Werbung

Nachricht vom 28.09.2020    

Marienthaler Forum beleuchtete strukturelle Schwächen im Kreis Altenkirchen

Der Initiator des Marienthaler Forums, Ulrich Schmalz, hatte für Samstagmorgen, 26. September (2020), in das Hotel „Unser Haus der Begegnung“ zur neuen Veranstaltungssaison geladen. Viele Gäste hatten sich eingefunden, die interessiert der lokalen Fragestellung: „Der Kreis Altenkirchen – seine strukturellen Schwächen. Gibt es Wege zu einem Wiederaufstieg“? beiwohnten.

Initiator des Marienthaler Forums, Ulrich Schmalz (mitte) mit den Referenten Dr. Andreas Reingen (links) und Dr. Ralf Kölbach (rechts). Fotos: ma

Marienthal. Als Referenten konnte Ulrich Schmalz Dr. Andreas Reingen, den Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Westerwald-Sieg, und Dr. Ralf Kölbach, Mitglied des Vorstandes der Westerwaldbank, begrüßen. Unter den Zuhörern auch die beiden ehemaligen Landräte, Dr. Alfred Beth und Michael Lieber.

Zur Einführung in das Thema informierte Schmalz über den Kreis Altenkirchen mit seinen aktuell 128.792 Einwohnern und führte einige statistische Daten an, die ihn zu dieser Veranstaltung veranlasst hätten. Ein deutschlandweites, internationales Ranking, welches im Bericht 401 Gebietskörperschaften umfasst, zeige den Kreis Altenkirchen darin weit hinten, auf Platz 339. Eine erkennbare Schwäche sei die Dienstleistung mit einen Anteil von 58,4%, womit der Kreis an letzter Stelle aller Landkreise im nördlichen Rheinland-Pfalz liegt. Im Einkommensvergleich der Bevölkerung pro Kopf liegt der Westerwaldkreis 3.000 Euro im Jahr höher als der Landkreis Altenkirchen. Beim pro Kopf Einkommen liegt der Kreis Altenkirchen an zweitletzter Stelle, bei den kommunalen Schulden wiederum weit oben, an vierthöchster Stelle.

Stärken und Schwächen wurden aufgezeigt
Nach der zweistündigen Veranstaltung kristallisierten sich die Stärken und Schwächen heraus: Es mangelt an der Verkehrsanbindung, an geeigneten Firmen-Standorten, an Dienstleistungen, an bezahlbarem Wohnungsbau für Familien und am ungenügenden, flächendeckenden Ausbau der Digitalisierung. Die Region Wissen und Betzdorf seien in der Vergangenheit das Herzstück des wirtschaftlichen Erfolges gewesen, so Andreas Reingen in seinen Ausführungen. Der Kreis leide erkennbar noch immer unter den Folgen seiner früheren Monostruktur, abgeleitet vom Erzbergbau und Stahlverarbeitung, wie der Schließung des Wissener Walzwerks in den 80iger Jahren. Verkehrsanbindungen seien ein vorrangiges Thema. Die Bemühungen um den Ausbau der Straßen und der Umgehungen gehe aus Sicht der Wirtschaft viel zu langsam voran. Als Vegleich nannte er Horhausen mit vielne Betriebne an der A3 und jeder Menge Arbeitsplätze, wie auch in Neuwied entlang der Autobahn. Der Westerwaldkreis wiederum habe eine ganz andere Infrastruktur mit zwei ganz starken wirtschaftlichen Regionen, Montabaur mit Autobahn und ICE-Bahnhof, sowie Ransbach-Baumbach und Höhrgrenzhausen, die in einem Autobahndreieck verwoben seien. Trotzdem kämpften die Einzelhändler in Montabaurs Altstadt genauso gegen Amazon wie die in Betzdorf oder Altenkirchen. Auch die Digitalisierung mit hohen Datengeschwindigkeiten müsse flächendeckend vorangetrieben werden, was sich gerade jetzt während der Pandemie, in der viele Menschen zu Hause arbeiten, verstärkt zeige. Um das reale Pro Kopf Einkommen zu steigern, müssten die eigenen Ziele definiert werden: Steigerung der realen Kaufkraft, Vollbeschäftigung, ein gesunder Mittelstand der Arbeitsplätze aufbaut und eine attraktive Wohnregion mit bezahlbarem Wohnraum. Die wirtschaftliche Entwicklung des Landkreises hänge daran, dass junge Menschen die auch ein gewisses Bildungsniveau präsentieren, den Landkreis Altenkirchen als ihren Wohnort wählen. „Die Menschen entscheiden sich nach ihren Bedürfnissen und nicht nach den Kriterien die wir uns wünschen“, so Reingen. Außerdem spiele das Argument mit der Familie in Sicherheit zu leben, was hier doch eher gewährleistet sei als in der Stadt, eine wichtige Rolle.



