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Nachricht vom 20.08.2010    

Aktionswoche "Demenz" will Tabuthema aufgreifen

Demenzerkrankungen sind bei einer immer älter werdenden Bevölkerung in den Fokus schon seit geraumer Zeit gerückt, denn diese Erkrankung gilt immer noch als Tabuthema. Mit einer Aktionswoche "Demenz geht uns alle an" will der Landkreis Altenkirchen für die Betroffenen und ihre Angehörigen ein Forum schaffen sowie alle interessierten Bürger informieren und aufklären. Vom 20. bis 25. September finden im Kreis Veranstaltungen an acht Orten statt. Die Schirmherrschaft der Aktionswoche übernahm Landrat Michael Lieber.

Kreis Altenkirchen. Mit einer Aktionswoche "Demenz" vom 20. bis 25. September soll auf ein Tabuthema in der Gesellschaft aufmerksam gemacht werden. Unter dem Motto: "Demenz geht uns alle an" finden im gesamten Kreisgebiet Veranstaltungen statt. Neben der Kreisverwaltung beteiligen sich die heimischen Pflege- und Fachdienste sowie die zahlreiche Einrichtungen an der Aktionswoche unter der Schirmherrschaft von Landrat Michael Lieber.
Die Psychiatriekoordinatorin des Kreises, Doris Lindlohr lobte die Bereitschaft der Fachstellen und Einrichtungen, bei der Aktionswoche mitzumachen. Die Themenwoche bietet ein breites Spektrum, sie richtet sich an die gesamte Bevölkerung. Demenz ist ein Tabuthema in der Gesellschaft – daran soll und muss sich etwas ändern. Aufgrund der Initiative einzelner Dienstleister in der Altenhilfe entstand die Idee, zur Weltalzheimerwoche im September eine Aktionswoche auf Kreisebene durchzuführen. Die Zahl der älteren Menschen am Anteil der Gesamtbevölkerung nimmt zu, die Beratung und Begleitung sowie Betreuung dieser wachsenden Bevölkerungsgruppe kommt zukünftig eine wachsende Bedeutung zu. Neben der wachsenden Zahl alter und immer älter werdenden Menschen steigt auch die Zahl der Menschen mit einem sogenannten dementiellen Syndrom. Der Umgang mit Demenzerkrankten erfordert von Angehörigen aber auch der gesamten Gesellschaft ein Umdenken weg von Vorurteilen und Ausgrenzung.
In Deutschland leiden über eine Millionen Menschen ab dem 65. Lebensjahr an einer Demenzerkrankung. In diesem Zusammenhang zeigen Statistiken deutlich, dass die Prävalenzrate deutlich mit dem Alter ansteigt. Liegt der Anteil von Patienten mit einer ausgeprägten Demenz bei den 60 – 64 Jährigen der deutschen Bevölkerung knapp unter 1 Prozent, verdoppelt sich der Anteil nach etwa fünf Altersjahren. Die Wahrscheinlichkeit an einer Demenz zu erkranken ist bei Frauen und Männern ähnlich. Doch erkranken Frauen, aufgrund der höheren Lebenserwartung, häufiger an einer Demenz. Die Zahlen lassen erkennen, dass die Auseinandersetzung mit diesem Thema von enormer Wichtigkeit ist. Bei der Demenz handelt es sich um einen Oberbegriff für Krankheitsbilder, die durch den Verlust der geistigen Funktionen wie Denken, Erinnerung, Orientierung und Verknüpfen von Denkinhalten gekennzeichnet sind. Für die Betroffenen werden alltägliche Aktivitäten zunehmend schwieriger, bis sie diese nicht mehr ohne fremde Hilfe durchführen können.
Medizinisch unterscheidet man zwischen primär degenerative Demenzen, wie die Alzheimer- oder Frontotemporale Demenz, die vaskulären und sekundären Demenzen. Die häufigste Form ist die Alzheimer-Demenz. Die Krankheitsursache ist im Wesentlichen noch unbekannt, es gibt nur wenige eindeutig genetisch determinierte Formen. Erste Anzeichen können zum Beispiel die langsam zunehmende Merkfähigkeits-und Wortfindungsstörung sowie Schwierigkeiten bei der gleichzeitigen Verarbeitung mehrerer Reize sein. Im weiteren Verlauf treten Störungen in der zeitlichen und örtlichen Orientierung auf und es kann zu Schwierigkeiten im planerischen Denken und Handeln kommen. Neben der Alzheimer- ist die Frontotemporale Demenz im Rahmen der primär degenerativen Demenzen zu nennen, der jedoch weniger als fünf Prozent aller Demenz-Erkrankten zuzuordnen ist. Der Beginn ist schleichend und man beobachtet ein langsames Voranschreiten der Symptomatik mit einer ausgeprägten Veränderung des Verhaltens und der Persönlichkeit. Schon früh sind Störungen in der Krankheitseinsicht zu erkennen, was zu Konflikten im häuslichen und öffentlichen Bereich führen kann.
