Werbung

Nachricht vom 15.02.2021    

Aus Personalmangel auf der COVID-Station

Wie Pflegeschülerinnen in der Pandemie die Praxis lernen - Auszubildende in der Pflege werden durch Personalmangel deutlich mehr belastet - Der Praxisanleitung bleibt weniger Zeit für Betreuung der Auszubildenden - Pflegeschüler/innen werden durch große Eigenverantwortung motiviert.

Symbolfoto: DRK Kamillus-Klinik Asbach

Altenkirchen/Asbach/Hachenburg. Personalmangel am DRK-Krankenhaus in Altenkirchen: Michelle Hübner, 22, im zweiten Lehrjahr ihrer Pflegeausbildung, wird gefragt, ob sie auf der isolierten COVID-Station einspringen kann. Zunächst hat sie Bedenken, mit den COVID-positiven Patienten zu arbeiten. Doch die Sorgen verfliegen schnell: „Wir müssen den Patienten schließlich helfen“, sagt Hübner realistisch.

Auf der COVID-Station geht ihr Arbeitsalltag zunächst normal weiter – nur hinter dicken Schutzmasken. „Wenn man zwei Stunden lang unter der massigen Schutzkleidung das Frühstück verteilt, schwitzt man schon unglaublich“, sagt Hübner. Dazu kommt die psychische Belastung. Patienten kriegen kaum Luft, flehen nach Schmerzmitteln, viele sind über Monate allein auf der Station. Einige sterben. Patienten mit Demenz geraten in Panik, weil sie sich vor Hübner in der Schutzkleidung erschrecken. Das nimmt auch die Pflegeschülerin mit. Am Ende ihres Einsatzes am DRK Krankenhaus in Altenkirchen ist sie erschöpft. „Es war wirklich hart. Auch auf der normalen Station war der Personalmangel enorm“, berichtet Michelle Hübner nach ihrem letzten Tag.

Weniger Zeit für Betreuung
Aktuell bleibt zu wenig Zeit für die Betreuung, findet Anette Hönscheid von der DRK Kamillus Klinik in Asbach. Sie arbeitet als Krankenschwester auf der neurologischen Station und ist Praxisanleitung und lehrt mehrere Pflegeschülerinnen und Pflegeschüler an. „Viele von ihnen leiden darunter, dass sie durch den Fernunterricht weniger Erfahrung haben, wie man mit Patienten umgeht“, erklärt Hönscheid. Zum Beispiel putzen sie den Patienten die Zähne, ohne dies je zuvor an Modellen geübt zu haben. Ein paar Auszubildende seien überfordert. Ohne praktische Übung würden die Schüler/innen oft ins kalte Wasser geworfen.



Auch in Asbach sind viele Pflegekräfte an die isolierte COVID-Station gebunden. Dadurch bleiben einige Auszubildende ohne Betreuung zurück. „Viele Schülerinnen gehen super damit um und greifen uns Pflegekräften toll unter die Arme, manche machen sich aber auch einen Lenz.“

Höhere Eigenverantwortung gefordert
Unterstützen, wo sie nur kann: Das ist ein Wunsch von Susanne Voth. Sie ist froh, schon in der Ausbildung beim Kampf gegen die Pandemie zu helfen. „Wir Schülerinnen werden oft vergessen“, erzählt die 20-Jährige, „doch auch wenn wir nicht auf der COVID-Station arbeiten, nehmen wir den Pflegekräften unheimlich viel Arbeit ab.“ Stolz erzählt sie, wie oft sie den Pflegekräften bei Corona-Verdachtsfällen schon helfen konnte. Durch die Pandemie sei schon von den Schüler/innen viel mehr Verantwortung gefordert. Das spornt Voth an. Auf ihren nächsten Einsatz auf der psychiatrischen Station in Andernach.

Währenddessen geht die Ausbildung am DRK Bildungszentrum in Hachenburg weiter. Schulleiterin Corinna Kronsteiner-Buschmann sind die Herausforderungen der Schülerinnen und Schüler bewusst: „Die Situation in der pflegerischen Praxis kann sich nur entspannen, wenn mehr Pflegeinteressierte ausgebildet werden.“ Um den Pflegenotstand zu überwinden, sei die Ausbildung das wichtigste. (PM)


Mehr dazu:   Coronavirus  
Lokales: Altenkirchen & Umgebung

Jetzt Fan der AK-Kurier.de Lokalausgabe Altenkirchen-Flammersfeld auf Facebook werden!


Anmeldung zum AK-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Altenkirchen.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Region


Eilmeldung: Großer Polizeieinsatz an der Fassfabrik in Hachenburg

Hachenburg. Die Straße "Zur Tiefenbach" im Bereich der "Fassfabrik" in Hachenburg ist momentan Schauplatz eines größeren ...

55 Jahre BBS Wissen: Ein Jubiläum voller Kreativität, Vielfalt und Gemeinschaft

Wissen. Unter dem Motto "Kommen – Sehen – Staunen – Erleben – Genießen!" präsentierte die Schülerschaft mit großem Engagement ...

Vom Rocker zum Prediger: Oli Bodrogi erzählt seine bewegende Geschichte

Betzdorf. Ab 19.30 Uhr wird der ehemalige Rocker Oli Bodrogi, bekannt als "Bodsches", offen und ehrlich aus seinem bewegten ...

Klinik-Sterben: Mahnwache begleitet Minister-Besuch am 8. Oktober in Altenkirchen

Altenkirchen. Nach Monaten des Zögern gibt sich der rheinland-pfälzische Minister für Wissenschaft und Gesundheit, Clemens ...

Neugestaltung der Seilbahn Koblenz: Ein Architektenwettbewerb sorgt für frischen Wind

Koblenz. Der Architektenwettbewerb zur Neugestaltung der Seilbahnstationen in Koblenz ist abgeschlossen. Die Seilbahn, die ...

Apfelsaison in vollem Gange: Tauschgeschäft mit frisch gepresstem Saft im NABU Altenkirchen

Altenkirchen/Amteroth. In der Zeit Montag bis Donnerstag, 7. bis 10. Oktober und vom 15. bis spätestens 17. Oktober besteht ...

Weitere Artikel


Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD): Insta-Chat mit Kevin Kühnert

Region. Der stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende Kevin Kühnert ist nächster virtueller Gast beim Instagram-Chat der Landtagsabgeordneten ...

BA-Mobil – neue Kunden-App der Arbeitsagentur

Neuwied. „Nutzer von ‚BA-Mobil‘ können ab sofort per Smartphone oder Tablet direkt auf ihre Leistungs- und Vermittlungspostfächer ...

Land startet Online-Plattform für Kulturschaffende: Jetzt für Stipendienprogramm bewerben

Kreis Altenkirchen. Das Kulturschaufenster wurde als Teil des rheinland-pfälzischen Stipendienprogramms für Künstlerinnen ...

Ulli Gondorf (Bündnis 90/Die Grünen): „We all are one!“

Wofür haben Sie sich bisher politisch engagiert – und wieso?

Ich empfinde mich als Teil einer Gemeinschaft, daher habe ...

Die Bacher Lay – ein Wintermärchen

Bad Marienberg. „So machten wir uns vom Parkplatz bei "Heino's Schlupfwinkel" auf den Weg durch den Nisterpfad zur Lay. Der ...

Rosenmontag trotz Corona: Pflegedorf freut sich über Kräbbelchen

Flammersfeld. „Dafür sind wir heute sehr früh aufgestanden,“ so Rita Brück, deren Bruder seit einem Jahr im Pflegedorf wohnt. ...

Werbung