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Nachricht vom 04.08.2020    

Wandertipp: Rund um das INTASAQUA-Artenschutzprogramm bei Helmeroth an der Nister

Von Axel Griebling

Bei dieser etwa acht Kilometer langen Rundwanderung zum INTASAQUA-Artenschutzprogramm an der Nister bei Helmeroth erklimmen wir einen Berggipfel, überqueren die ehemalige Grenze vom Königreich Preußen zum Herzogtum Nassau, schauen uns die Renaturierung zum Artenschutzerhalt an der Nister an, wandern vorbei an einem alten Stollen, interessieren uns für die unzähligen Messaufbauten in der Nister und an den Uferbefestigungen, informieren uns an den Tafeln über das INTASAQUA-Projekt und überqueren bei der Helmerother Mühle die längste Seilhängebrücke des Westerwalds.

Blick auf die Nister bei Helmeroth. Fotos: Axel Griebling

Helmeroth. Inspiriert durch einen Flyer über das INTASAQUA-Artenschutzprogramm haben wir eine eindrucksvolle Rundwanderung erstellt, um mehr über das Projekt zu erfahren. Die Wanderung startet am Dorfplatz in Helmeroth, da das Pilotprojekt an der Nister bei dieser idyllische Westerwälder Ortschaft in der Kroppacher Schweiz durchgeführt wird. Doch ist diese Wanderung nur für geübte Wanderer zu empfehlen, denn teilweise geht es mit mehr als 16 Prozent Steigung einen Wanderpfad hinauf. Und Wanderschuhe sind wegen der Griffigkeit bei dieser Wanderung ein absolutes Muss.

INTASAQUA-Projekt
Beim INTASAQUA-Projekt handelt es sich um integrativen Artenschutz, der das Leben und die Biologie auf dem Gewässergrund und teilweise noch tiefer bis ins Kiesbett erforscht. Ziel ist die Erhaltung der Selbstreinigungskraft der Gewässer und das Wissen um die Arten, die darin leben. Mit 1,2 Millionen Euro Fördergeldern obliegt das Projekt der Trägerschaft des Landkreises Altenkirchen in Zusammenarbeit mit der ARGE Nister, der Universität Koblenz-Landau und dem Westerwaldkreis. Die Nister, die bei Helmeroth noch eine hohe Artenvielfalt aufweist, bietet sich dabei für diese Forschungen quasi an. Was fehlt ist die Artenmenge. Neben der Klärung der Fragen, weshalb beispielsweise Fische wie Nasen und Barben fast komplett ausgerottet wurden, wie man die Sedimentierung reduzieren oder die Selbstreinigungskraft der Fließgewässer fördern kann, ist angedachtes Ziel die Wiederansiedlung und Vermehrung der Fluss- und Bachmuschel. Denn Muscheln, so wissen wir noch aus dem Biologieunterricht, filtern das Wasser und sorgen so für eine bessere Wasserqualität. Derzeit leben noch bekannte 19 Exemplare in dem Westerwälder Mittelgebirgsfluss, die letzten ihrer Art im Rhein-Einzugsgebiet.

Die ARGE Nister unter dem Vorsitz von Manfred Fetthauer, federführend an INTASAQUA beteiligt, erklärt zu dem Projekt: „Man hat in Deutschland sehr viel Geld in die Renaturierung der Gewässer gesteckt, aber der Erfolg hält sich in Grenzen. Das Thema Kormoran, den es früher nie an den Mittelgebirgsbächen gegeben hat, der aber Fische wie Nase und Barbe, die Schlüsselfunktionen im Ökosystem Fließgewässer darstellen, fast komplett ausgerottet hat, müssen beantwortet werden. Auch die Frage, wie man es schafft, die Sedimenteinträge zu reduzieren und auch an der Phosphatlimitierung muss gearbeitet werden“.

Für das INTASAQUA-Projekt wurden an der Nister bei Helmeroth zwei Maßnahmen durchgeführt: Erstens die Renaturierung des Bachbettes mit der Schaffung von kleinen Nebenläufen und Überschwemmungsflächen und zweitens der Aufbau von Insektenfallen in regelmäßigen Abständen im Flussbett und an den Uferflächen. Beide Maßnahmen wollen wir uns auf dieser Rundwanderung anschauen.

Karte Rundwanderung

Wanderung auf dem Westerwaldsteig
Vom Dorfplatz in Helmeroth wandern wir die Kreisstraße K133 in Richtung Wissen entlang. Nach etwa hundert Metern kommen wir rechts an einen Wanderweg als Zubringer zum Westerwaldsteig, auf den wir einbiegen. Über die Pionierbrücke überqueren wir die Nister. Sofort hinter der Brücke biegen wir rechts auf den Westerwaldsteig ein. Schon nach ein paar Metern scheint der Name Westerwaldsteig der Steigung, die uns nun erwartet, alle Ehre zu machen. Etwa 200 Meter geht es nun steil bergauf, mit durchschnittlich 16 Prozent, wie in einem Wanderführer angegeben. Hier heißt es, die notwendige Kondition mitzubringen. Und bei dem teilweise losen Geröll sorgen gute Wanderschuhe für die Griffigkeit. Wir beneiden die beiden Wanderer, die, von oben kommend, den Steig ohne Anstrengung herabzugleiten scheinen, während wir uns mühsam den Berg hoch kämpfen und halten für einen kurzen Plausch ein. Schon bald siegt die Erkenntnis, dass jemand, der einen Berg hinabgeht, diesen vorher auch von anderer Seite aus hochgehen muss. Dass sich die Anstrengung lohnt, sehen wir in unregelmäßigen Abständen rechts vom Steig, wo kleine Pfade auf verschiedenen Höhenlagen zu mehreren Aussichtspunkten führen, die uns einen herrlichen Ausblick ins Tal der Nister gewähren. Der Fotoapparat leistet dabei Schwerstarbeit.



