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Nachricht vom 27.08.2020    

Vier Schiedsleute nehmen Arbeit in der VG Altenkirchen-Flammersfeld auf

Nicht jede Meinungsverschiedenheit gleich von einem Gericht entscheiden lassen: Schiedspersonen sind eine vorgeschaltete Instanz, die versucht, Streitereien zu lösen, ohne die große (und überlastete) Justiz einzuschalten. In der fusionierten Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld wurden vier Ehrenamtler auf diese wichtige Aufgabe als Schiedsperson eingeschworen.

Das Gruppenfoto vor dem Altenkirchener Rathaus vereint die neuen und ehemaligen Schiedspersonen, die Vertreter des Altenkirchener Amtsgerichts und die der Verbandsgemeindeverwaltung. (Foto: hak)

Altenkirchen. Warum gleich großes Geschütz auffahren, wenn eine Lösung eines Ärgernisses in einer vernünftigen Zusammenkunft auf unterster Ebene möglich scheint, so dass Gerichte, die eh schon über viel zu viel Arbeit klagen, erst gar nicht behelligt werden müssen. Für die fusionierte Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld wurden die Schiedspersonen für die kommenden fünf Jahre eingeführt, während der Direktor des Altenkirchener Amtsgerichts, Johannes Kempf, gleichzeitig drei Schiedsmänner jeweils von ihrer Funktion entband. Im Bezirk I (Alt-VG Altenkirchen) ist weiterhin Klaus Brag (Ingelbach/71) in Amt und Würden (bereits seit Januar 2012), sein neuer Stellvertreter ist Wolfgang Lanvermann (Birnbach/61). Georg Hillen (Obernau/67) ist der erste Ansprechpartner für die Alt-VG-Flammersfeld, ihm zur Seite steht Rainer Wilfert (Rott/61). Duplizität der Ereignisse: Lanvermann und Wilfert sind jeweils am 7. September 1958 geboren. Von der Tätigkeit jeweils entbunden und mit Präsenten und Dankesurkunden bedacht wurden Willi Meuler (Kircheib) sowie Paul Seifen (Flammersfeld) und Werner Grendel (Willroth). Der Verbandsgemeinderat hatte das neue Quartett in seiner Sitzung Ende April einstimmig gewählt.

Ehrenbeamte ohne Pensionsanspruch
"Es ist ein Ehrenamt mit Risiken und Nebenwirkungen unter Aufsicht des Amtsgerichts", erklärte Kempf im großen Saal des Altenkirchener Rathauses als Ausweichschauplatz, da die Corona-Abstandsregelung eine Zusammenkunft in einem Raum des auf der anderen Straßenseite gelegenen Amtsgerichtsgebäudes nicht zugelassen hatte. Er verwies auf den Status als Ehrenbeamter und ohne Pensionsanspruch. "Sie müssen ihr Amt unparteiisch und gerecht ausüben, es redet ihnen auch keiner in ihre Entscheidung rein", fuhr Kempf fort, "zudem haben Sie die Pflicht, sich im Amt fortzubilden." Im Hinblick auf das verabschiedete Trio, das zwischen 9 und 18 Jahren im Schiedsbereich tätig war, betonte er, dass eine Gesellschaft ohne Ehrenamt nicht funktioniere. Es sei wichtig und unverzichtbar, dass sich Menschen für andere Menschen einsetzen. "Das Schiedsamt ist eine Facette für das Funktionieren einer Gesellschaft", ergänzte Kempf und meinte, dass dieses Ehrenamt für den einen Erfüllung darstelle, während der andere gerne mal die Finger krumm mache, sie aber dann doch in der Tasche lasse: "Sie müssen mit Leuten leben, die zu ihnen kommen."



Nicht immer Spaß dabei
Altenkirchens Bürgermeister Fred Jüngerich als "Hausherr" war froh, dass sich vier Menschen bereit erklärt hatten nach dem Motto, "ja, wir machen das". Auch er erwähnte den Fakt, dass dieses Ehrenamt nicht immer mit Spaß verbunden sei. "Sie werden mit Themen betraut, die durchaus nicht lustig sind", sagte Jüngerich und sah einen deutlichen Unterschied zu einer ehrenamtlichen Tätigkeit in einem Verein. Sein Fazit lautete: "Wir sind als drittgrößte Verbandsgemeinde in Rheinland-Pfalz und damit als unterstützende Ebene des Amtsgerichts gut aufgestellt." Er schloss sich Kempfs Worten des Dankes an die drei "Ehemaligen" an und sah einen Ansatz für manch eine spannende Geschichte aus den zurückliegenden Jahren: "Sie können gewiss viel aus dem Nähkästchen plaudern."

Fehlende Wertschätzung beklagt
Meuler merkte in einer kurzen Stellungnahme an, dass ihm in all den Jahren "die Wertschätzung für diese Position gefehlt hat - auch durch die Verbandsgemeinde". Er vermutete, dass ein großer Teil der Bediensteten gar nicht wisse, welche Aufgabe ein Schiedsmann habe. "Ich bin froh, dass Sie das geäußert haben", antwortete Jüngerich, "ich nehme die Anregung gerne auf, das Thema Schiedspersonal zunächst einmal in einer größeren Runde zu besprechen." Seifen sprach im Rückblick von einer "interessanten Tätigkeit, die immer neue Perspektiven bietet, die Kontrahenten auf eine Linie zu bringen". Das sei mit sehr viel Kreativität verbunden gewesen. (hak)



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