Ergänzung durch volkswirtschaftliche und genossenschaftliche Themen
Dr. Ralf Kölbach, unter anderem Vorsitzender der Raiffeisen-Gesellschaft, schloss sich den Ausführungen seines Vorredners an und ergänzte seine Ausführungen um volkswirtschaftliche und genossenschaftliche Themen. Zwei Probleme gäbe es im Landkreis. Zu viele Menschen würden weggehen und zu wenig Firmen herkommen. Bevor man irgendetwas mache, müsse man erst einmal eine strategische Analyse erstellen: Wer ist denn der Landkreis Altenkirchen, wofür steht er und wo wird er in zehn Jahren stehen? Wenn Stärken, Schwächen, Risiken und Chancen des Landkreises geclustert würden, die in der Siegschiene ganz anders ausfallen als in Horhausen oder in Teilen des Westerwaldkreises, dann könne man anfangen etwas zu entwickeln: Anhalten, gemeinsam mit Profis nachdenken, entwickeln und dann arbeiten. Weg vom Aktionismus und von all den anderen Themen und den nicht vernetzten Gedankenlösungen. Wie in der Genossenschaft müssten sich Menschen mit konkretem wirtschaftlichem Anliegen zusammenschließen, sich persönlich und evtl. auch finanziell einbringen. Aus volkswirtschaftlicher Sicht müssten mit Entscheidungsträgern diese strategischen Analysen gemacht werden, und zwar für die jeweiligen Cluster des Landkreises. Lebensqualität, Standorttheorie, Digitalisierung, all das löse man nicht mit Einzelmaßnahmen.
In der anschließenden, lebhaften Diskussion wurden Anregungen gegeben und konnten Fragen beantwortet werden, ehe Ulrich Schmalz die Veranstaltung mit einem Geschenk aus der Hatzfeld`schen Wildkammer an die beiden Referenten beendete. ma


Lokales: Hamm & Umgebung

Jetzt Fan der AK-Kurier.de Lokalausgabe Hamm auf Facebook werden!

Weitere Bilder (für eine größere Ansicht klicken Sie bitte auf eines der Bilder):
   


Anmeldung zum AK-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Altenkirchen.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Wirtschaft


Gutes aus der Region Westerwald - gutes aus der Heimat

Dierdorf. In der Neuauflage präsentieren mittlerweile über 100 regionale Betriebe ihr vielfältiges Angebot an Produkten und ...

Erste Teilqualifizierung "Klimatechnik": Acht Absolventen erhalten ihr Zertifikat

Neuwied. "Es haben nicht nur acht von neun Teilnehmern die Qualifizierung erfolgreich abgeschlossen und halten nun ihr Zertifikat ...

Girls’ Day: Mädchen haben Spaß am Handwerk

Koblenz. Die Schülerinnen lernten Werkzeuge und Materialien in Ruhe kennen, bevor sie unter Anleitung Teelichthalter aus ...

Die Zukunft des Handwerks im Dialog gestalten - Künstliche Intelligenz und Digitalisierung im Fokus

Koblenz. Sie beteiligt sich dafür am bundesweiten Zukunftsdialog Handwerk und lädt am Freitag, 3. Mai, ab 15 Uhr zu einer ...

Wettbewerb "SUCCESS 2024" startet - Einzelprämien bis zu 15.000 Euro

Mainz. Besonders zukunftsweisende Ideen und innovative Produkte werden am 8. Oktober im feierlichen Rahmen mit Einzelprämien ...

Sei 10 Jahren ein Erfolg: Westerwald-Brauerei feiert ausgiebig das Comeback des Gründerbiers Westerwald-Bräu

Hachenburg. Was sind schon zehn Jahre im Vergleich zu einer nunmehr 163-jährigen Brauereitradition? "Nicht viel", sagt der ...

Weitere Artikel


Zwei Jahre Reparatur-Café des Wisserlandes

Wissen. Seit Oktober 2018 gibt es das Reparatur-Café der VG Wissen. Nachdem man wegen des Coronavirus einige Zeit pausieren ...

„Förderverein Nachhaltige Landwirtschaft“ wird nicht gegründet

Altenkirchen. Eine Fahrt "über die Dörfer" im AK-Land macht deutlich: Wälder und Felder sind die bestimmenden Elemente auf ...

DJK-Boule-Bundesmeisterschaft im Jubiläumsjahr

Betzdorf. Umso mehr freuten sich die Boule-/Petanquespieler, dass nach langer Wettkampfpause die Bundesmeisterschaft gemeinsam ...

Drei neue Corona-Fälle im Kreis, aktuell 12 Personen positiv

Altenkirchen/Kreisgebiet. Die Gesamtzahl aller seit Mitte März positiv auf eine Infektionen Getesteten im Kreis Altenkirchen ...

Birgit Lutz im Kulturwerk: Heute gehen wir Wale fangen

Wissen. Lutz trifft Menschen, die noch in Erdhäusern aufgewachsen sind. Jugendliche, denen beim rasanten Anschluss an den ...

Chöre in Corona-Krise – MGV Horhausen will’s wieder wagen

Horhausen. Nun ist die Zeit, Alternativveranstaltungen unter Einhaltung genauer Hygienevorgaben abzuhalten. Denn: Finanzielle ...

Werbung