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Nachricht vom 24.04.2020    

Infektambulanz nimmt Betrieb im Bürgerhaus Freusburg auf

Eine räumliche Trennung zwischen Patientinnen und Patienten mit akuten Infektsymptomen und Praxisbesucherinnen und -besuchern, die wegen anderer Beschwerden vom Hausarzt betreut werden, bietet die Infektambulanz im Bürgerhaus Freusburg: Die neue, zusätzliche Einrichtung der Kirchener Gemeinschaftspraxis wurde am Donnerstag (23. April) vorgestellt. Dabei wurden Hintergründe und Intention dargelegt, aber auch die schnelle, unbürokratische Umsetzung lobend herausgestellt.

Blick in das Behandlungszimmer der neu im Bürgerhaus Freusburg eingerichteten Infektambulanz (von links): Andreas Hundhausen, Michael Bauer, Nadja Durst, Miriam Muhl, Dr. Andreas Stühn und Dr. Volker Thielmann. Foto: (tt)

Freusburg/Kirchen. Auch hinter der Mund und Nase verhüllenden Schutzmaske konnte man erkennen: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer freuten sich, dass die Infektambulanz im Stadtgebiet von Kirchen so schnell geschaffen und eingerichtet werden konnte. Buchstäblich über Nacht wurde das Bürgerhaus umgestaltet, hieß es bei der Vorstellung der Infektambulanz, Das in der aktuellen Situation ungenutzte beziehungsweise leerstehende Bürgerhaus – wie derzeit viele vergleichbare Gebäude - biete optimale Bedingungen für eine Infektambulanz. So gehen die Infekt-Patientinnen und Patienten in einem Rundgang durch die Ambulanz. Ein Desinfektionsspender steht am Eingang zum Foyer. Hier ist der Arbeitsplatz der medizinischen Fachangestellte. Als Tröpfchenschutz dienen transparente Scheiben auf dem Tresen. Zwischen diesem Bereich und dem Behandlungsraum ist ein Wartebereich eingerichtet. Die Stühle stehen auf Abstand. Von dort aus gelangen die Patientinnen beziehungsweise Patienten im barrierefreien Bürgerhaus in das Behandlungszimmer. Nachdem dort ein Mediziner untersucht beziehungsweise behandelt hat, geht es aus diesem Raum über einen separaten Ausgang ins Freie. Die Infektambulanz wird also wieder verlassen, ohne dass die Patientin oder der Patient über den umgekehrten Weg durch das Gebäude müssen.

In den vergangenen Wochen war immer der Begriff Corona-Ambulanzen gefallen. Dr. Volker Thielmann von der Kirchener Gemeinschaftspraxis nennt es Infekt-Ambulanz. Denn in der ausgelagerten Betriebsstätte der Gemeinschaftspraxis werden alle akuten Infekte behandelt. Also Menschen, die zum Beispiel akuten Husten, Fieber, Halsschmerzen, Durchfall, Übelkeit, Brechreiz oder Durchfall haben. „Diese Patientinnen und Patienten sollen in Bürgerhaus kommen“, sagte der Mediziner im Beisein seiner Kollegen, der Allgemeinmedizinerin Nadja Durst sowie Dr. Andreas Stühn. Mit von der Partie war die medizinische Fachangestellte Miriam Muhl, ebenso der Kirchener Stadtbürgermeister Andreas Hundhausen und der Freusburger Ortsvorsteher Michael Bauer. Sinn und Zweck der Einrichtung sei eine erforderliche Trennung der Infekt-Patientinnen und -Patienten und Nichtinfekt-Patientinnen und -Patienten, hieß es.

Patienten blieben aus Angst vor Ansteckung fern
Letztere sind zum Beispiel Menschen, die wegen Bluthochdruck, Herz-Kreislauf oder Diabetes oder aufgrund einer Tumorerkrankung, aber auch Rückenproblemen oder Rheuma vom Hausarzt betreut werden. Dies soll weiterhin in den Praxisräumen in Kirchen geschehen. „Dieser Patientenkreis ist jedoch nicht gekommen“, schilderte der Mediziner die Beobachtungen, die man in der Kirchener Gemeinschaftspraxis gemacht hat: „Es sind deutlich weniger die kommen“, konstatierte er: „Aus Angst vor einer Ansteckung sind diese Leute nicht gekommen.“ Der Arzt skizzierte das Dilemma, „das wir haben“. Aber das könne man mit der Infektambulanz beheben. Er stellte zugleich heraus, dass man einen Termin für die Infektambulanz benötigt. An den Werktagen nachmittags – mittwochs um die Mittagszeit - werden hier wechselnd und stundenweise Thielmann, Durst und Stühn tätig sein, ebenso eine medizinische Fachangestellte. Zum vorgegebenen Termin muss die Patientin oder der Patient die Krankenversicherungskarte mitbringen, ebenso einen Stift für den Anamesebogen. Auch ein Mund-Nasen-Schutz muss getragen werden.

