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Nachricht vom 09.08.2020    

Kölner feierten 40. Hochzeitstag in der Grube Bindweide

Um am heißesten Tag des Jahres von Köln-Höhenhaus nach Steinebach an der Sieg zu fahren, da bedarf es schon eines guten Grundes. Den hatte das Ehepaar Karin und Hans-Joachim Hähner auf jeden Fall. Am 8. August 2020 waren die beiden seit 40 Jahren verheiratet und so originell wie das Datum der damaligen Trauung war auch das bereits im letzten Jahr ausgesuchte Domizil, um die Rubin-Hochzeit in einem außergewöhnlichen Rahmen zu begehen.

Am heißesten Tag des Jahres war der Besuch der Grube Bindweide eine willkommene Abkühlung. (Fotos: ma)

Steinebach. Kurzerhand wurden die Kinder samt Ehepartner, die beiden Enkelkinder Marie und Philipp und die beiden Paten geladen und auf Umwegen zur am Samstag endlich stattfindenden Saisoneröffnung der Grube Bindweide gefahren, wo schon das Bergwerk-Team samt Geschäftsführer Konrad Schwan und dem zuständigen Sachbearbeiter Peter Thönis auf die Gäste wartete.

Erst einmal musste die Gruppe die gelben Schutzjacken wegen von der Decke tropfendem, rosthaltigem Wasser überziehen und auch einen Helm, damit sich niemand an der doch teils niedrigen Stollenhöhe den Kopf stieß. „Unser Bürgermeister Bernd Brato wäre gerne hier gewesen, um, wie es der Brauch ist, mit der symbolischen Schlüsselübergabe die Saison 'aufzuschließen', so Joachim Weger, der die Führung der Gruppe übernahm. Gemäß der damaligen Tradition rief er, bevor in das Bergwerk eingefahren wurde, kurz zur Besinnung auf. Er bat darum, an alle die zu denken die krank seien, Sorgen und Nöte hätten.

Weger überreichte unter dem Applaus der Anwesenden Braut und Bräutigam zwei in der Bergwerksschmiede gefertigte, verschlungene Herzen. Dann hieß es „alle einsteigen“, die vergitterten Schiebetüren wurden verschlossen, Joachim Weger läutete die Glocke und los ging die polternde Fahrt mit der Grubenbahn. Einen Kilometer ging es in den Berg hinein, vorbei am Heilstollen, der in Kürze ebenfalls wiedereröffnet werden soll. Wäre es möglich den kompletten Stollen zu durchfahren, so ginge es noch 10 Kilometer weiter! Unterhalb liegen noch neun Tiefbausohlen, die alle unter Wasser stehen. 1931 wurde das Bergwerk geschlossen, nach dem Abschalten der Pumpen ist das gesamte Bergwerk zugelaufen.

Temperatursturz auf 10 Grad
Beim Aussteigen hieß es tief einatmen, nach 35 Grad Außentemperatur war der Temperatursturz auf 10 Grad eine willkommene Abkühlung. Anschließend erfuhren die Besucher bei einem rund 400 Meter langen Gang durch den Stollen allerlei Wissenswertes über die damaligen Arbeitsbedingungen der rund 600 Bergleute, die rund um die Uhr in drei Schichten arbeiteten, aber auch darüber, wie der Schacht vom Schlamm befreit wurde, damit er heute besichtigt werden kann. Die uralten Träger der Grube stammen aus dem 19. Jahrhundert, Sorgen müssen sich die Besucher nicht machen, alles ist komplett abgesichert.



„Könnt ihr euch vorstellen, dass das Quellwasser, das hier in der Grube plätschert, praktisch bei euch in Köln an der Haustüre vorbeifließt“, fragte Weger und staunte nicht schlecht, als Hähners Enkelsohn Philipp, im Brustton der Überzeugung mit „Ja“ antwortete und damit Recht hat. „Das Wasser versickert nicht, es fließt in den Elbbach, dann in die Sieg und die mündet bei Bonn in den Rhein und wertet damit euer Kölner Wasser auf, erklärte der humorvolle Weger. „Allerdings ist es dann nicht mehr durch das darin befindliche Eisenmaterial so rot gefärbt wie in der Grube“.

Film mit Götz George in der Grube Bindweide gedreht
Ob Pumpenkammer, Maschinenraum oder der kleine hölzerne Grubenhund, so genannt wegen des Jaulens und Quietschens wenn er geschoben wurde, all das wurde mit Interesse besichtigt. Bei dem komischen Knochen, den Joachim Weger präsentierte, handelte es sich um ein Schulterblatt. Das nachgemachte Knochenstück ist als Requisite übrig geblieben. Vor einigen Jahren wurde in der Grube der Kriminalfilm „Die besondere Schwere der Schuld“, mit Götz George gedreht, darin spielte der Schulterknochen eine Rolle. Vieles weiß der engagierte Weger zu erzählen bevor es wieder hieß: „Alle einsteigen“ und die Fahrt zum Ausgangspunkt zurückging.

Auf einer schematischen Darstellung im Gebäude der Grube Bindweide konnten die Besucher sich die senkrechten und waagerechten Stollen und Schächte, den ehemaligen Förderturm und das heutige Betriebsgebäude noch einmal ansehen, bevor es Zeit war, Abschied nehmen. Die Hochzeitsreise führte weiter zum Hotel „Hammermühle“ in Wahlrod. Da war die Familie Hähner schon einmal im vergangenen Jahr zu Gast und weil es so schön war, hatten sich die Brautleute samt ihren Gästen dazu entschlossen, dort zu übernachten, ehe es am Sonntag wieder in Richtung Köln ging.

Für das Bergwerkteam ist damit die Schicht noch nicht zu Ende. Noch drei Führungen stehen auf dem Programm, die das Team mit viel Herzblut gerne durchführt. (ma)



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