Werbung

Nachricht vom 11.09.2010    

Energie-Genossenschaft - Ein altes Modell für die Zukunft?

Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung sind die tragenden Säulen des modernen Genossenschaftswesens der Gründerväter Raiffeisen und Schulze-Delitzsch bis heute. Das Genossenschaftswesen erlebt derzeit einen Gründungsboom, immer mehr Genossenschaften auf dem Sektor Energieversorgung entstehen. Das 6. Wissener Wirtschaftstreffen hatte den Fokus auf alternative Energien und die Entwicklungschancen für die Region gelegt. Es gab interessante Vorträge, wobei der Vortrag zum Thema Energie-Genossenschaften zur dezentralen Versorgung mit Strom und Wärme für viel Beachtung sorgte.

Asmus Schütt vom Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverband hielt ein interessantes Plädoyer zur Gründung von Energie-Genossenschaften. Fotos: Helga Wienand

Wissen. Das 6. Wissener Wirtschaftstreffen im Kuppelsaal der Verbandsgemeinde hatte erneut das Thema Alternative Energien und neue Entwicklungschancen für die Region aufgegriffen. Der Arbeitskreis Wirtschaft/Regionalentwicklung der Zukunftsschmiede Wissen hatte dazu Referenten geladen, die aus unterschiedlichen Blickwinkeln das Thema beleuchteten. Auf großes Interesse stieß der Vortrag von Asmus Schütt vom Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverband. Der Vortrag sorgte auch am Ende noch für Diskussionsstoff.
Die dezentrale Energieversorgung ist die große Herausforderung für die Zukunft. Kommunale Energiegenossenschaften können dies erfolgreich übernehmen, am Beispiel der bereits funktionierenden Photovoltaikgenossenschaften machte Schütt dies deutlich. „Das Genossenschaftswesen ist wieder im Gespräch, wir erleben derzeit einen Gründungsboom“, sagte Schütt. Die Gründe dafür seien vielschichtig, die Menschen hätten das Vertrauen in das Wirtschaftssystem aber auch in das politische System verloren. „Die Menschen engagieren sich wieder stärker und wollen die Dinge selbst in die Hände nehmen“, meinte Schütt.
Mit Humor betonte er, dass das Wort Genosse durchaus nicht „unanständig“ sei, sondern alten germanischen Ursprungs sei. In einer Genossenschaft wirtschaften rechtlich gleichgestellte Personen, die Grundwerte Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung seien dabei die tragenden Säulen und die Stärken einer Genossenschaft. Schütt zeigte die Möglichkeiten der Gründung einer Genossenschaft auf und deren Vorteile. Kommunale Genossenschaften werden zukünftig mehr in den Blickpunkt rücken, da sei auf der einen Seite das kommunale Finanzdesaster auf der anderen Seite das Versorgungsinteresse der Bevölkerung. „Nun ist aber eine Genossenschaft keine Kuschelgruppe, sondern ein Unternehmen mit Mitbestimmung“, führte Schütt aus. Da Wissen ja die Stadtwerke hat und die Konzessionsverträge für das Stromnetz auslaufen, empfahl Schütt, dringend ein Angebot einzuholen. Eine Netzbetreibergenossenschaft mit den Ortsgemeinden und der Stadt sei ein zukunftsweisendes Projekt, meinte er zu den Fragen von Bürgermeister Michael Wagener.
Cornelia Reuther von der Energieagentur Nordrhein-Westfalen: „Wer jetzt wachsam ist, kann viel für die gesamte Region erreichen, es braucht im ganzen Land Pilotprojekte“ sagte sie mit Blick auf den Ablauf der Konzessionsverträge. Sie hatte in ihrem Referat beeindruckende Zahlen und Statistiken aus NRW zur Biomassenutzung vorgestellt. Die Diplom-Forstwirtin aus Waldbreitbach stellte die Arbeit der Energieagentur vor, die als Mittler zwischen Forschung und Praxis fungiert. Regenerative Energien verzeichnen ein deutliches Plus, im Wärmebereich gibt es eine Steigerung von 85 Prozent. Sie warb für die regionalen Initiativen, die beim Einsatz von Biomasse als Energielieferanten unerlässlich seien. „Neu denken – entschlossen handeln“ so der Titel des Vortrages von Reuther.
Martin Schwarz vom Informations- und Demonstrationszentrum Erneuerbare Energien (I.D.E.E.) in Olsberg hatte im Vortrag den Schwerpunkt auf die Nutzung Holz und Biomasse gelegt. „Biomasse ist ein schlafender Riese“, sagte er mit Blick auf die steigenden Ölpreise. Der weltweite Energieverbrauch steige deutlich schneller, als die Studien dies prognostizierten. Gerade bei Holz müsse man die stoffliche und energetische Nutzung im Blick haben. Nicht nur die Wärmenutzung Holz dürfe im Blickpunkt stehen, es gelte zukünftig die Effizienzprobleme zu lösen, führte er mit Blick auf die Vergasertechnik und die Stromgewinnung aus.
Schwarz hatte auch ganz praktische Tipps für das Publikum. „Erst die Dämmung am Haus, dann die Heizung, nutzen sie die Beratungen“. Schwarz wird auch am Samstag, 18. September die Wissener Gäste im Zentrum in Olsberg führen und begleiten. Dort steht das bundesweit größte Informations- und Demonstrationszentrum für erneuerbare Energien, Schwerpunkt Biowärme.
Für den Arbeitskreis hatten Thomas Schilling und Horst Rolland den Abend moderiert und ihr Dank galt den Referenten.
Der Besuch zu den 12. Ausstellertagen am kommenden Samstag im sauerländischen Olsberg wird vom Arbeitskreis Wirtschaft/Regionalentwicklung durchgeführt, der Anmeldeschluss endet am 13. September. Wer mitfahren will, sollte sich schnellstens anmelden, Manfred Weller, Rathaus Wissen, Zimmer 23, Telefon: 02742/ 939134. Fahrtkosten: 5 Euro. (hw)



