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Nachricht vom 23.10.2010    

Bei der "Eule": Der Gesellschaft den Spiegel vorgehalten

Unserer Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten, die Probleme kritisch zu reflektieren - das ist das Anliegen des Berliner Liedermachers Michael Z., der bei der "Eule" in Betzdorf zu Gast war. Mit bittersüßer Ironie zeichnet er ein Bild der Wirklichkeit, wie es viele garnicht so gerne hören.

In der Tradition der Liedermacher verschonte Michael Z. niemanden. Foto: anna

Betzdorf. Einen unterhaltsamen, kurzweiligen Abend verlebten rund 50 Besucher bei der "Nacht der leidenden Reichen" in der Bürgergesellschaft in Betzdorf. Der Kleinkunstverein "Die Eule" hatte dazu eingeladen und den Berliner Künstler Michael Z. von der Spree an die Sieg geholt. Ganz ähnlich wie der bekanntere Kollege Konstantin Wecker hält auch Z. der Gesellschaft einen Spiegel vor. Mal mit bissigem Humor, mal mit sarkastisch- hintergründigen Texten kritisiert er Zeitgeist ebenso wie die Politik. Geschont wird niemand, ob Kanzlerin Angela Merkel, Autorin Eva Hermann oder Peter Scholl-Latour. Sie alle finden im Lied "Mir platzt der Kopf" kritische Erwähnung.
Doch auch ein bisschen Selbstironie fehlt nicht im Programm, wie im Lied vom kleinen grünen Männchen. Modetrends wie dem, mittlerweile sogar schon Säuglinge auf Karriere zu trimmen, persifliert Z. in seiner Geschichte von Heinrich und Anita, die dem zwei Wochen alten Nachwuchs schon ein strahlend weißes Gebiss verpassen lassen. Fußball hält Z. für einen merkwürdigen Sport, der es jedes Wochenende schafft, tausende von Menschen zu versammeln, um jungen Männern bei ihrer Arbeit zuzusehen, die dabei mehr verdienen als Josef Ackermann.

Michael Z. besingt Säufer ebenso wie "Die großen Männer", erzählt von Mäusen und Menschen und findet Politiker mächtig, intelligent und unbestechlich, bloß vereinen sich diese positiven Eigenschaften nie in einer Person. "Seit du gestorben bist.." ist ein bitterböses, aber auch ein wenig anrührendes Lied, das seine Wirkung auf das Publikum nicht verfehlte. Bei Z. muss das Publikum zuhören, es ist keineswegs so, dass da ein Kracher nach dem Anderen für schallendes Gelächter sorgt. Nein, hier kommt es auf die feinen Nuancen an, die es heraus zu hören gilt. Z. legt die Finger auf die Wunden unserer Gesellschaft, macht sich im positiven Sinne darüber lustig und zeichnet mit bittersüßer Ironie ein Bild der Realitäten, wie man es nicht alle Tage sieht und hört. Er möchte wachrütteln, so wie mit seinem Lied in dem er über Naturschutz und Kinderarbeit singt, und darüber, wie schwer es uns fällt, das eine einzuhalten und das andere zu bekämpfen. Die doppeldeutige Moral der Gesellschaft kommt auch im Song über einen Nachbarschaftsstreit gut heraus und vor dem Problem des demographischen Wandels warnt Z. mit dem Spruch "Trau keinem über 30". "Unter der Brücke muss die Freiheit wohl grenzenlos sein", so lautete sein Hartz-IV-Lied, nach der Melodie seines bekannten Kollegen Reinhard Mey. Als Zugabe erklang das Zahnarzt-Lied "Über sieben Brücken musst du gehen", wobei sich alle im Saal nochmals köstlich amüsierten.
Im Vorfeld der Veranstaltung hatte Hartmut Fischer die Besucher begrüßt. "Die Eule" freue sich über den Zuspruch zu ihren Veranstaltung, der sei zwar noch nicht kostendeckend, aber gut. Fischer wies auch gleich auf die nächste Veranstaltung am 19. November in der Scheune hin mit "Klezmer" und Literatur. Für die etwas andere Weihnachtsgeschichte am 16. Dezember in der "Tenne" werde es wohl keine Karten an der Abendkasse mehr geben, so gut laufe der Vorverkauf. Für November 2011 kündigte Fischer ein "Blutbad" in Betzdorf an, ein dreitägiges Krimifestival mit mehreren Autoren. (anna)


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