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Nachricht vom 15.04.2020    

Handwerk im Kreis Altenkirchen: Zahl der Kurzarbeiter ist unklar

Hat Handwerk auch in diesen Tagen und Wochen "goldenen Boden"? Ein pauschales Ja als Antwort auf diese Frage ist fehl am Platze, vielmehr ein differenzierter Blick auf die einzelnen Innungen erforderlich, um einen Überblick über die aktuelle Lage in dieser Corona-Krise zu erhalten.

Im Handwerk stellt sich die Lage in diesen Tagen und Wochen sehr, sehr unterschiedlich dar. (Foto: hak-Archiv)

Kreis Altenkirchen. Wenn alles doch so einfach wäre! Nichts ist während der Corona-Pandemie im handwerklichen Sektor über einen Kamm zu scheren. Hier die Männer vom Bau in all ihren reichlich verschiedenen Professionen und fleißig am Werk, dort die Friseure, die gezwungenermaßen die Hände in den Schoß legen müssen - und dazwischen diejenigen, die arbeiten, aber erhebliche Umsatzeinbußen beklagen. "Gemessen am Ausmaß können wir noch zufrieden sein", urteilt Kreishandwerksmeister Wolfgang Becker über die aktuelle Lage seiner Firma in Altenkirchen, die sich um Fabrikation und Montage von Holztreppen kümmert. Stellvertretend für viele Betriebe im weit gefassten Baugewerbe bringt er einen ganz wichtigen Fakt auf den Punkt: "Wir können uns glücklich schätzen, wenn wir rausfahren und arbeiten können."

Kurzarbeiterzahl unklar
Wie viele Unternehmen im AK-Land, das zur Kreishandwerkerschaft Rhein-Westerwald gehört, inzwischen Kurzarbeit anmelden mussten, vermag Becker nicht zu sagen. Auch die Hauptgeschäftsführerin der Dachorganisation, Elisabeth Schubert, kann keine Zahlen zu diesem Aspekt nennen. Sie vermutet, dass auf jeden Fall Friseure von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht haben, und bezeichnet die Covid-19-Misere als "gemischte Geschichte". So seien zum Beispiel Bäcker und Fleischer ebenfalls stark betroffen, weil viele Abnehmer ihrer Produkte wie Schulen oder Kitas geschlossen seien und an Bäckereien angedockte Cafés nicht öffnen dürften. Die Kfz-Branche stehe ebenfalls vor Problemen, da Verkauf und Auslieferung von Neuwagen nicht erlaubt seien. Ob die Werkstattauslastung (Reparaturen sind nach wie vor gestattet) dieses Manko aufwiegen kann, zweifelt sie an. Darüber hinaus weiß Schubert, dass es vermehrt vorkommt, dass Arbeiter Wohnungen nicht mehr betreten dürfen, weil sie als potenzielle Überträger des Virus angesehen werden. Das gelte bereits für Schornsteinfeger und diejenigen, die lediglich Wartungsaufträge erledigen sollen.

Gute Informationen
Zufrieden ist Becker, wie Betriebe mit aktuellen Informationen versorgt werden. Er lobt die Verbandsarbeit vor allem im Hinblick auf die Gewährung von Zuschüssen. Auch die Wirtschaftsförderung des Kreises biete gute Auskünfte. "Da kann man sich bei beiden nur bedanken", fasst er zusammen. Schubert hadert ein wenig mit dem Prozedere um die Soforthilfen, die das Land bereithält. "Viele sind beantragt, aber in Rheinland-Pfalz scheint die Auszahlung etwas länger zu dauern", berichtet sie aus dem Alltag. Eine gewisse Bearbeitungszeit sei gestattet, aber die finanzielle Unterstützung solle ja prompt helfen.



Auf Schutzmaßnahmen bedacht
Beckers Mitarbeiter sind gerüstet, was Abwehrmaßnahmen gegen die Ausbreitung der Infektion betrifft. "Schutzmasken befinden sich in allen Fahrzeugen, dazu kommt Desinfektionsmittel", beschreibt er eine Grundausstattung, aber noch nie habe ein Kunde verlangt, dass die Masken aufgesetzt werden sollen. Selbstverständlich ist, dass der "Sicherheitsabstand" auf Baustellen eingehalten wird. In den Ausstellungsräumen wurden Tafeln mit Hygienetipps aufgehängt, "wir hatten noch niemand, der sich nicht daran gehalten hat". Stornierungen von Aufträgen sind Becker bislang noch nicht auf den Schreibtisch geflattert. Im Gegenteil: "Hin und wieder fragen Kunden an, ob wir die Arbeiten vielleicht sogar vorziehen können." Einige wenige Fälle stellen Wünsche dar, die Ausführung einer Order vorübergehend auf Eis zu legen. Was derzeit ganz ruhe, sei die Akquise neuer Aufträge, die "wir uns für später aufheben". Die Folge ist klar: "In drei bis vier Monaten können wir Einschnitte erwarten. Eine Krise wirkt sich immer verzögert aus", weiß Becker aus seiner langen beruflichen Laufbahn mit wirtschaftlichen Höhen als auch Tiefen.

Hin und wieder Lieferverzug
Noch kann Becker darauf bauen, mit erforderlichem Material versorgt zu werden. "Hin und wieder stockt der Nachschub ein wenig, wir möchten uns aber nicht beschweren", meint er, "selbst wenn Paketlieferungen sich ein wenig verzögern." Sogar Schutzmasken seien wieder zu bekommen. Aber zu welch einem Preis? "Die sind unverschämt. Die Politik wird so erpresst." Ganz aus dem Handwerk raus ist der Fertigstellungsdruck trotz ungewohnter Situation dennoch nicht. Er habe mit einem Elektriker gesprochen, der auf einer Großbaustelle arbeitet: "Konventionalstrafen werden angedroht, wenn ein Termin nicht eingehalten wird." Auch das ist Handwerk in Zeiten von Corona.

Fusion im Jahr 2001
Die Kreishandwerkerschaft Rhein-Westerwald mit Sitz in Montabaur entstand 2001 durch den Zusammenschluss der Kreishandwerkerschaften Neuwied, Altenkirchen und Montabaur. Ziel der Fusion war es, die Organisationen des Handwerks aufeinander abzustimmen, wirtschaftlich und insbesondere kosteneffizient zu arbeiten. Zukunftsgerichtet ist sie laut eigener Homepage eine starke Gemeinschaft, um dem gesellschaftlichen, politischen und organisatorischen Strukturwandel einer modernen Handwerksorganisation auch weiterhin gerecht zu werden. (hak)


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