Lesen Sie gerne und oft unsere Artikel? Dann helfen Sie uns und unterstützen Sie unsere journalistische Arbeit im Kreis Altenkirchen mit einer einmaligen Spende über PayPal oder einem monatlichen Unterstützer-Abo über unseren Partner Steady. Nur durch Ihre Mithilfe können wir weiterhin eine ausgiebige Berichterstattung garantieren. Vielen Dank! Mehr Infos.



Lokales: Wissen & Umgebung
Feedback: Hinweise an die Redaktion

.: Neu bei Instagram :. => @kuriere_news

Weitere Bilder (für eine größere Ansicht klicken Sie bitte auf eines der Bilder):
 



Aktuelle Artikel aus Region


Aggressives Wildschwein sorgt für Aufregung in Unkel

Ein Vorfall mit einem verletzten Wildschwein hat in der rheinland-pfälzischen Gemeinde Unkel für einen ...

Workshops zur Stärkung des Ehrenamts in Altenkirchen-Flammersfeld

Die Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld bietet am Samstag, 17. Januar, zwei praxisnahe Workshops ...

Von Jazz bis Swing: Die Jubiläumsshow der "Ladies NYGHT" rockt Altenkirchen

Am Samstag, 13. Dezember, präsentiert die Band "Ladies NYGHT" ihre neue Weihnachtsshow "Voll auf die ...

Die Wissener Bühnenmäuse laden zur "Séance um Mitternacht" ein

Im März 2026 wird es bei den Wissener Bühnenmäusen mysteriös. Mit der Aufführung des Stücks "Séance um ...

Von der Theorie zur Praxis: Sechs Empfehlungen für die nächste Generation der ePA

Am Donnerstag (6. November) wurde in Mainz ein bedeutender Schritt zur Optimierung der elektronischen ...

Neue Führungskräfte für die Feuerwehren in Derschen, Herdorf und Weitefeld

Die Feuerwehren in der Verbandsgemeinde Daaden-Herdorf haben ihre Führungspositionen neu besetzt. Mit ...

Weitere Artikel


Eine Rock'n'Roll-Reise durch das Weltall

Die Ausstellung "Fly Me To The Moon" des Trupbacher Rock-Museums von Wolfgang "Thommy" und Maria ...

Literatur und Jazz im Schloss

Jazz im schönen alten Schlosshof in Schönstein mit der Band "Schräglage" hat einen festen Platz im ...

Raubüberfall auf Daaden von 1798 wird vertont

Ein Blick in die Geschichte wird vertont: Vor 200 Jahren zeigten sich die Daadener äußerst wehrhaft, ...

Asmussen und das "Tal": Keine Grenzen für die Phantasie

Es heißt ja nicht umsonst "Das Objektiv heißt Objektiv weil`s objektiv ist". Und da könnte man sich ...

Jürgen Bitzer war beim Seniorenschießen vorn

Das Seniorenschießen beim Hegering Altenkirchen hat Jürgen Bitzer gewonnen. Im Schießstand Johannistal ...

Lauterbach: "Es droht eine Drei-Klassen-Medizin"

Vor amerikanischen Verhältnissen hat der SPD-Gesundheitsexperte der SPD, Professor Dr. Dr. Karl Lauterbach, ...

Werbung