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Nachricht vom 10.12.2025    

Landrat Dr. Enders zur Gesundheitsversorgung im Kreis Altenkirchen: "Kann den Frust nachvollziehen"

Von Regina Morkramer

Der Landrat des Kreises Altenkirchen, Dr. Peter Enders, hat sich auf Anfrage des AK-Kuriers zur medizinischen Versorgung in der Region geäußert. Auch er sieht die Probleme, betont aber, dass der Kreis sich im Rahmen seiner Möglichkeiten um eine Verbesserung bemüht.

(Symbolbild: Pixabay)

Kreis Altenkirchen. Unsere Leser haben ihrem Ärger über die medizinische Versorgung im Westerwald Ausdruck verliehen. Die Kassenärztliche Vereinigung in Rheinland-Pfalz, die auf Landesebene für die Umsetzung und Erstellung der konkreten Bedarfspläne zuständig ist, hat sich ebenfalls kritisch hinsichtlich der Bedarfsplanung und den Gründen des Ärztemangels geäußert.

Auch Dr. Peter Enders, Landrat des Kreises Altenkirchen, sieht die Sorgen und Befürchtungen der Menschen im Kreis in Bezug auf die medizinische Versorgung. Gleichzeitig weist er darauf hin, dass man unterscheiden müsse zwischen dem nachvollziehbar subjektiven Empfinden und Erleben der Bevölkerung einerseits und rechnerisch ermittelten Versorgungsgraden. "Es wird immer so sein, dass sich primär Menschen mit schlechten Erfahrungen zu Wort melden", äußert sich der Landrat auf Anfrage. "Und ich möchte ausdrücklich betonen, dass ich deren Frust nachvollziehen kann, wenn sie schlechte Erfahrungen gemacht haben."

Unsicherheit nach Schließung des Krankenhauses in Altenkirchen
Enders betont aber auch, dass Deutschland trotz aller Probleme im Gesundheitswesen nach wie vor einen sehr hohen Stand in der medizinischen Versorgung habe - was nach Ansicht des Landrats dennoch "ausdrücklich kein Trost bei schlechten Erfahrungen ist!" Wichtig sei aber vor allem die schnelle Versorgung bei lebensbedrohlichen Situationen: Schlaganfälle, Herzinfarkte, Polytrauma müssen schnell und zuverlässig behandelt werden. In diesem Zusammenhang und mit Blick auf die Region wird Enders deutlich: "Das medizinische Angebot im ländlichen Raum kann und darf jetzt nicht noch weiter eingeschränkt werden!"

Enders verweist auf die Aussage des rheinland-pfälzischen Gesundheitsministeriums, wonach die stationäre Versorgung durch das Krankenhaus in Kirchen und weitere Kliniken in der Region gesichert sei. Gleichzeitig sei ihm bewusst: "Das Empfinden vieler Menschen nach der Schließung der Klinik in Altenkirchen ist ein anderes". Doch die stationäre Versorgung der Menschen ende nicht an Kreisgrenzen, auch darüber hinaus müsse man sich in der medizinischen Versorgung als Region verstehen. Die Hoffnung liegt dennoch auf dem Krankenhaus in Kirchen: "Grundsätzlich bin ich überzeugt, dass die Diakonie in Südwestfalen als neuer Träger das Haus in Kirchen stärken und das Angebot wie angekündigt ausbauen wird", erklärt Enders. Der Zulassungsausschuss der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz hat dem Antrag des MVZ im Diakonie-Klinikum Kirchen zugestimmt, 5,5 KV-Sitze in Kirchen und 2,0 KV-Sitze in Altenkirchen zu übernehmen. Damit ist der Grundstein für den Fortbestand der MVZ an den Standorten Altenkirchen und Kirchen gelegt.



Maßnahmen gegen den Ärztemangel
Die nun auftretenden Probleme im Gesundheitswesen sieht der Landrat als eine Folge von jahrzehntelanger Fehlplanung bei Bund, Land und Trägern. Auch er habe während seiner Landtagszeit bereits auf Fehlentwicklungen hingewiesen haben, ohne gehört zu werden. Heute müsse er sich diese Resultate trotzdem zeitweise zum Vorwurf machen lassen. Auch Enders fordert längst eine Reformierung der Bedarfsplanung, die regelt, wie viele Ärzte und Psychotherapeuten es in einer Region gibt und wie sie verteilt sind. "Leider arbeiten viele Haus- und Fachärzte am Anschlag, bei vielen älteren Ärzten ist die Nachfolgefrage offen. Wir erleben den Trend zu Gemeinschaftspraxen und Medizinischen Versorgungszentren, Teilzeit und weniger Bereitschaft zu selbstständiger Arzttätigkeit."

Es gebe seit langem zu wenige Medizinstudienplätze und damit zu wenige Mediziner, die für eine Tätigkeit als niedergelassene Ärzte auf dem Land gewonnen werden können. Im Rahmen seiner begrenzten Möglichkeiten versucht der Landkreis Altenkirchen hier gegenzusteuern, etwa durch Medizinerstipendien, die Famulaturförderung, eine umfassende Netzwerkarbeit mit der Kreisärzteschaft, der Kassenärztlichen Vereinigung und mit den Verbandsgemeinden. So "gelingt es uns immer wieder, Nachwuchs für den Bereich der niedergelassenen Hausärzte und Fachärzte zu gewinnen. Die Kommunen legen teilweise Prämien für Ansiedlungen auf, aber das können sich eben nicht alle Kommunen leisten. Auch das kann punktuell helfen, wobei finanzschwache Kommunen dann das Nachsehen haben."

Keine gesetzliche Regelungskompetenz
Der Landkreis kann nur wenig konkreten Einfluss auf Entscheidungen in der der Gesundheitspolitik nehmen. "Natürlich können und werden wir politisch immer argumentieren und appellieren. Adressaten sind die Landes- und Bundespolitik, je nach Thema auch die Kassenärztliche Vereinigung", betont der Landrat. Die Kreisverwaltung fordere beispielsweise die Verlegung der Bereitschaftsdienstzentrale von Hachenburg nach Altenkirchen. Hier stehe eine komplette Infrastruktur zur Verfügung. Doch vor Ort hat der Kreis keine gesetzliche Regelungskompetenz. Bei der Krankenhausversorgung kommt der Kreis laut Gesetz nur dann in die Pflicht, wenn es keinen anderen Krankenhausbetreiber gibt. "Den gibt es bei uns derzeit mit der Diakonie - zum Glück, denn ich bin der Ansicht, dass der Krankenhausbetrieb durch den Kreis viel mehr Geld kosten würde als die derzeit für die Diakonie zugesagten Zuschüsse. Wir haben mit der Diakonie einen starken und anerkannten Partner, der professionell für den Krankenhausbetrieb sorgen wird", erklärt Landrat Dr. Enders abschließend.


Mehr dazu:   Gesundheitsversorgung  
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