„Es ist keine normale Praxis“, sagte Thielmann mit Blick auf das Stichwort Ausstattung an Technik: Die Menschen würden untersucht, aber EKG oder Ultraschall würden zum Beispiel nicht in der Infektambulanz im Bürgerhaus vorgenommen. Denn man sei bemüht, wenig Technik hier vorzuhalten. Auch die Schutzmaßnahmen wurden vorgestellt: Ganzkörperanzug, Mund- und Kopfschutz sowie Handschuhe und ein Schutzschild vor dem Gesicht werden vom medizinischen Personal getragen. Bei dem Pressegespräch, bei dem alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Mundschutz trugen, wurde erwähnt, dass es anstrengend sei durch einen Mundschutz zu atmen, wie Thielmann anführte. Für das Team der Infektambulanz kommt ja noch das ganze weitere, bereits erwähnte Schutzequipment dazu: „Es macht nicht wirklich Spaß, wenn wir im Sommer hohe Temperaturen haben.“

Realisierung innerhalb nur einer Woche
Als erstaunlich im positiven Sinne bezeichnete es der Mediziner auch im Namen seiner Kollegen, dass die Verwirklichung der Infektambulanz in einer Woche möglich war. Er habe sich im Bürgerhaus Birken, wo bereits eine Infektambulanz in Betrieb ist, angeschaut, um zu sehen, wie man es machen könnte, sagte der Doktor, und schnell stand fest: „Wir probieren es.“ Bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) habe es die Zusage dafür sogar telefonisch gegeben. Statt eines üblicherweise zeit- und formularintensiven Antrages für eine „ausgelagerte Betriebsstätte“, was die im Bürgerhaus eingerichtete Infektambulanz für die Kirchener Gemeinschaftspraxis ist, habe es die Genehmigung telefonisch gegeben, erwähnte Thielmann lobend – und: Die Schutzausrüstungen waren innerhalb von vier Tagen geliefert.

Das Lob aus der Gemeinschaftspraxis galt auch Stadtbürgermeister Andreas Hundhausen, der wie der Freusburger Ortsvorsteher Michael Bauer zum Pressetermin erschienen war. Extrem schnell sei der Gemeinschaftspraxis zur Seite gestanden und die Räumlichkeiten angeboten worden, erkannte Thielmann dankend an. Auf Anfrage der Gemeinschaftspraxis für die Nutzung Bürgerhauses sei dieses von der Stadt Kirchen unbürokratisch bereit gestellt worden. Das Bürgerhaus sei buchstäblich über Nacht umgestaltet worden. Mit dem Engagement des Stadtbürgermeisters Hundhausen, dem Einsatz der Löschzüge Kirchen und Freusburg sowie dem des städtischen Bauhofs seien die Räumlichkeiten ausgestattet worden. Bei den Wehren ist die Informations- und Kommunikationstechnikgruppe zu erwähnen, die für die erforderliche Infrastruktur für eine moderne Kommunikationstechnik im Bürgerhaus, also in der Infektambulanz, sorgte. So stehen Internet, WLAN und Telefon zur Verfügung. „Es ging rasend schnell, wir sind froh, dass wir am Montag aufmachen können“, zeigten sich die Mediziner froh. Schwieriger sei es da schon gewesen, Desinfektionsständer zu bekommen, räumte Thielmann ein. Aber auch diese Hürde wurde genommen. Und das alles binnen weniger Tage.



Behandlung in einer weitgehend infektfreien Umgebung
Es soll mit der Infektambulanz sicher gestellt werden, dass zum Beispiel alle chronisch Kranken für die üblichen Untersuchungen in einer weitgehend infektfreien Umgebung sicher und wie üblich behandelt werden können, hieß es beim Pressegespräch. Thielmann spannte den Bogen zu seinem Praxiskollegen und Facharzt Dirk Traupe. Insbesondere dessen Patientinnen und Patienten, die zur fachärztlichen Untersuchung des Internisten in die Gemeinschaftspraxis kämen, bräuchten die Sicherheit, sich hier nicht an coronainfizierten Patientinnen oder Patienten anstecken zu können. Aber auch das: „Daneben dient die Infektambulanz auch dem Schutz des Praxisteams und der ärztlichen Versorgung der Region“, heißt es in einer Information zur Infektambulanz, die Thielmann verteilte. Und es heißt weiter: „Denn bei einer Infektion von Covid 19 im Praxisteam könnte die ganze Praxis stillgelegt werden.“

