Werbung

Nachricht vom 30.03.2020    

Handwerk: Umsatzrückgänge und Auftragsstornierungen

Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf die wirtschaftliche Situation im Handwerk? An der ersten Umfrage (23. bis 25. März) haben sich 448 Handwerksbetriebe aus dem Kammerbezirk Koblenz beteiligt.

Symbolfoto

Koblenz. Besonders Umsatzrückgänge und Auftragsstornierungen werden als Reaktion auf die Corona-Krise genannt, aber auch fehlendes Personal und Material. Mehr als die Hälfte der Unternehmen planen Kurzarbeitergeld zu beantragen oder haben dies bereits getan. Über 70 Prozent wollen die Instrumente der Hilfspakete von Bund und Land nutzen. Aber auch Steuerstundungen halten in der aktuellen Situation mehr als die Hälfte der Betriebe für hilfreich.

Umsätze brechen ein

Die Ausbreitung des Coronavirus in Deutschland und Europa hat zu drastischen Einbrüchen bei der Geschäftstätigkeit der Handwerksbetriebe geführt. So berichten aktuell drei von vier Betrieben über coronabedingte Umsatzrückgänge. Im Kammerbezirk Koblenz wurden bislang 60 Prozent der vorliegenden Aufträge storniert.

Viele Aufträge werden storniert
Viele Anbieter handwerklicher Produkte leiden unter Umsatz- und Nachfragerückgängen. Auch private Kunden sagen aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Virus Handwerker-Termine ab. Dadurch hat sich der Auftragsbestand der Betriebe stark verringert.

Mitarbeiter fallen aus
Zudem fehlen in vielen Betrieben Mitarbeiter, weil sie an dem Virus erkrankt sind, unter Quarantäne stehen oder aufgrund der geschlossenen Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen nicht zur Arbeit kommen können. Davon sind auch viele Gewerke betroffen, die zur Sicherung der Grundversorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln oder zur Wartung und Instandhaltung von Infrastrukturen und Fahrzeugen unerlässlich sind – leider ist das Bewusstsein dafür, welche Bedeutung viele Handwerker für das Allgemeinwohl haben, noch nicht überall vorhanden und nicht alle unabkömmlichen Gewerke wurden von den zuständigen Stellen als systemrelevant eingestuft. Dramatischer stellt sich die Situation bei Gesundheitshandwerkern und persönlichen Dienstleistern dar: Hier fallen 50 Prozent der Beschäftigten im Befragungszeitraum aus.

Produktionsausfälle aufgrund von Materialengpässen

Aktuell sind auch die internationalen Lieferketten durch Produktionsausfälle in vielen betroffenen Staaten gestört oder unterbrochen. Damit wird die Versorgung mit dringend benötigten Materialien, Vorprodukten, Komponenten oder Betriebsmitteln erschwert. Die Folge ist eine zunehmende Angebotsverknappung bei handwerklichen Dienstleistungen und Produkten. Derzeit sind im Gesamthandwerk 31 Prozent der Betriebe von diesen Versorgungsschwierigkeiten betroffen, die sich natürlich zusätzlich negativ auf die Umsatzentwicklung auswirken. Besonders von den Lieferproblemen betroffen sind die Bau- und Ausbauhandwerke sowie die Handwerke für den gewerblichen Bedarf und den Kfz-Bereich, wo jeweils mehr Betriebe als im gesamthandwerklichen Durchschnitt von entsprechenden Engpässen berichten.

Betriebsschließungen vor allem bei Dienstleistern
Von den behördlich angeordneten Betriebsschließungen sind vor allem die Gewerke mit Ladenlokal betroffen. Im Gesamthandwerk erreicht der Anteil dieser Betriebe bereits 16 Prozent und dürfte weiter zunehmen. Besonders betroffen sind die persönlichen Dienstleister im Handwerk: Inzwischen mussten bundesweit 76 Prozent dieser Betriebe vorübergehend schließen.



Auswirkungen von Corona nehmen zu
Im Vergleich zur Vorwoche haben die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Geschäfte der Handwerksbetriebe noch einmal zugenommen: 58 Prozent der Inhaber melden, dass sich der Umsatzrückgang innerhalb einer Woche verstärkt hat. Hinzu kommen 54 Prozent, die von einer Zunahme bei den Auftragsstornierungen berichten, und 26 Prozent, deren verfügbare Personalkapazitäten nochmals zurückgegangen sind. Auch die Probleme bei der Verfügbarkeit von Materialien, Vorprodukten, Komponenten und Betriebsmitteln haben sich im Vergleich zur Vorwoche bei mehr Betrieben verschärft (29 Prozent) als verringert (7 Prozent). Am deutlichsten verschärft hat sich die Umsatz- und Auftragssituation in den Gesundheits- sowie den Kfz-Gewerken. Hingegen hat sich die Personalsituation am merklichsten in den Bauhauptgewerken verschlechtert. Die Versorgungslage für Materialien, Vorprodukte, Komponenten und Betriebsmittel hat sich ebenfalls in den Bauhaupt- sowie den Handwerken für den gewerblichen Bedarf am deutlichsten im Vergleich zur Vorwoche verschlechtert.

