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Nachricht vom 30.10.2020    

Reaktionen auf Corona-Maßnahmen: „Unsinnig“ und „unverständlich“

Mit „Lockdown light“ ist das erneute Zurückfahren des öffentlichen Lebens im Vergleich zum Frühjahr, als die komplette Republik fast zu 100 Prozent still stand, überschrieben. Nichtsdestotrotz macht sich auch rund um Altenkirchen teils Frust und Unverständnis über die von oben verordneten Maßnahmen für den November breit, die helfen sollen, die Ausbreitung des Covid-19-Virus zu verlangsamen.

Auch das Hotel Glockenspitze in Altenkirchen wird vom 2. November an geschlossen sein. (Foto: Archiv hak)

Altenkirchen. Da wird alles Mögliche getan, um den Corona-Bestimmungen gerecht zu werden und damit Geschäfte im Markt zu halten. Und jetzt, Ende Oktober, müssen diverse Branchen feststellen, dass ihre Engagements und ihre Investitionen, um Kunden und Gästen Sicherheit vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus zu bieten, vorübergehend mit Füßen getreten werden. Der „Lockdown light“ trifft erneut diejenigen, die schon seit Mitte März ums Überleben kämpfen. Dass sich Unverständnis und Fust ausbreiten, liegt auf der Hand, wie eine stichprobenartige Umfrage des AK-Kuriers in und rund um Altenkirchen ergab.

Maßnahmen sind unsinnig
Michael Henneberg, einer der Geschäftsführer des Sportclubs Optimum mit Standorten in Altenkirchen, Hachenburg und Selters: „Ich sehe das unter drei Aspekten: 1. Die Maßnahmen sind unsinnig. Wir schließen etwas, wo es noch keine Verbreitung des Virus gegeben hat. Das macht keinen Sinn. 2. Unter dem ersten Lockdown haben viele ältere Menschen gelitten, sie haben sichtlich abgebaut. Die neue Schließung tut ihnen wieder nicht gut. 3. Wirtschaftlich gesehen ist es eine Katastrophe. Mal schauen, was die angekündigten Hilfen bringen. Der Sommer war einigermaßen normal. An- und Abmeldungen waren ziemlich gleich. Aber wir schieben immer noch den Verlust an Mitgliedern aus dem ersten Lockdown vor uns her. Wir konnten nicht das aufholen, was wir verloren haben.“

Helmut Nöllgen, Chef des Kultur-/Jugendkulturbüros Haus Felsenkeller in Altenkirchen: „Die Schließungen sind völlig unverständlich. Wir sind maßlos frustriert. Jetzt bekommen die es wieder um die Ohren, die in den vergangenen Monaten peinlichst auf die Hygienevorschriften geachtet haben. Ich hatte mit vielem gerechnet, nur nicht mit einem solchen Schritt. Ich persönlich stehe inzwischen am Rand. Aber: Es wird nicht aufgegeben. Ich erfreue mich immer an unserer Fahne, die auf dem Rewe-Center weht und die zeigt, dass alles in Bewegung ist. Ich versuche nun die Veranstaltungen, die im November ausfallen, nachzuziehen. Denn viele gehen davon aus, dass im Dezember Veranstaltungen wieder möglich sind. Aber ich muss auch unter Umständen den Mietvertrag für die Kultur-Etage (Anm. der Redaktion: im ehemaligen Rewe-Center) verlängern, sollten Termine in den Januar fallen. Er gilt momentan für November und Dezember.“

Drastische Maßnahmen nicht auf der Agenda
Josua Asbach, Direktor des Hotels Glockenspitze in Altenkirchen: „Wir schließen komplett. Das ist nicht so schön. Die Lage hatte sich eigentlich stabilisiert. Wir waren positiv gestimmt und hatten nicht auf der Agenda, dass solch drastische Maßnahmen im Gastgewerbe kommen würden, weil die Zahlen etwas anderes erzählen. Die Ansteckungen passieren nämlich nicht im Hotel- und Gaststättensektor. Die Schließung ist die einzige Möglichkeit, den Betrieb zu retten. Denn sonst würden uns die Kosten auffressen. Wir halten dennoch an unserer Aktion ,Wir lieben Burger' mit einem Einheitspreis von 14 Euro fest, die bis einschließlich Sonntag, 1. November, im Restaurant Maracana läuft und die eigentlich noch bis 7. November hätte andauern sollen.“



Ante Kelava, Inhaber des Restaurants Deutsches Haus in Altenkirchen: „Wir haben uns alle Mühe gegeben, wir haben investiert, wir haben die Zahl der Tische von 11 auf 8 reduziert. Wir haben mit Leuten gesprochen, um Reservierungen zu verlegen oder anzupassen. Es hat alles gut geklappt. Auf dieser Ebene ist alles in Ordnung, und wir haben bis zuletzt gehofft, dass der Lockdown nicht passiert. Wir blicken auch nicht mehr durch. Nach dem Corona-Ausbruch nach der Hochzeit der Baptisten haben wir schon vermehrt Absagen bekommen, weil Leute auch Angst hatten, wobei ich die Leute zu 100 Prozent verstehen kann. Jetzt müssen wir die Zeit irgendwie überbrücken. Der November ist vom Umsatz her eigentlich ein guter Monat. Wir hoffen auf die Wiedereröffnung im Dezember, der unser Hauptmonat ist. Zum Glück hatten wir noch keinen Fall, alle sind gesund.“

Mehr Differenzierung gewünscht
Uli Hüsch, einer der Geschäftsführer des Kinos Cinexx in Hachenburg, der Wied-Scala in Neitersen und des Cine 5 in Asbach: „Ich hatte fast schon mit diesem Schritt gerechnet, mir aber gewünscht, dass die Kino-Branche ein wenig differenzierter betrachtet und nach den Hygiene-Konzepten eingeordnet worden wäre. Aber wer sagt schon von sich, dass er kein gutes Hygienekonzept hat? Wir haben wirklich auf die Einhaltung der Hygieneregeln geachtet, sehr gut desinfiziert und teils auch längere Schlangen in Kauf genommen. Aber da gab es natürlich auch die wieder, die direkt gemurrt haben. Nun taucht die Frage auf: Was wird Ende November sein? Sagen die Zahlen, dass noch vier weitere Wochen folgen müssen oder dass im Dezember wieder normal gespielt werden darf? Wird die angekündigte finanzielle Überbrückung reibungslos ausgezahlt, überstehen wir erst einmal den November. Die Schließung der Kinos ist insgesamt kein gutes Signal an die Filmverleiher. Um den neuen James-Bond-Film ranken sich beispielsweise Gerüchte, dass die Streaming-Dienste Apple oder Netflix ihn übernehmen könnten. Wir haben nach dem ersten Lockdown auch wegen beschränkter Kapazität in keinster Weise das Niveau des Vorjahres erreicht, hatten aber deutlich gestiegene Kosten wegen der Hygienemaßnahmen.“

Davut Kilic, Geschäftsführer der Bar Davut's Inn in Altenkirchen: „Ich bin schon lange im Geschäft, das momentan generell nicht so gut läuft. Jetzt hoffe ich, dass das Überbrückungsgeld gezahlt wird. Wenn das nicht der Fall sein wird, hätte ich Probleme, das Geschäft fortzusetzen. Der Umsatz nach dem ersten zweimonatigen Lockdown hat nie das Niveau der Zeit ohne Corona erreicht. Ich schätze, dass es 40 Prozent weniger sind. Wir haben natürlich die Hygieneregeln umgesetzt, in Abtrennungen aus Plexiglas investiert und die Zahl der Plätze reduziert.“ (hak)


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