Liquiditätsprobleme beim Wäller Markt - droht die Insolvenz?
Von Regina Morkramer
Als regionales Online-Kaufhaus hatte sich die Genossenschaft "Wäller Markt eG" im Jahr 2020 gegründet, 2022 startete der digitale Marktplatz für die Landkreise Altenkirchen, Neuwied und Westerwald unter dem Namen "wällermarkt" schließlich. Nun ist die Zukunft ungewiss.
Westerwald. Die Idee klang vielversprechend: lokal einkaufen und somit den heimischen Einzelhandel unterstützen und gleichzeitig die Vorteile einer digitalen Präsenz nutzen. Der genossenschaftliche Gedanke des Wäller Marktes hatte es sich zum Ziel gemacht, eine gemeinschaftlich getragene Online-Handelsplattform für den regionalen Einzelhandel und die Erzeuger zu betreiben, inklusive Lieferung. So sollte die Kaufkraft im Westerwald gehalten und gleichzeitig den Ansprüchen nach bequemem Online-Einkauf gerecht werden. Gerade in Corona-Zeiten bedeutete dies eine deutliche Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Unternehmen. Jeder, der wollte, konnte und kann den Wäller Markt mit dem Kauf von Genossenschaftsanteilen unterstützen. Auf der anderen Seite bieten mehr als 100 regionale Einzelhändler und Erzeuger ihre Produkte unterschiedlichster Kategorien auf www.waellermarkt.de an.
Mehr als 300 Genossenschaftsmitglieder hat der Wäller Markt. Doch ob sich die Investition gelohnt hat, ist derzeit fraglich. In einer E-Mail an die Anteilseigner erklärte der Wäller Markt Anfang Februar, nach dem ersten vollen Geschäftsjahr 2023 stünden "existenziell bedrohliche wirtschaftliche Entwicklungen" den allgemeinen positiven Faktoren wie etwa Wachstum des Stammkundenanteils und Kundenzufriedenheit gegenüber. Im Detail handelt es sich dabei um Kaufzurückhaltung bei den Regionalprodukten und verstärkte Hinwendung zu Discountprodukten bei der Kundschaft, ein "unerwartet" niedriges Umsatzniveau trotz Reduzierung der Betriebskosten sowie mangelnde Bekanntheit des Marktplatzes "wällermarkt". Einschneidend in der finanziellen Planung dürfte zudem sein, dass weniger Fördermittel aus dem EU-Förderprogramm LEADER abgerufen werden konnten, als geplant.
Wie geht es weiter beim Wäller Markt?
Aufgrund dieser Probleme steht der Wäller Markt nach eigenen Angaben nun vor einem nicht gedeckten Liquiditätsbedarf von 126.000 Euro für das Jahr 2024.
Wie die Zukunft des Wäller Marktes aussieht, ist derzeit noch ungewiss. Vorstand und Aufsichtsrat haben den Anteilseignern drei Optionen vorgestellt. Option eins setzt auf die Aussicht, "gemeinsam mit willigen Akteuren unserer Region, den Liquiditätsbedarf für ein weiteres Jahr zu decken". Option zwei sieht vor, den "Geschäftsbetrieb in den nächsten Wochen geordnet einzustellen." Dafür benötige man "einen geplanten Mittelbedarf von rund 35.000 Euro." Option drei sieht "durch eine drohende Überschuldung" den Insolvenzantrag vor.
Ganz hoffnungslos soll die Lage beim Wäller Markt aber noch nicht sein. Bereits jetzt hätten sich "erste Unterstützungsmaßnahmen ergeben", äußert man sich den Anteilseignern und gegenüber. Diese können zudem ihren bisherigen Anteil aufstocken, wenn ihnen "als Mitglied der Genossenschaft daran gelegen ist, dass das Projekt wällermarkt fortgeführt werden kann". Doch das Risiko bleibt: Der Wäller Markt weist ausdrücklich darauf hin, dass auch ein Totalverlust eintreten kann. Auch auf Nachfrage stellt sich das Stimmungsbild beim Wäller Markt nicht komplett pessimistisch dar. Aus den Verbandsgemeinden seien Signale gekommen, das Projekt zu unterstützen, auch Werbezuschüsse sollen zugesagt worden sein. Zudem haben bereits erste Anteilseigner ihre Genossenschaftsanteile erhöht.
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