Betriebe versuchen flexibel auf die Herausforderungen zu reagieren
Die Betriebe passen sich der herausfordernden wirtschaftlichen Situation an und haben bereits verschiedene Maßnahmen umgesetzt oder geplant, um auf den Nachfrageeinbruch oder auf die gestörten Lieferketten zurückzuführende Produktionsausfälle zu reagieren. Im Gesamthandwerk benennen 42 Prozent der Betriebe den Abbau von Arbeitszeitkonten als geeignetes Mittel, 43 Prozent die Anordnung von Urlaub für die Beschäftigten und 58 Prozent die Beantragung von Kurzarbeitergeld für (Teile) der Belegschaft. Darüber hinaus ist für 11 Prozent die Kündigung von Mitarbeitern vorstellbar und für 18 Prozent die vorübergehende Schließung des eigenen Betriebs. Den Abbau von Überstunden wollen am häufigsten (53 Prozent) die Handwerke für den gewerblichen Bedarf nutzen.

Bei der Anordnung von Urlaub sind dies wiederum die Handwerke für den gewerblichen Bedarf sowie die Ausbaugewerke (jeweils 50 Prozent) die Gewerkegruppen, die dies am häufigsten benennen. Kurzarbeit wird vor allem von den Gesundheits- (79 Prozent), den Bauhaupt- (75 Prozent) und den Kfz-Gewerken (71 Prozent) genannt. Zu Kündigungen würden notfalls vor allem die Lebensmittelhandwerker (17 Prozent) greifen. Beinahe ebenso häufig die Kfz- (15 Prozent) und die Gesundheitshandwerker (14 Prozent). Betriebsschließungen werden am häufigsten von den persönlichen Dienstleistungsgewerken genannt (53 Prozent).

Vor allem Zuschüsse werden nachgefragt
Um die aktuelle wirtschaftliche Schwächephase zu überstehen, sind für die Handwerksbetriebe vor allem nicht zurückzahlbare Zuschüsse das Mittel der Wahl, wenn sie sich ein Unterstützungsinstrument aussuchen dürften (69 Prozent). Aufgrund seiner kleinteiligen Struktur würden vielen Betrieben Darlehen oder Kredite, die von 31 Prozent genannt werden, nur bedingt nützen. Vielfach wird befürchtet, diese auch nach der Überwindung der wirtschaftlichen Schwächephase nicht zurückzahlen zu können. Überwiegend begrüßt werden zudem die zumindest zum Teil bereits umgesetzten Erleichterungen beim Kurzarbeitergeld (61 Prozent) sowie die vorgesehenen Steuerstundungen (55 Prozent).


Mehr dazu:   Handwerk   Coronavirus  

Weitere Bilder (für eine größere Ansicht klicken Sie bitte auf eines der Bilder):
       


Anmeldung zum AK-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Altenkirchen.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Wirtschaft


Erste Teilqualifizierung "Klimatechnik": Acht Absolventen erhalten ihr Zertifikat

Neuwied. "Es haben nicht nur acht von neun Teilnehmern die Qualifizierung erfolgreich abgeschlossen und halten nun ihr Zertifikat ...

Girls’ Day: Mädchen haben Spaß am Handwerk

Koblenz. Die Schülerinnen lernten Werkzeuge und Materialien in Ruhe kennen, bevor sie unter Anleitung Teelichthalter aus ...

Die Zukunft des Handwerks im Dialog gestalten - Künstliche Intelligenz und Digitalisierung im Fokus

Koblenz. Sie beteiligt sich dafür am bundesweiten Zukunftsdialog Handwerk und lädt am Freitag, 3. Mai, ab 15 Uhr zu einer ...

Wettbewerb "SUCCESS 2024" startet - Einzelprämien bis zu 15.000 Euro

Mainz. Besonders zukunftsweisende Ideen und innovative Produkte werden am 8. Oktober im feierlichen Rahmen mit Einzelprämien ...

Sei 10 Jahren ein Erfolg: Westerwald-Brauerei feiert ausgiebig das Comeback des Gründerbiers Westerwald-Bräu

Hachenburg. Was sind schon zehn Jahre im Vergleich zu einer nunmehr 163-jährigen Brauereitradition? "Nicht viel", sagt der ...

Wirtschaftsjunioren besuchten die AMS GmbH in Elkenroth

Elkenroth. Lara Imhäuser, die in Zukunft das Unternehmen leiten wird, führte die Teilnehmer durch das Unternehmen und präsentierte ...

Weitere Artikel


Jetzt 53 Corona-Infizierte im Kreis Altenkirchen

Altenkirchen/Kreisgebiet. Die Zahl der nachgewiesenen Covid-19-Infektionen im Kreis Altenkirchen liegt mit Datum vom 30. ...

Bewohner im Seniorendorf Stegelchen in Frühlingsstimmung

Herdorf. Bei einer großen Pflanz- und Setzaktion konnten so rund um das Haus, auf den eigenen Bewohner-Terrassen und im Sinnesgarten ...

Mitglieder der Westerwald Bank erhalten Geld zurück

Hachenburg. Ihr Vorteil: Haben sie insgesamt einen günstigen Schadenverlauf, erstattet die R+V im Folgejahr bis zu zehn Prozent ...

In Altenkirchen nähen Lehrer nun Schutzmasken

Altenkirchen. Wo sind sie, die Schutzanzüge und die Schutzmasken, die rund um die Welt so händeringend gebraucht werden? ...

Kreis-CDU gratuliert Jessica Weller zur Geburt ihres Sohnes

Wissen. Ob die angedachten Termine im Mai und Juni stattfinden können, ist derzeit noch fraglich. Der Beratungsbedarf der ...

Fünf Jahre Katholisches Familienzentrum Westerwald

Altenkirchen. Im Rahmen der familienunterstützenden Angebote schaffen wir Räume der Begegnung und entwickeln gemeinsam mit ...

Werbung