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Nachricht vom 04.12.2020    

Weltkriegsbombe in Betzdorf entschärft – Anwohner konnten Nacht zuhause verbringen

Von Daniel-David Pirker

Das ist nochmal gut gegangen am Freitag, dem 4. Dezember. Rund 75 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg wurde bei Baggerarbeiten auf dem Molzberg eine Fliegerbombe im Erdreich gefunden. Rund 350 Anwohner aus umliegenden 100 Häusern wurden aufgefordert, sich in Sicherheit zu begeben. Um kurz nach 20 Uhr konnte Entwarnung gegeben werden. Der Kampfmittelräumdienst hatte die 50-Kilo-Hinterlassenschaft entschärfen können.

Jürgen Wagner (links) und Marco Ofenstein vom Kampfmittelräumdienst, nachdem sie die Fliegerbombe (Mitte) entschärfen konnten. (Fotos: ddp)

Betzdorf. Exakt 26 Minuten brauchten Jürgen Wagner und Marco Ofenstein vom Kampfmittelräumdienst, um die US-amerikanische Bombe zu entschärfen. Ab 19.37 Uhr hatten sie den noch intakten Zünder der Waffe aus dem Zweiten Weltkrieg deaktivieren können. Im Anschluss brachten sie die 50 Kilo schwere Hinterlassenschaft aus dem Zweiten Weltkrieg zur Polizeiwache Betzdorf.

Bei Baggerarbeiten an einem privaten Neubau in der Betzdorfer Allensteiner Straße war die Fliegerbombe am Freitagnachmittag (4. Dezember) gegen 15 Uhr entdeckt worden. Sofort wurde die Polizei informiert, die wiederum das Ordnungsamt und die Feuerwehr hinzuzog. Parallel wurde der Kampfmittelräumdienst in Koblenz alarmiert.

Die Stadthalle war ein Anlaufpunkt für evakuierte Anwohner.

Alle Häuser im Umkreis von 300 Metern mussten evakuiert werden. In einem gemeinsamen Einsatz wirkten die Feuerwehren der Verbandsgemeinde Betzdorf-Gebhardshain, mehrere Einheiten des Katastrophenschutzes des Landkreises Altenkirchen nebst Leitendem Notarzt und Organisatorischen Leiter sowie der Polizeiinspektion in Betzdorf zusammen, um den reibungslosen Ablauf der Evakuierung, Betreuung und letztlich der Entschärfung zu gewährleisten.

Insgesamt sorgten mehr als 100 Einsatzkräfte der verschiedenen Organisationen Hand in Hand für den störungsfreien Ablauf. Stadtbürgermeister Benjamin Geldsetzer zufolge hatten viele Anwohner bereits ihre Häuser verlassen, bevor Einsatzkräfte ihnen persönlich Bescheid geben konnten. Über Meldungen in Sozialen Medien hatten sie zuvor von der Evakuierung erfahren. Im umliegenden Waldgebiet hatte eine Wärmebild-Kamera laut Ordnungsamt-Leiter Oliver Pfeifer, selbst Feuerwehrmann, keine Spaziergänger finden können, die man vor der Gefahr hätte warnen müssen.

In der Stadthalle fanden sich nach und nach rund 50 Anwohner ein.

Kurzfristig wurden Anlaufstellen für die betroffenen Bewohner eingerichtet. Mehr als 50 Personen nutzten das Angebot in der Betzdorfer Stadthalle, die der Stadtbürgermeister sofort vom Hausmeister öffnen ließ, nachdem er von der Evakuierungsmaßnahme erfuhr. Der Vorteil: An dem Tag hatte die Kirchener Schule für Pflegeberufe eine Schulung in der Stadthalle, so dass für Verpflegung bereits gesorgt war sowie Tische und Stühle schon aufgestellt waren. Menschen, die sich in Quarantäne befanden, wurden vom Roten Kreuz gesondert transportiert und untergebracht – unter Beachtung von Hygienemaßnahmen.



Gegen 17 Uhr waren schließlich die Mitarbeiter des Kampfmittelräumdienstes am Fundort. Sie konnten mit ihrer Arbeit sogar früher beginnen als ursprünglich angedacht. Denn die Evakuierung konnte rasch abgeschlossen werden. Das lag auch an den Anwohnern, die sich laut Feuerwehr, Polizei und Politikvertretern vorbildlich verhalten hätten. In Gesprächen mit den Verantwortlichen wurde den Kurieren gegenüber gleich mehrfach betont, wie reibungslos der Einsatz ablief. Die beteiligten Einsatzkräfte seien optimal aufeinander abgestimmt gewesen.

Hinzu kommt: Die Allensteiner Straße liegt relativ abseits auf der Höhe. So mussten keine stark befahrenen Straßen abgesperrt werden, wie der Leiter der Betzdorfer Polizeiinspektion, Marcus Franke, den Kurieren erklärte. Zudem hatte man das Glück, dass sich keine größeren Einrichtungen wie Altenheime im gefährdeten Gebiet befinden.

Der Bombenfund ist nicht der erste im Betzdorfer Stadtgebiet. Beispielsweise mussten vor einigen Jahren 1.000 Personen im Innenstadtgebiet evakuiert und die Zufahrtstraßen ins Stadtgebiet gesperrt werden. Damals wurde eine Fliegerbombe bei den Ausschachtungsarbeiten für das spätere Expert-Klein-Gebäude auf dem Areal des Siegparkplatzes gefunden. Betzdorf war im Zweiten Weltkrieg ein wichtiges Ziel alliierter Fliegerbombenangriffe gewesen. Der Grund: Die Stadt war bedeutsamer Eisenbahnknotenpunkt für die Wehrmacht. (ddp)

In unserem Liveticker können Sie die Ereignisse hier chronologisch nachvollziehen.

Wie funktioniert das Entschärfen einer Fliegerbombe? Das hat der Bayerische Rundfunk hier detailliert beschrieben.



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