Bei der vaskulären Demenz, der zweithäufigsten Form aller dementiellen Erkrankungen, ist im Gegensatz zur Alzheimer Demenz, die Ursache bekannt.
Aufgrund von Durchblutungsstörungen im Gehirn können plötzliche Verschlechterungen der Hirnleistung und schlaganfallähnliche Symptome auftreten. Die Betroffenen zeigen neben den Störungen des Kurz- und Langzeitgedächtnisses zusätzliche Funktionseinschränkungen, zum Beispiel Aphasie (Verlust der normalen Sprachfähigkeit), Apraxie (Unfähigkeit, Körperteile zweckmäßig zu bewegen, obwohl die Wahrnehmung und Bewegungsfähigkeit selbst intakt sind), Agnosie (Unfähigkeit Objekte, die mit einem Sinnesorgan wahrgenommen werden zu erkennen) und/oder Störungen der Handlungsfähigkeit (Planung, Organisation, abstraktes Denken).
Die Mehrzahl der dementiell veränderten Menschen wird von Angehörigen in
der häuslichen Umgebung gepflegt. Mit der Übernahme der Pflegeaufgabe sind jedoch viele Anforderungen verbunden, die oftmals einen intensiven Zeit- und Energieaufwand erfordern. Nicht grundlos spricht man häufig von einer "Rund-um-die-Uhr-Pflege" und Betreuung.
Aufgrund der Beeinträchtigungen in der Alltagskompetenz der Betroffenen werden praktische Hilfeleistungen, zum Beispiel bei der Haushaltsführung (Einkaufen, Kochen, Wohnung reinigen, etc.), pflegerischen Verrichtungen (Körperpflege, Ankleiden, Hilfe bei Toilettengänge) oder medizinischen Versorgung notwendig. Darüber hinaus sind organisatorische Tätigkeiten zu nennen, wie die Koordination der ärztlichen, pflegerischen oder sozialtherapeutischen Betreuung, Klärung finanzieller Angelegenheiten und Behördengänge. Kognitive, affektive und Verhaltensdefizite der Betroffenen wie Gedächtniseinbußen, Unruhe, Wahnvorstellungen, Ängste, Depressionen, Störungen des Tag- und Nachtrhythmus, aggressives oder selbstschädigendes Verhalten stellen spezielle Anforderungen an die Pflegenden. So wird zum Beispiel eine demenzgerechte Gestaltung der Wohnung oder eine strukturierte Tagesplanung erforderlich. Große Bedeutung kommt auch der emotionalen Unterstützung wie Trösten, Beruhigen oder Zärtlichkeiten und der Beaufsichtigung des Betroffenen zu.
Die Aktionswoche bietet zu all diesen Problemfeldern Beratungen, Informationen, Vorträge und Unterhaltung, wie etwa eine Ausstellung und eine Filmvorführung. Bei der Aktionswoche in Kirchen, Betzdorf, Altenkirchen, Wissen, Hamm, Herdorf und Hachenburg sind neben der Kreisverwaltung derzeit 14 Facheinrichtungen beteiligt. Die Themen, Orte und Uhrzeiten der geplanten Veranstaltungen werden rechtzeitig bekanntgegeben. (hw)
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Die Aktionswoche mit dem Programm stellten vor: Kerstin Bieler, Altenzentrum Betzdorf, Britta Schlosser, Beratungs- und Koordinierungsstelle (Beko) im Pflegestützpunkt Daaden-Herdorf, Martin Bauernfeind, Pflegedienst Bauernfeind, Hamm, Franz-Josef Heer, Beko im Pflegestützpunkt Kirchen, Schirmherr Landrat Michael Lieber, Kathrin Bieler, Beko im Pflegestützpunkt Hamm-Wissen, Gülsah Arslan, Praktikantin in der Kreisverwaltung, Bodo Nöchel, Leiter der Sozialabteilung, Kreisverwaltung und Doris Lindlohr, Psychiatriekoordinatorin, Kreisverwaltung (von links).



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