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Nachricht vom 02.03.2020    

„Blühende Friedhöfe“: Wenn am Grab neuer Lebensraum entsteht

Kann ein Friedhof zu einem Ort werden, an dem mehr Leben angesiedelt wird? Ein Projekt der Altenkirchener Kreisverwaltung hat genau diese Intention. Freie Rasenflächen auf Gedenkstätten sollen zu Arealen umgestaltet werden, die die Artenvielfalt begünstigen.

Auch auf dem Friedhof in Almersbach sollen Grünflächen umgestaltet werden. (Foto: hak)

Kreis Altenkirchen. Das klassische Einzel- oder Doppelgrab hat kein Alleinstellungsmerkmal mehr. Auch auf heimischen Stätten der Ruhe und des Gedenkens sind alternative Bestattungsformen auf dem Vormarsch. Die Folge: Zahl und Größe der neuen Freiflächen, die jahrzehntelang als Grabfelder dienten, nehmen zu und werden zu pflegeleichten Grünbereichen, die mehrmals im Jahr gemäht werden müssen. Genau an diesem Punkt setzt das Projekt "Blühende Friedhöfe" der Altenkirchener Kreisverwaltung an, das die Lebensräume für Schmetterlinge, Bienen & Co. vergrößern hilft.

Ein sensibles Thema
"Friedhöfe sind ein sensibles Thema", sagt Jessica Gelhausen von der Unteren Naturschutzbehörde im Kreishaus, bei der die Fäden des Vorhabens zusammenlaufen, und ergänzt: "Wir schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum einen zeigen wir auf, dass man etwas für die Ästhetik tun kann, und zum anderen schaffen wir Lebensräume nicht nur für Insekten." Inzwischen hat sie im AK-Land über 30 Friedhöfe in Augenschein genommen, deren kommunalen oder kirchlichen Träger sich entschlossen haben, der Aktion anzuschließen, wohl wissend, dass zunächst einmal die lieb gewonnene Ordnung der Ruhestätten aus dem Gleichgewicht gerät. "Die besagten Flächen müssen natürlich für eine Aussaat hergerichtet werden", erläutert Gelhausen, und das könne doch als störend empfunden werden, denn aus einem akkuraten Rasen werde vorübergehend ein "Acker", der also "nicht ganz so ordentlich aussieht". Aktuell sind bei ihr Bereiche in der Größe zwischen 20 und 1000 Quadratmeter (mehrere Stücke zusammengefasst) für eine "Umgestaltung" gemeldet.

Zertifiziertes Saatgut
Sind die Vorarbeiten, die wie auch die spätere Pflege in Händen der jeweiligen Orts- oder Kirchengemeinde liegen, abgeschlossen, darf gesät werden. Einjährige Mischungen mit über verschiedenen 20 Sorten, aus denen beispielsweise Goldmohn, Korn- und Ringelblumen hervorgehen, werden, so der Plan und falls das Wetter mitspielt, von Mitte April an ausgebracht. Nach rund vier Wochen sollen dann die ersten Farbtupfer an die Stelle des ehemaligen fantasielosen Grüns getreten sein. "Die letzten Blüten könnten es vielleicht sogar bis in den November hinein zu schaffen", erläutert Gelhausen. Sie geht derzeit von einem Bedarf an Saatgut, das regional hergestellt und zertifiziert ist, zwischen 50 und 60 Kilogramm aus, das auf Empfehlung eines heimischen Landwirtes gekauft und nach einer "Streckung im Verhältnis von 1:10" in und im Anschluss von der Unteren Naturschutzbehörde verteilt wird. Welches Material der Mischung hinzugefügt wird, weiß Gelhausen noch nicht: "Es könnte Sägemehl sein, um direkt festzustellen, wo denn schon gesät wurde." Als Faustregel gilt, dass fünf Gramm pro Quadratmeter der Pflanzengrundlage die Basis bildet.



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Leitfaden wird ausgegeben
Wichtig ist für Gelhausen, dass den Verantwortlichen vor Ort ein Leitfaden mit an die Hand gegeben wird. "Das gehört natürlich dazu", ergänzt sie und betont, dass das Projekt nicht allein auf dieses, sondern auch noch auf das kommende Jahr ausgelegt ist. Vor diesem Hintergrund gibt es im Frühjahr 2021 die zweite Fuhre des Saatgutes. Mit inkludiert ist zudem ein Schild, das an der jeweiligen Fläche aufgestellt wird und beschreibt, warum sie so aussieht wie sie gerade aussieht. Sollte ein Träger für seinen Friedhof zunächst einmal Abstand von einer Teilnahme genommen haben, ist ein "Quereinstieg" im nächsten Jahr ohne weiteres möglich. Dass die Kreisverwaltung sich schließlich nach dem vorgegebenen Zeitrahmen aus ihrem Engagement zurückzieht, muss nicht das Ende des neu geschaffenen Lebens- und Nahrungsraums für Insekten, Vögel und Kleinsäuger bedeuten. Gelhausen hofft, dass die Träger den eingeschlagenen Weg fortsetzen. "Vielleicht bietet das Projekt zudem auch Ansätze, wie andere Rasenschnittflächen aussehen könnten", hofft sie auf eine Steigerung des ökologischen Werts auch abseits von Friedhöfen.

Zahlreiche Fragen beantwortet
Logisch ist, dass Gelhausen, die bereits zahlreiche Gespräche geführt und viele Fragen beantwortet hat, weiterhin mit Rat und Tat zur Seite steht, also die "Beratung und Begleitung durch die Kreisverwaltung" sichergestellt ist. Auch wird sie sich während der Zeit der Blüte die Ergebnisse anschauen. Auf die und von der Norm abweichende Aktion aufmerksam wurde Gelhausen bei einer Tagung in Bonn, bei der der Südfriedhof der Bundesstadt beispielgebend für die unterschiedliche Gestaltung von Ruhestätten fungierte. (hak)


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