Für die Menschen, die ins Bürgerhaus kommen werden, habe man es sicher gemacht, sagten die Mediziner, die unter anderem das Stichwort Abstand nannten: „Keiner muss die Angst haben, sich hier etwas einzufangen“, sagte Thielmann. Termine nur nach Anmeldung, Puffer- und Wartebereich wurden exemplarisch genannt. Am Haupteingang kommt die Patientin oder der Patient über das Foyer herein, und am Ende geht es gleich aus dem Behandlungsraum über einen weiteren Ausgang wieder ins Freie. „Es ist viel sicherer hier hin zu gehen“, hieß es, auch mit Verweis auf Raum und Fläche. Eine solche Infektambulanz „ist keine Erfindung von uns, sondern in Rheinland-Pfalz gewünscht“, vom Land und von der KV.

Bestimmte Dinge könne man nicht vier, fünf oder sechs Wochen aufschieben, betonten die Mediziner mit Verweis auf diejenigen Patientinnen und Patienten, die aufgrund ihrer Befürchtungen nicht mehr in die Praxis kämen.

Infektambulanz ist keine Teststation
Und Infekt-Patientinnen beziehungsweise -Patienten wiederum würden durch die Infektambulanz kommen, ohne jemanden zu treffen, hieß es mit Verweis auf den Durchgang in einer Art Einbahnstraßen-Regelung. Die Abstände seien auch gewährleistet – und: „Es ist besser hier hin zu gehen, als in einem engen Raum zu sitzen.“ Leute, die künftig bei der Kirchener Gemeinschaftspraxis anrufen oder eine E-Mail schreiben und zum Beispiel über Husten klagen, werden nun gebeten, nachmittags in die Infektambulanz in Freusburg zu kommen. Diese ist allerdings, und das wurde auch betont, keine Teststation: „Eine Infektambulanz ist keine Fieberambulanz.“ In letzterer werden Abstriche genommen. „Nasen-Rachen-Abstriche machen wir hier nicht“, verdeutlichte Thielmann. Die KV sage auch, dass eine Infektpraxis keine Abstrichpraxis sei. Wo man einen Verdacht habe, oder wenn jemand beispielsweise zu einer Risikogruppe gehöre, werde man der oder dem Betroffenen einen Zettel für die Fieberambulanz mitgeben - die unter einer eigenen Rufnummer erreichbar ist.

In der neuen Ambulanz im Bürgerhaus Freusburg werden alle Infekte untersucht, und zum Beispiel auch abgehört: „Die Untersuchung und das Ausstellen von Rezepten findet hier statt.“ Es wurde bei der Vorstellung der Infektambulanz deutlich, dass langfristig gedacht wird. Als ein Stichwort wurde die flächendeckende Immunität erwähnt. Selbst wenn ein Impfstoff vorhanden sei, dann sei es auch Arbeit, 70 Millionen Menschen durchzuimpfen, sagte Thielmann. Die Infektambulanz sei mobil und in drei Stunden wieder ab- beziehungsweise aufgebaut, sagte Dr. Stühn. Als wichtig erachtet er es, dass man beispielsweise wieder Nichtinfekt-Patientinnen und -Patienten, zum Beispiel chronisch Kranke, behandeln könne – denn: „Keine Medikamente zu haben ist gefährlicher.“ Die Mediziner stellten heraus, dass die Infekt-Patientinnen und -Patienten in der Ambulanz im Bürgerhaus genauso sicher oder noch sicherer seien als in engen Räumen der Praxis. „Es geht hier auch um Solidarität zu den Gefährdeten“, sagte Mediziner Stühn. „Wer mit einem Infekt von uns behandelt werden will, der muss hier hin kommen.“ Die Infektambulanz ist „für unsere Patientinnen und Patienten“, und für Patientinnen und Patienten aus Kirchen, die keine Möglichkeit haben, so Stühn.

Zusammenfassend wurde dargelegt, dass alle akuten Infekte in der Infektambulanz behandelt werden. Das sind Nasen-, Rachen- und Atemwegsinfekte, ebenso wie Magen-Darm-Infekte. Eine Ausnahme stellen Harnwegsinfekte dar. Die Untersuchung und Behandlung ist nur mit einem Termin möglich. Dieser wird über die Kirchener Gemeinschaftspraxis vergeben, die unter der Telefonnummer (0 27 41) 9 57 90 und über die E-Mail-Adresse infektambulanz@praxis-kirchen.de erreichbar ist. Wie bereits erläutert, ist die Infektambulanz keine Fieberambulanz. Die Testambulanz für Coronaabstriche sei weiterhin unter der Telefonnummer 0800 99 00 400 erreichbar. (tt)


Mehr dazu:   Coronavirus  
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