galt, berichteten Sonja Dingeldein und Ines Otte von der SGD Nord. Darüber hinaus, so die Erfahrung von Thomas Leue, Abteilungsleiter Bau und Umwelt der Kreisverwaltung, seien die Widerstände in der Bevölkerung für solche Maßnahmen zu vernachlässigen: "Wir laufen offene Tore ein beim Gewässerschutz." Wie Linda Bödger, Sachbearbeiterin Natur und Umweltschutz und eng mit dem Projekt verbunden, bestätigte "war es ein gutes Miteinander an den einzelnen Baustellen". Ein Grunderwerb war nicht notwendig, da sich mit allen Flächeneigentümern geeinigt werden konnte, die Umbauten auf deren Arealen durchführen zu können. Für die Planung hatte die Firma IGEO Ingenieure für Wasserwirtschaft und Umweltplanung GmbH aus Oberlahr gesorgt, die Firma Börgerding-Landschaftsbau GmbH aus Altenkirchen die Entwürfe in die Wirklichkeit umgesetzt. (hak)

Die Maßnahmen auf einen Blick:

Wehr Sassenroth: Wasserspiegellagendifferenz (WSP/Unterschied Wasserstand vor und nach dem Wehr) circa 0,8 Meter, Komplettabriss des Wehrs, Sohlangleichung auf einer Länge von circa 35 Metern, partieller Erhalt des rechtsseitigen Kolkes (kleine wassergefüllte Vertiefung) zur Förderung der Habitatdiversität, Sicherung der querenden Abwasserleitung, Einbau von circa 80 Tonnen Wasserbausteinen.

Wehr Grünebach: WSP-Differenz circa 1,30 Meter, Herstellung einer circa 115 Meter langen Baustellenzufahrt über unbefestigtes Gelände, vollständiger Abriss des Wehrs, Sohlbearbeitung auf circa 60 Meter Länge, Sicherung der bahnseitigen Stützmauern mit Wasserbausteinen, Herstellung eines linearen Sohlgefälles mit Strukturelementen (Kolke, Störsteine, Totholz), Sicherung des querenden Mischwasserkanals, circa 600 Kubikmeter Bodenumlagerung und Abtransport, Einbau von circa 850 Tonnen Wasserbausteinen.

Wehr Herdorf: bestehend aus drei Betonquerriegeln und einem natursteingestickten Sohlabsturz, WSP-Differenz circa 1,30 Meter, Herstellung einer circa 100 Meter langen mobilen Baustraße mit überfahrbaren Stahlplatten, Ausgleich der Gewässersohle auf 110 Meter, Neuverlegung der vorhandenen und genehmigten Löschwasserentnahme, Herstellung eines Einstaubereiches mittels Natursteinriegeln als Löschwassereservoir, strukturreiche Gestaltung des unterhalb vom Einstaubereich bearbeiteten Bachlaufes (Totholz, Störsteine, Tiefenvarianzen), Einbau von circa 800 Tonnen Wasserbausteinen.

Wehr Herdorf (Betonwerk): WSP-Differenz circa 1,0 Meter, vollständiger Abriss des Wehrs, Sicherung der freiliegenden Böschungsbereiche oberhalb des Wehres mit Wasserbausteinen, Einbau von circa 500 Tonnen Wasserbausteinen.



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