Grenze zwischen Preußen und Nassau
Auf dem Bergrücken angekommen, folgen wir rechts dem Westerwaldsteig. Jetzt geht es in langsamen Schritten mit gemäßigter Neigung wieder bergab. Wir staunen nicht schlecht, als uns nach kurzer Wanderung ein Grenzstein auffällt, auf dem auf der Vorderseite in Stein gemeißelt die Beschriftung KP - G.WssN - N43 zu erkennen ist. Auf der Rückseite des Steins findet sich die Bezeichnung HN – G.BRBH. Aus dem Heimatkundeunterricht noch geläufig, verrät uns die Inschrift auf der Vorderseite, dass es sich um den Grenzstein Nr. 43 in der Gemeinde Wissen im Königreich Preußen handelt. Die Rückseite erklärt uns, dass wir die ehemalige Grenze zum Herzogtum Nassau in der Gemeinde Burbach überschritten haben. Der Ortsteil Burbach, der heute zur Ortsgemeinde Mörsbach gehört, war früher eine eigenständige Gemeinde. Aus dem Internet erfahren wir, dass eine Nassauisch-Preußische Kommission 1830 die etwa 150 Kilometer lange Grenze, die größtenteils durch den Westerwald führte, mit 174 Hauptsteinen markiert hatte. Dabei erhielt der erste Stein auf dem Stegskopf die Nummer 1 und der letzte Stein bei Koblenz-Horchheim die Nummer 174.

INTASAQUA-Projekt 1: Renaturierung des Bachbettes
Weiter wandernd nähern wir uns der Talsohle. Dort erkennen wir rechts eine Lichtung, auf die wir, den Westerwaldsteig verlassend, zusteuern. Wir betreten eine Wiesenlandschaft, die von mehreren kleinen Kanälen und Überschwemmungsflächen durchzogen ist. Hierbei handelt es sich um den ersten Bauabschnitt des INTASAQUA-Artenschutzprogramms. Alle Kanäle sind miteinander verbunden und bilden eine Art Wassernetzwerk, das von der Nister gespeist wird. Schüttungen sorgen dafür, dass in den Wasserläufen unterschiedliche Fließgeschwindigkeiten herrschen, um die Vielfalt an unterschiedlichen Lebensräumen für Fische und Amphibien, aber auch für die typischen am und im Wasser wachsenden Pflanzen zu gestalten. Auch bei länger währenden Trockenperioden ist sichergestellt, dass in den Nebenläufen immer genügend Wasser vorhanden ist. Bei Überschwemmung sammelt sich das Wasser in den angelegten Überschwemmungsflächen. Für die Renaturierungsarbeiten wurden an dieser Flussaue etwa 100.000 Euro investiert.

INTASAQUA-Projekt 2: Insektenaufkommen an der Nister
Der Westerwaldsteig führt uns nun wieder ein kurzes Stück bergauf. Links kommen wir an einem alten Stollen vorbei. Auf einem kleinen Felsen beim Stollen sitzend, machen wir eine kurze Rast. Nun geht es den Westerwaldsteig abwärts Richtung Helmeroth. Wir folgen dem Steig weiter, an der Nisterbrücke vorbei, halten uns anschließend rechts und kommen an eine große Wiese ins Tal der Nister. Am Ufer und direkt in der Nister sind überall Insektenfallen installiert. Hierbei handelt es sich um eine Begleitforschung zur Auswirkung der durchgeführten Gewässersanierung durch die Universität Koblenz-Landau. Dabei wird die Emergenz (verschiedene Entwicklungsstadien geflügelter Insekten) im Gewässer sowie am Ufer untersucht. Dafür werden schwimmende Fallen sowie Fensterfallen (Flugfallen) eingesetzt, die nicht mit Lockmittel versehen sind. Da die Insekten ein wesentlicher Nahrungsspender für Fledermäuse, Vögel und Spinnen sind, wirkt sich das Aufkommen auf deren Lebensräume aus.

Wir wandern weiter und erreichen nun an die Seilhängebrücke von Helmeroth, die längste ihrer Art im Westerwald. Die Brücke überquerend, halten wir uns links und folgen dem Weg an der Nister entlang bis zum Campingplatz in Flögert. Hier halten wir uns rechts und gehen ins Dorf hinein. Kurz vor Dorfende nehmen wir den Wirtschaftsweg links und wandern diesen hoch bis zur Kreisstraße K45. Wir halten uns rechts und biegen dann in der Kurve links auf die alte Kreisstraße, die heute für den Kraftfahrzeugverkehr gesperrt ist, in Richtung Helmeroth ein. Nach etwa einem Kilometer kommen wir wieder zu unserem Ausgangspunkt zurück. (GRI)


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